10.11

Bundesrat Marco Schreuder (ohne Fraktionszugehörigkeit, Wien): Einen schönen guten Morgen! Frau Ministerin! Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Schön, wieder hier stehen zu können, das freut mich wirklich!

Ich habe gerade mit meiner neuen Kollegin aus Oberösterreich, Claudia Hauschildt-Buschberger – an den Namen muss ich mich noch gewöhnen (erheitert) –, gesprochen. Es war ganz interessant, denn sie war in Physik, Mathematik und Chemie sehr gut und das waren meine Angstfächer. In den Achtziger-, Neunzigerjahren war das durchaus soziokulturell bedingt, sagen wir einmal. Nordrhein-westfälischer, niederländischer Hintergrund: Da war es so, dass wir nicht ganz den Geschlechterbildern entsprachen, denn ich habe dann lieber gekocht und lieber Geschichte und Geografie gemocht.

Sprechen wir aber über die Digitalisierung! Der Vorredner hat schon auf Gutenberg hin­gewiesen. Mir kommt es manchmal so vor, als haben die Menschen im 15. Jahr­hundert in den Klosterstuben, die die Schriften und das Schreiben gelernt haben und die Bücher geschrieben und hergestellt haben, sehr ähnlich wie wir heute diskutiert. Damals ist etwas passiert, was auch heute passiert: Wir hier sind die letzte Generation, die beide Welten kennt, die analoge Welt und die digitale Welt, und wir bilden Menschen aus, die diese beiden Welten nicht mehr kennen werden. Die sogenannten Digital Natives werden nur noch diese digitale Welt kennen. Das macht es ja auch so spannend, und deswegen diskutieren wir das auch, weil das im höchsten Maße eine politische Aufgabe ist.

Als ich mich vorbereitet habe, kam zufällig in diesem Moment eine Aussendung der Wirtschaftskammer Wien. Über eine Ausbildungsform haben wir noch nicht so viel gesprochen, nämlich die Lehrlinge. Natürlich können auch Lehrlinge ganz stark im digitalen Bereich, in den digitalen Notwendigkeiten ausgebildet werden. Bezüglich Lehrlinge im Bereich Applikationsentwicklung hat es zum Beispiel in Wien einen Zu­wachs von 60 Prozent gegeben. Dieser Beruf ist sicher ein ganz entscheidender Zukunftsfaktor.

Man könnte jetzt sagen: Das klingt doch super, plus 60 Prozent!, aber dann habe ich mir angeschaut, um wie viele Lehrlinge es eigentlich geht, und sehe: 92. Das heißt, dass es noch voriges Jahr nur 30 Lehrlinge gegeben haben muss. Wenn wir uns aber anschauen – meine Kollegin hat es vorhin schon erwähnt –, dass Tausende Berufe auf uns in diesem Bereich warten, dann ist das natürlich eine Zahl, die wir unbedingt erhöhen müssen. Mir war das wichtig: Vergesst mir in diesem Bereich die Lehrlinge nicht!

Wenn wir von der Digitalisierung vom Kindergarten bis zur Universität sprechen: Es muss ja einmal auch die Infrastruktur gegeben sein. Ich habe nicht die aktuellen Daten – vielleicht haben Sie (in Richtung Bundesministerin Rauskala) die noch für mich –, aber vor nicht allzu langer Zeit war ungefähr ein Drittel der Pflichtschulen mit WLAN ausgerüstet. Wenn wir von der digitalen Kompetenz sprechen, dann wäre es schon gut, wenn Notebooks da sind, Tablets da sind, WLAN da ist und ein Breit­bandanschluss an den Schulen da ist. Das ist einmal eine Grundvoraussetzung, damit es funktioniert.

Es ist auch schon angesprochen worden, wie wichtig es ist, digitale Kompetenzen in den Schulen zu haben, weil man diese digitalen Geräte und die Software auch bespielt. Da gibt es aber schon noch eine ganz wesentliche Frage, die auch viel mit Medienkompetenz zu tun hat: Versteht man auch die Technik dahinter, sprich Coding, Robotik? – Das sind ganz entscheidende Fragen für die Zukunft. Wir müssen das in den Schulen auch viel stärker ausbauen, das gehört zur digitalen Grundbildung.

Weil man in 5 Minuten so wenig Zeit hat, etwas zu sagen, möchte ich am Ende schon noch eine Sache erwähnen, die ich für ganz entscheidend halte: Wir reden so oft von der digitalen Kompetenz, aber es gibt auch humane Kompetenz. Die humane Kom­petenz ist meiner Meinung nach – es ist auch schon ein paar Mal angeklungen – genauso wichtig. Es gibt gewisse Dinge, die können wir entscheiden. Es gibt Ästhetik, die sehr menschlich ist. Layouts zum Beispiel werden auch schon von künstlicher Intelligenz gemacht; aber ist das schön? – Das sieht immer noch ein Mensch und lesen tut immer noch ein Mensch. Es gibt Kompetenzen, die zutiefst menschlich sind und auch die müssen wir ausbilden. Das nennt man dann soziale Intelligenz. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ, bei BundesrätInnen der FPÖ sowie der Bundesrätin Hauschildt-Buschberger.)

10.16

Präsident Karl Bader: Ich danke sehr. – Damit ist die Aktuelle Stunde beendet.