ein Wirtschaftsprüfer dazu da ist, dass er Jahresabschlüsse beaufsichtigt und den Stempel, die Ermächtigung dazu gibt, dass diese in Ordnung sind und ordnungsgemäß eingebracht wurden, um eben an der Börse publicitymäßig veröffentlicht und eingesehen werden zu können.
Da wird wieder die FMA, die Finanzmarktaufsicht, dazwischengeschaltet. Das ist irgendwie eine Abgabe von Verantwortung. Diese sollte meiner oder unserer Meinung nach eher beim Wirtschaftsprüfer bleiben, denn der Wirtschaftsprüfer ist letztlich der Letztverantwortliche und sollte es auch bleiben. Die FMA als Tausendsassa, das klingt zwar gut, sie wird aber mit diesem Mitarbeiterstab, der sicherlich exzellent ist, gewiss nicht zu Rande kommen. Hier sollte man also doch extrem aufstocken, wenn nicht verdoppeln, denn sonst wird das nicht zu schaffen sein.
Was eher interessant wäre, wo man ein Kontrollinstrument einrichten könnte, wäre eigentlich die Finanzgebarung bei Bund, Land und Gemeinden, weil es sich dort ja grauslich abspielt. Wie wir hören, gibt es jeden Tag neue Spekulations-Deals, die an die Öffentlichkeit geraten. Dazu muss man sagen, dass alle Deals, die hier gemacht worden sind – wenn man sich diese anschaut, von Linz beginnend über Wien bis Salzburg, die Liste ist natürlich unvollständig, es werden wahrscheinlich jeden Tag neue Gemeinden und Länder dazukommen –, ein gleiches System haben: Alle spekulieren auf die Währung!
Wer sich ein bisschen mit der Währung beschäftigt, weiß, dass Währungsgeschäfte das Gefährlichste überhaupt sind, dass Währungshandels-Deals immer ins Unendliche ausarten können. Zwei Drittel des gesamten Spekulationsvolumens in der Welt werden im Devisenhandel abgewickelt. Wenn Sie da einmal auf der falschen Seite liegen, gehen die Verluste ins Unendliche.
Wenn von Wien die Rede ist, darf ich auf die Wiener Finanzstadträtin Brauner verweisen, die gesagt hat, in Wien werde nicht spekuliert, und es seien nur Buchverluste. – Ich darf darauf hinweisen: Wenn die Stadt Wien ein Grundgeschäft hat ... (Zwischenruf.) – Spekulation ist einmal eine Erwartungshaltung, diese ist unabhängig vom Grundgeschäft. Sobald ein Geschäft abhängig vom Grundgeschäft ist, ist es keine Spekulation.
In Wien wurde also ein Kredit aufgenommen – was ja löblich sein kann, wenn etwas Funktionierendes, Funktionelles gebaut oder errichtet wird, wofür man einen Kredit braucht –, aber in einer fremden Währung. Damit beginnt die ganze Geschichte, denn in einer fremden Währung begebe ich mich auf einen unsicheren Boden. Jetzt hat die Stadt Wien einen Schweizer-Franken-Kredit – die Hälfte der gesamten Schulden in Wien sind Schweizer Franken – aufgenommen in der völligen, ja, ich darf es einmal so sagen, Gier, 1 bis 2 Prozentpunkte an Zinsen zu sparen gegenüber einem Euro-Kredit, der um 1 bis 2 Prozentpunkte höher verzinst ist, also höherer Kreditzinsen bedarf.
Auf der anderen Seite habe ich jetzt eine offene Währungsposition. Wenn nun der Schweizer Franken, wie man in der Fachsprache so schön sagt, abschmiert, also nicht mehr bei 1,20 bleibt, sondern hinuntergeht, kann das endlos sein. Das kann unendlich sein, da gibt es keinen Boden mehr. Da schaue ich mir noch an, wie diese Geschichte ausgeht, denn bei 300 Millionen € Verlust wird es sicherlich nicht bleiben!
Allen drei Deals gemeinsam ist, wie gesagt, dass alle drei gesagt haben – das war die Erwartungshaltung aller drei Städte und Länder –: Der Euro wird stärker. Das war der Beginn des ganzen Deals, darum wurde fleißig herumspekuliert. Aber nein, der Euro wurde schwächer! Daher kommen nun diese gigantischen Verluste, die eigentlich in keinem Derivatgeschäft aufzureißen sind.
Weil Frau Stadträtin Brauner und Herr Bürgermeister Häupl sagen, in Wien werden keine derivativen Spekulationen gemacht: Wenn jetzt dieses offene Währungsgeschäft in
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