9.53

Bundesrätin Andrea Wagner (ÖVP, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zu­hörerinnen und Zuhörer! Die Digitalisierung betrifft uns alle, sie ist allgegenwärtig, auch im ländlichen Raum. Die Digitalisierung ist eine Riesenchance in allen Bereichen im ländlichen Raum: in der Wirtschaft, im Tourismus, im persönlichen Bereich und in der Landwirtschaft. Mit der Digitalisierung kann der Umgang mit Boden, Wasser und Luft umweltverträglicher gestaltet und das Wohl der Tiere verbessert werden. Sie ermög­licht auch eine flexiblere und auf die persönlichen Bedürfnisse des einzelnen Men­schen abgestimmte Arbeitsgestaltung. Auch bietet sie die Möglichkeit, die Produktivität zu steigern.

Blicken wir in die Zukunft, Landwirtschaft 4.0: Dort geht es auch um die Sensorik, die ein wichtiger Bestandteil von Robotersystemen ist. Die genaue Messung und Kontrolle von Veränderungen umwelttechnischer, biologischer und ökologischer Systeme hilft dabei, Felder so bedarfsgerecht wie möglich zu bewirtschaften.

Wie funktioniert das eigentlich? – Sensoren unter der Ackeroberfläche messen Feuch­tigkeit und Temperatur des Bodens. Die Werte werden entweder in die Cloud ge­schickt, von wo sie der Bauer oder die Bäuerin abrufen kann, oder direkt per Mobil­funkverbindung an die betriebseigenen Rechner gesendet. Auf Basis dieser Daten lassen sich dann die Bewässerung und das Düngen von Pflanzen deutlich gezielter an­passen. Stickstoffsensoren können zudem über Lichtwellen die Blattfärbung von Pflan­zen erfassen und eine genaue Düngeempfehlung abgeben, welche beispielsweise di­rekt an den Bordcomputer eines Traktors kommuniziert werden kann.

Wie schaut es in der Tierhaltung aus? – Sensoren überwachen den Gesundheitszu­stand von kranken oder trächtigen Tieren. Hoch spezialisierte Software wertet die per Sensor ermittelten Vitaldaten aus, gibt Empfehlungen und unterstützt so den weiteren Entscheidungs- und Behandlungsprozess. Die Sensortechnik bedeutet letztlich auch mehr Ortsunabhängigkeit und Zeitersparnis. Man muss in Zukunft nicht mehr persön­lich anwesend sein, um den Gesundheitszustand von Tieren oder den Reifegrad von Pflanzen zu überwachen.

Alle Szenarien rund um den digitalen Bauernhof basieren auf einer hochleistungsfähi­gen Vernetzung, die das Internet der Dinge in der Landwirtschaft letztendlich erst er­möglicht. Produktionsprozesse werden sich künftig weitgehend selbst steuern, Maschi­nen mit Maschinen kommunizieren und Fahrzeuge autonom gesteuert werden, Bei­spiel: effizienter Maschineneinsatz zur Erntezeit. (Bundesrat Schabhüttl: Bauern wer­den abgeschafft!) So können Transportfahrzeuge via GPS genau zum richtigen Zeit­punkt zu autonom die Felder abfahrenden Erntemaschinen geleitet werden, um dort ei­ne Ladung Getreide oder Kartoffeln aufzunehmen und abzutransportieren.

Ich kann die Technologie nur unterstützen. Wenn zum Beispiel um 2 Uhr in der Nacht der Wecker klingelt und ich aufstehe und mich anziehe, um nach der Kuh zu sehen, die ein Kalb bekommen soll, es ziemlich kalt draußen ist und die Kuh nicht den Anschein macht, dass sie demnächst kalben wird, gehe ich wieder rein ins Haus und ab ins Bett. Es kann aber sein, dass ich dann noch einmal nachschauen müsste, und ich bin froh und dankbar, dass es gut ausgegangen ist, wenn in der Früh das neugeborene Kalb gesund und munter neben seiner Mutter liegt. Ich wünsche mir aber diese Technik her­bei, um eben nicht immer persönlich rund um die Uhr anwesend sein zu müssen.

Grundvoraussetzung, um diese modernen Technologien anwenden zu können, ist aber der Zugang zu und die Versorgung mit moderner Breitbandinfrastruktur, die wir derzeit leider noch nicht beziehungsweise sehr eingeschränkt haben. Diese digitale Infrastruk­tur wird maßgeblich darüber entscheiden, ob Unternehmen und landwirtschaftliche Be­triebe weiterhin erfolgreich sein können.

Wenn wir also regional produzierte Lebensmittel wollen, wenn sie auch in Zukunft ei­nen hohen Stellenwert haben sollen, wenn wir Arbeitsplätze erhalten und neue schaf­fen wollen, um zum Beispiel den Pendlerverkehr hintanzuhalten, wenn wir im ländli­chen Raum die Lebensqualität erhalten wollen, wenn dieser auch in Zukunft den Städ­tern als wertvoller Erholungsraum dienen soll und wenn wir die Jugend, die sehr inno­vativ ist, am Land halten wollen, dann braucht es verstärkt und rasch den Ausbau von 5G in Kombination mit dem Glasfaserausbau. (Zwischenruf bei der SPÖ.)

Ein Risiko, wenn wir die Chancen von 5G und Glasfaserausbau im ländlichen Raum nicht nutzen, ist, dass es dann in 5G, nämlich in fünf Generationen von Menschen, kei­nen belebten und lebenswerten ländlichen Raum mehr gibt, da er nämlich menschen­leer ist.

Deshalb bedanke ich mich bei Ihnen, Herr Minister, dass Sie und die Bundesregierung sich weiterhin dafür einsetzen und in den ländlichen Raum investieren, damit es eine Chance für einen lebenswerten ländlichen Raum für uns alle gibt. Danke schön. (Bei­fall bei ÖVP und FPÖ.)

9.59

Präsident Ingo Appé: Zu Wort gemeldet ist Bundesrat Günther Novak. Ich erteile die­ses.