BundesratStenographisches Protokoll777. Sitzung / Seite 39

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anwesend. – Sie werden wahrscheinlich denken: Die anderen Redner zu diesem Ta­gesordnungspunkt sind entweder aus dem Agrarbereich oder aus einem Land, das als Weinland bekannt ist, und jetzt kommt ein Kärntner heraus und redet sogar noch con­tra zu einem Weingesetz, obwohl er sich sicherlich nicht auskennen wird. (Zwischen­rufe bei SPÖ und ÖVP.)

Ich darf daher Folgendes mitteilen: Erstens ist Kärnten in der Zwischenzeit bereits ein Weinland, wenn auch nur ein ganz kleines. Zweitens bin ich als Gastwirt natürlich mit dem Thema Wein konfrontiert. Drittens habe ich eine Burgenländerin geheiratet, die Di­plom-Sommelier ist. Deshalb werde ich auch begründen, warum wir heute diesem neu­en Gesetz die Zustimmung nicht geben werden.

Österreich ist unbestritten ein tolles Weinland, vor allem, was die Qualität anlangt. Wahrscheinlich – im Nachhinein kann man das fast behaupten – hat der Weinskandal, gerade was Qualitätswein anlangt, Österreich eher genützt als geschadet, denn die strengen Weingesetze haben in den achtziger Jahren dazu geführt, dass die Winzer sich total umgestellt haben, von der Quantität hin zu hoher Qualität.

Das hat sich auch bewährt. Die Rotweingebiete Thermenregion, Carnuntum-Gebiet, Burgenland oder die Weißweingebiete Niederösterreichs oder der Steiermark und be­kannte Winzer, die Erfolgsstorys schreiben, wie Jamek, Markowitsch, Polz, Hillinger, Heinrich, und wie sie alle heißen, haben dazu geführt, dass die Gastronomie gezielt auf österreichischen Qualitätswein gesetzt hat. Das sollten wir auch, und wir sollten noch patriotischer sein und wirklich, so wie in meinem Betrieb, nur österreichische Wei­ne anbieten, da wir behaupten können, dass wir sowohl im Rotwein- als auch im Weiß­weinbereich mit den Besten der Welt mithalten können.

Ich vermisse in Italien österreichische Weine auf den Speisekarten und den Geträn­kekarten; warum soll ich italienische Weine auf die Speisekarte in Kärnten setzen? – Ich appelliere deshalb heute auch an die Gastronomie und Hotellerie in Österreich, die­ses tolle Angebot verstärkt anzunehmen. (Vizepräsident Mag. Himmer übernimmt den Vorsitz.)

Es gibt bei all diesen tollen Winzern und bei allen anderen Winzern natürlich auch Niedrigpreissegmente. Es gibt den sogenannten Tafelwein. Genauso wie man bei BMW einen „1er“ oder einen „7er“ kaufen kann, kann man bei Jamek auch ein Billig­produkt genauso wie einen hochwertigen Wein kaufen. Dieses Billigprodukt ist der so­genannte Tafelwein, und der wird jetzt mit dem neuen Gesetz für Österreich problema­tisch. Ich sage es noch einmal: Weil wir eben ein Qualitäts-Weinland und kein Quantitäts-Weinland sind, wird dies dazu führen, dass wir uns zwar im Export mit den neuen Formen Tetrapak oder Bag-in-Boxes wahrscheinlich etwas leichter tun, aller­dings dafür, dass wir auf Herkunftsbezeichnungen wie „g.g.A“ oder „g.U“ verzichten, uns dann für den Konsumenten möglicherweise Billigwein aus nicht-österreichischen Bereichen anbieten lassen.

Ich glaube nicht, dass Österreich damit gut bedient ist. Das zeigt sich, wenn man sich die Quantität in Österreich zu Gemüte führt: 3 Millionen Hektoliter werden auf 45 000 Hektar angebaut, davon entfallen 2,4 Millionen auf Prädikats- und Qualitäts­wein, die jetzt von diesem Gesetz nicht betroffen sind. Das sind nur die 400 000 Liter Tafelwein, und es ist kein großer Exportfaktor, dem wir uns da gegenübersehen. Österreich hat im Bereich Import/Export im letzten Jahr bereits ein Minus vorne stehen, denn Österreich hat 690 000 Hektoliter importiert und nur 600 000 Hektoliter exportiert.

Das heißt, wir müssen da aufpassen. Länder wie Italien, Spanien, Portugal oder Frank­reich – über Australien und Südamerika möchte ich da gar nicht sprechen – sind alles Länder, die sich im Bereich des Weinbaues viel, viel leichter als Österreich tun, weil sie nicht diesen klimatischen Schwankungen unterworfen sind. Spanien hat ein durchge­hend sonniges Klima, tut sich also leichter damit, Jahr für Jahr gleiche Qualität anzu-


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