BundesratStenographisches Protokoll770. Sitzung / Seite 60

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Comenius gesagt, das ist alles nichts Neues. Wie schaut diese Zeit aus? Und darüber müssen wir uns offen unterhalten: Wie schaut die Schulzeit heute und in Zukunft aus?

Lassen wir endlich dieses komische Zeiteinteilung! Wir tun so, als ob es das Mittag­essen gibt, und dann Schnitt, und dann ist die Schule aus und bumm, dann fängt das große Leben an. Warum kann das Leben nicht schon in der Früh beim Aufstehen an­fangen und es über die ganze Nacht hin sein – mein Leben? Hoffentlich lebe ich auch über 24 Stunden lang.

Ich glaube – und deshalb sage ich es hier herinnen –, dass dieser „Bildungsrat“ hier herinnen – ich weiß schon, dass er nach wie vor Bundesrat heißt –, dass diese födera­le Kammer die Einzige ist, die es wirklich schafft, über diese Dinge so zu reden. Und ich glaube, diese Dinge müssen wir uns vornehmen. Da sollten wir in den nächsten Monaten einige Schritte tun.

Ich meine – und das ist mein letztes Wort hier –, die Neue Mittelschule ist ein tolles Projekt. Wir sollten es weitergehen, wir müssen es auch weitergeben. Und ich meine, es ist für uns ein Halm – ich sage es ganz bewusst –, ein Strohhalm, an dem wir uns festhalten dürfen und müssen. Ob wir ihn vorzeitig zerbrechen und knicken, liegt letzt­lich auch an den politisch Verantwortlichen, denn Vorarlberg hat es uns vorgemacht. Wenn sich die Politik, die politischen Vertreterinnen und Vertreter in den Ländern auf die Beine stellen, kann man etwas bewegen. Und das zeigen wir in der Steiermark auch, denn das ist ja nichts Neues. Die Schule Klusemannstraße gibt es bei uns in Graz seit 1993/94, sie ist im Prinzip der Prototyp für all das gewesen, was nachher ein Stück weit gekommen ist. Also wir Steirer brauchen uns nicht zu verstecken – wir als Land des Waldes und des Holzes. (Ruf bei der ÖVP: Und der Bildung!) – Und selbst­verständlich der Bildung! Du kennst mein Symbol, das ich am Anfang eingebracht ha­be, und den Grund, warum ich das jetzt hier so betone.

Manche wollen die Neue Mittelschule nicht so recht. Da gebe ich meinem lieben Freund und wirklichem Bildungsmann Bernd Schilcher recht, wenn er sagt: Sie zer­schlagen den Spiegel, der die Falten im Gesicht untrüglich ihnen vor Augen führt. – Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.

Nehmen wir diesbezüglich auch manch neue OECD-Berichte, die sichtlich noch ganz vertraulich sind, aber den Redaktionen bereits vorliegen; nur für uns ist alles vertrau­lich. Aber deshalb gibt es ja diese Zeitschriften. (Der Redner hält eine Ausgabe der Zeitschrift „profil“ in die Höhe.) Damit möchte ich hier schließen, denn ich freue ich mich, dass im Prinzip unser Land nicht so schlecht dasteht. In diesem Artikel wird klar und deutlich gesagt:

„Ohne Anstrengungen in Bereichen wie (...) Bildungsreform und Integrationsmaßnah­men droht das Land mittelfristig den Anschluss an vergleichbare Mitgliedsstaaten zu verlieren.“ 

Weiter unten steht:

„Doch es sind Reizwörter – und deren Umsetzung scheitert teils seit Jahren an politi­scher Mutlosigkeit, parteipolitischer Verbohrtheit und mächtigen Interessengruppen.“

Und hier steht:

„Jüngst gesetzte Maßnahmen wie das verpflichtende Kindergartenjahr, kleinere Klas­sengrößen und die neue Mittelschule werden von der OECD ausdrücklich als ,ambitio­niert‘ und zielführend anerkannt.“

In diesem Sinne sollten wir so weitermachen, aber immer im Hinterkopf haben: Manch­mal tun wir gerne ein bisschen hier, ein bisschen dort, Hauptsache nach außen schaut es ähnlich aus, wie es vor der Novellierung war. – Danke schön. (Allgemeiner Beifall.)

12.09

 


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