BundesratStenographisches Protokoll770. Sitzung / Seite 38

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gesehen im Bundesgebiet bei den 10 Prozent bleibt. Das heißt, das ist ein Mehr, das für die Neue Mittelschule möglich ist. Deshalb war ich auch verwundert, wieso sich Kol­lege Ebner dagegen ausgesprochen hat – bei all den guten Argumenten, die Sie dafür eingebracht haben. Das ist aber für Sie als Leiter einer Schule, die sehr erfolgreich mit der Neuen Mittelschule arbeitet, verständlich, aber darauf werde ich noch zu sprechen kommen.

Waren es im Schuljahr 2008/2009 67 Schulen in Österreich, die mit der Neuen Mittel­schule gestartet sind, so werden es im Jahr 2009/2010, also im kommenden Schuljahr, nochmals 139 Schulen sein, die dazukommen. Wir haben im Ausschuss in der Diskus­sion gehört, dass es im Schuljahr 2010/2011 noch Platz für zirka 85 Standorte gibt, be­vorzugt jene mit ganztägigen Formen beziehungsweise auch AHS-Standorte, und es – abgeschlossen – im Jahr 2011/2012 nochmals 50 Standorte sein werden. Im Vollaus­bau, wenn man davon sprechen darf, werden bundesweit rund 3 700 Klassen bei die­sem Schulversuch „Neue Mittelschule“ integriert beziehungsweise erprobt werden.

Wir haben auch schon von der Änderung des Schulorganisationsgesetzes gehört, und diese scheint mir auch wichtig zu sein, denn wenn man einen Versuch startet, dann muss man auch evaluieren, und – da bin ich bei meinem Chef landesweit, da bin ich bei dir, Herr Präsident Erlitz – dazu muss man festlegen, was man evaluieren kann. Ohne Regeln kann man nicht evaluieren. (Rufe bei der ÖVP in Richtung des Bundes­rates Mag. Erlitz.) – Formell ist er der Präsident, ich werde ihm aber heute auch noch widersprechen in der Argumentation, das muss zulässig sein. (Heiterkeit bei der SPÖ.)

Wir haben gehört, dass dieser Bericht im Drei-Jahres-Takt dem Nationalrat vorgelegt wird, und ich gehe davon aus, dass er auch der zweiten Kammer, nämlich dem Bun­desrat, vorgelegt werden wird.

Die wesentlichsten Ansprüche eines modernen Schulsystems müssen für mich persön­lich erhalten bleiben: Dazu gehören die Förderung und Forderung eines jeden Einzel­nen nach Neigung und Begabung – ein ganz, ganz wesentlicher Punkt –, die Wahlfrei­heit für Eltern und Schülerinnen und Schüler – welchen Schultyp auch immer sie sich aussuchen – und die Evaluierung neuer Schulversuche. Es muss aber klargelegt wer­den – und somit komme ich zu dem, was heute angesprochen wurde –, wie die Neue Mittelschule in der Praxis aussehen soll. Ich bin niemandem böse, auch nicht dem Kol­legen aus dem Ländle – der Edgar ist jetzt nicht da –, aber was in der Praxis unter Neuer Mittelschule läuft, sieht letzten Endes so aus, dass sich Standorte ein Mehr an Stundenkontingenten gesichert haben. Wir wissen, dass es heute noch Standorte gibt, wo in Leistungsgruppen unterrichtet wird. Wenn man einen neuen Weg geht, dann muss man sich auch dazu bekennen, bei den pädagogischen Inhalten, eben bei die­sem Teamteaching, anzusetzen, und da ist die Steiermark sicherlich federführend.

Also: Wenn es um die Neue Mittelschule gegangen ist, waren viele dabei, weil sie sich ein Mehr an Stunden versprochen haben; wenn es um die Inhalte gegangen ist, hat sich die Spreu vom Weizen auch schon getrennt.

Ich glaube trotzdem – das hat Kollegin Mühlwerth angesprochen, der ich auch bei­pflichten muss als einer, der seit rund 25 Jahren in einer „Landhauptschule“ unterrich­tet, dass hier sehr gute Arbeit geleistet wird, dass der sogenannte Output an die weiter­führenden Schulen und an die Berufswelt auch stimmt –, dass es diese Wahlfreiheit geben muss und nicht nur die ganztägigen Schulformen – da muss ich dir einfach wi­dersprechen, lieber Kollege Erlitz – das Allheilbringende sein werden.

Mir geht es auch darum, dass wir in der Sekundarstufe nicht nur von „Kindern“ spre­chen. Ich habe selbst zwei Töchter, die eine zweite und eine dritte Klasse besuchen, und ich sehe, mit welcher Freude – weil sie dort Möglichkeiten haben – sie auch ihre Freizeit am Nachmittag am Land verbringen. Diese Freiheit muss es auch in Zukunft


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