BundesratStenographisches Protokoll770. Sitzung / Seite 39

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geben. Es muss aber – da bin ich bei dir – für jene, die es brauchen und die es not­wendig haben, auch ein Angebot für eine gute Betreuung geben. Es muss also einfach diese Möglichkeit für beide Seiten geben.

Es ist doch bezeichnend, dass sich in der Diskussion drei – unter Anführungszeichen – „hohe“ oder im pädagogischen Beruf tätige Lehrer als Erstes zu Wort gemeldet haben. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir die Schule schon als Ganzes sehen, und es spielen dort Interessen – noch einmal! nicht nur der Schulpartner, der Eltern und der Kinder, sondern auch der gesamten Gesellschaft und der Wirtschaft eine Rolle, denn letztend­lich ist das ja auch etwas, was bezahlt werden muss.

Wir wissen – und das ist auch Tatsache –, dass ja die Ausgaben Österreichs für das Bildungssystem im europäischen oder im internationalen Vergleich in den letzten Jah­ren nicht unter dem Durchschnitt gelegen sind, sondern eher über dem Durchschnitt. Wir wissen, dass die Ausgaben auch gestiegen sind. Ich könnte das jetzt mit Zahlen belegen, die zeigen, dass letzten Endes die Ausgaben pro Schüler von 3 895 € im Jah­re 2001 auf 4 600 € im Jahr 2007 gestiegen sind.

Wir wissen aber, dass der sogenannte Output, das, was herauskommt, für viele nicht zufriedenstellend ist, obwohl wir mehr an Geld investieren. Das heißt, nicht nur die Diskussion, dass wir ein Mehr an Geld dafür brauchen – und wir bekommen ja auch 400 Millionen € mehr für den Bildungsbereich –, ist letzten Endes ausschlaggebend, sondern es muss auch zu Änderungen im inhaltlichen Teil kommen.

Ich bin sehr glücklich darüber, wie die Debatte hier und heute abgeführt wird – in einem Gremium, das dafür auch zuständig ist. Zur Debatte der letzten Wochen und Monate möchte ich nur festhalten: Da wurden alle beschädigt, und es haben auch alle andere geschädigt – beginnend von der Gewerkschaft bis – und ich sage es auch zu Ihnen, Frau Ministerin – zu den Schülervertretern, den Lehrervertretern und den Elternvertre­tern.

Wenn man eine so ernsthafte Debatte führen möchte, dann muss man sie fernab der Boulevardblätter führen, dann muss man sie mit Experten führen – und es gibt Exper­ten, nicht nur selbsternannte, sondern auch solche, die sich wirklich über das Bildungs­system in Österreich Gedanken machen –, dann muss man das entkrampft sehen, da­mit wirklich unterm Strich etwas herauskommt. Sonst wird es ein Verteidigen bekannter Positionen sein. Wer jetzt wo die Betonierer sind, das ist dann immer eine Frage des Standpunktes.

Mir geht es um eine ehrliche und offene Diskussion. Neues zuzulassen ist notwendig und muss möglich sein, es darf aber auch nicht so sein, dass alles, was bisher geleis­tet wurde, übersehen wird. – Ich betone noch einmal, dass zum überwiegenden Teil, zum allergrößten Teil von den Pädagoginnen und Pädagogen im Land sehr, sehr gute Arbeit geleistet wird, auch das soll einmal in den Vordergrund gestellt werden. Man muss aber auch möglichst viele mit an Bord nehmen – wenn wir heute schon vom be­rühmten Boot gesprochen haben –, wenn der Kurs entschieden wird.

Diese Debatte um das neue Dienst- und Besoldungsrecht, das ja bis 2010 abgeschlos­sen sein soll, lässt einiges zu. Ich weiß schon, es mag in diesen Zeiten opportun gewe­sen sein, die Lehrer ein bisschen an den Pranger zu stellen. Wir wissen – und das ist Tatsache –, dass es ein Berufsstand ist, der wesentlich überaltert ist. Bis 2015 werden rund 15 000 Lehrerinnen und Lehrer in Pension gehen, und in den nächsten 15 Jahren sind es 35 000. Über die Ausbildungsschiene kommen wesentlich weniger nach, das heißt, es wird irgendwann in der nächsten Zeit auch einen Lehrermangel geben, und da wird ein Mehr an Stunden einfach notwendig und aus der Sache gegeben sein.

 


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