10.43

Bundesrat Marco Schreuder (Grüne, Wien): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Sehr geehrte Kolle­ginnen und Kollegen! Ich bin gerade gefragt worden: Marco, du bist doch ein Wiener, warum redest du zum Thema Oberösterreich? – Eine Wiener Biografie verweist meis­tens auf diverse Herkünfte, bei mir sind es eben die niederländische und Bad Ischl. Deshalb erlaube ich mir natürlich, über Salz und über Wasser zu sprechen.

Sie haben es auch schon angekündigt: Ich möchte ganz kurz, weil die Entwicklung des ländlichen Raums ja in den letzten Jahren im Zentrum der Bundesratsarbeit stand und auch in den kommenden Jahren stehen wird, einen ganz wichtigen Aspekt, der meiner Meinung nach oft zu wenig betont wird, in den Vordergrund rücken, nämlich die Kultur. Ich glaube, dass Kultur tatsächlich ein ganz wesentlicher Motor für die Entwicklung eines ländlichen Raums ist.

Ich hatte das Glück – gar nicht in meiner Funktion als Politiker, sondern als Unter­neh­mer –, in drei Podcasts Vertreter aller drei Kulturhauptstadtbewerber interviewen zu dürfen, und ich gestehe, dass ich als Bad Ischler natürlich auf Bad Ischl gehofft habe, aber gewettet habe ich auf Dornbirn, Herr Mayer (in Richtung des auf der Besucher­galerie sitzenden Bundesrates a. D. Edgar Mayer). Es waren natürlich drei tolle Konzepte und alle drei hätten den Zuschlag verdient, sowohl Sankt Pölten als auch Dornbirn als auch das Salzkammergut.

Das Salzkammergut ist ausgewählt geworden, und das ist natürlich eine schöne und große Chance, es erzählt viel über eine ewig lange industrielle Geschichte des Salzes, es erzählt eine lange, tausendjährige Geschichte über die Bedeutung des Wassers – auch für den Verkehr –, es erzählt eine wunderbare Geschichte, wie man mit Tradition umgeht und wie man in dieser Tradition aus der heutigen kulturellen Sicht kom­muniziert. Ich glaube, das ist das besonders Schöne an diesem Projekt, und ich möchte Stefan Heinisch und dem ganzen Team der Kulturhauptstadtinitiative ganz herzlich zu diesem großartigen Konzept gratulieren.

Ich möchte das deswegen so sagen, weil in der Berichterstattung, als dann Bad Ischl gewonnen hat, nahezu alle Medienberichte mit Fotos von des Kaisers Geburtstag illustriert worden sind und diese nostalgischen Glückseligkeitsgefühle sehr betont wurden, die ich gar nicht schlechtreden möchte.

Der allererste Satz im Bidbook Bad Ischl lautet im Übrigen: „The Emperor is still dead“. – Der Kaiser ist immer noch tot. Das finde ich eigentlich eine schöne Einleitung, denn er steht natürlich ganz im Zentrum der Aufmerksamkeit. Das Erste, woran man bei Bad Ischl denkt, ist der Kaiser, und mit dem Zusatz, dass er immer noch tot ist, stellt sich sofort die Frage, wie wir jetzt damit umgehen.

Ich glaube, das ist die Quintessenz, warum es so schön ist, dass der Zuschlag für die Kulturhauptstadt an Bad Ischl und die ganze Region gegangen ist.

Ich möchte auch noch etwas anderes betonen: Es sind ja die Steiermark und Oberösterreich, die gemeinsam eine Kulturhauptstadtinitiative ergriffen haben. Damit steht es im Übrigen, nebenbei bemerkt, vier zu null für diese zwei Regionen gegen die anderen Bundesländer – insgesamt bei den Kulturhauptstädten. Gleichzeitig erzählt uns das auch, dass Regionendenken natürlich nicht nur eine Frage der Bundesländer ist, sondern dass Regionen sich über die Bundesländer hinaus definieren und dass wir Regionen immer anders denken können.

Ganz wichtig werden zwei Aspekte sein, die ich jetzt noch in den Vordergrund rücken möchte. Der eine – darüber werden wir später noch diskutieren, und die Kulturhaupt­stadtinitiative wird diesen Aspekt ganz besonders thematisieren – ist die Frage des Overtourism, das ist die Frage, wie man damit umgeht, dass in einen ganz kleinen Ort wie etwa Hallstatt, wo nur 800 Menschen leben, Abertausende Menschen pro Tag kommen. (Zwischenruf des Bundesrates Saurer.) Wer so wie ich am Sonntagabend manchmal im Zug zwischen Bad Ischl und Attnang-Puchheim ist, weiß, dass man da wirklich wie zur Stoßzeit in der U1 in Wien steht, da steht man wirklich mit dem Koffer eng beisammen.

Damit bin ich beim nächsten Thema, das ist natürlich der öffentliche Verkehr. Es wird eine ganz entscheidende Frage sein – auch in Richtung Kulturhauptstadt –, wie man es schaffen kann, dass man am Abend in Gosau eine Literaturveranstaltung besucht und dann am gleichen Abend noch nach Ebensee kommt oder dass man eine Theater­vorstellung in Altaussee besuchen und am nächsten Tag in Strobl sein kann. Das werden ganz entscheidende Fragen für den öffentlichen Verkehr sein, und ich hoffe, dass man sie im Zusammenhang mit der Kulturhauptstadtinitiative auch beantworten kann.

Deswegen komme ich zu meinem Anfangsstatement zurück. Kultur ist ein ganz wich­tiger Motor für die Entwicklung des ländlichen Raums und stellt dann am Ende auch die Frage, wie ich eigentlich dorthin und wieder nach Hause komme. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen, bei BundesrätInnen der ÖVP sowie des Bundesrates Novak.)

10.48

Präsident Robert Seeber: Weitere Wortmeldungen dazu liegen mir nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Es ist dies nicht der Fall. Die Debatte ist hiermit geschlossen.

Ich bedanke mich herzlichst bei dir, Herr Landeshauptmann, für deine heutige Anwe­senheit hier im Bundesrat. (Beifall bei ÖVP, FPÖ und Grünen sowie bei BundesrätIn­nen der SPÖ.)