19.32

Bundesrat Thomas Schererbauer (FPÖ, Oberösterreich): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Stürme, Eschentriebsterben, Pilzbefall und vor allem der Borkenkäfer lassen die Waldbesitzer nicht zur Ruhe kommen und stellen sie vor immer größere Herausforderungen. In meinem Heimatbezirk Schärding, und dort speziell im oberen Donautal, frisst der Käfer die Arbeit von zwei Generationen. Das ist somit eine wahre Geldvernichtungsaktion für die Waldbesitzer. Der wirt­schaft­liche Schaden ist ganz enorm, da bei Schadholz pro Festmeter über 40 Prozent Ab­schläge zu verzeichnen sind. Ähnlich dramatisch ist die Situation im niederösterreichi­schen Waldviertel.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn ich als Sportler und Naturliebhaber durch unsere Wälder laufe und wandere, dann tut es mir im Herzen weh, wenn ich feststellen muss, wie großflächig der Waldbestand durch Klimawandel, Stürme und Borkenkäfer vernichtet wurde. Wo vor Kurzem noch ein wunderschöner Wald war, ist jetzt nur mehr eine kahle Fläche, und ja, mir ist auch bewusst, dass wir uns mit der Schaffung von Fichtenmonokulturen nachweislich keinen Gefallen getan haben. Ich kann nicht verstehen, dass es immer noch Forst- und Landwirte gibt, die nach wie vor Fichtenmonokulturen anpflanzen.

Aufgrund der akuten Borkenkäfergefahr hat das Land Oberösterreich einen Zehnpunkte­maßnahmenkatalog verfasst, um die Waldbesitzer finanziell zu unterstützen und die Abfuhr des Käferholzes mit Förderungen voranzutreiben. Der Waldverband Oberöster­reich hat im Bezirk Schärding 2019 um 70 Prozent mehr Holz vermarktet als im Jahr zuvor, obwohl der Bezirk schon die Jahre zuvor durch Gewitterstürme massivst betroffen war. Die Zahlen des ersten Halbjahres 2020 befinden sich auf einem ähnlichen Niveau. Darüber, wie viel der Menge durch Schadholz bedingt ist, gibt es laut Landwirtschafts­kammer keine verlässlichen Zahlen. Es ist aber davon auszugehen, dass die Steigerung hauptsächlich durch Schadholz bedingt ist.

2018 und 2019 hat Oberösterreich witterungsbedingt und klimabedingt einen noch nie erreichten Schadholzanfall zu verzeichnen gehabt. Laut Holzeinschlagsmeldung wurden in Oberösterreich 3,5 Millionen Erntefestmeter gefällt, mehr als 2 Millionen Festmeter an Schadholz gab es durch Borkenkäfer, Sturm, Schneedruck und Eschensterben.

Das Waldfondsgesetz wird unserer schwer gebeutelten Forst- und Waldwirtschaft unter die Arme greifen und wird von meiner Fraktion natürlich unterstützt. Ein Maßnah­men­paket in der Höhe von 350 Millionen Euro steht somit zur Verfügung, davon 60 Millionen Euro für Entschädigung von Borkenkäferschäden, 25 Millionen Euro für Unterstützung beim Forstschutz, 160 Millionen Euro für Unterstützung zur Entwicklung klimafitter Wälder, Erhöhung der Biodiversität im Wald und für Maßnahmen zur Waldbrand­prä­vention. Unterstützung zur vermehrten Verwendung von Holz, die sogenannte Holzbau­offensive, sowie von Forschungsmaßnahmen zur Erzeugung von Holz-, Gas- und Bio­treibstoffen gibt es in Höhe von 93,5 Millionen Euro.

Wenn das Waldfondsgesetz jedoch nachhaltig greifen soll, müssen wir zusätzlich Rah­menbedingungen schaffen, die sich am Erhalt der heimischen Wälder orientieren. Darum braucht es einen sofortigen Stopp von Billigholzimport aus dem Ausland. Nur wenn der Einfuhr billiger Hölzer aus dem Ausland ein Riegel vorgeschoben wird, werden unsere heimischen Wälder und Hölzer wieder aufgewertet und von unseren Sägewerken ver­wertet. Setzen wir auf Regionalität statt auf Import von Billigholz!

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Es wird viel Zeit, Kraft und vor allem Geduld brauchen. Es heißt ja: Lerne von der Geschwindigkeit der Natur, ihr Geheimnis ist Ge­duld.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, abschließend möchte ich noch erwähnen: Wir haben heute in diesem Hohen Haus von der Würde gesprochen, und ich glaube, der Wald und die Natur generell haben sich einen viel, viel würdevolleren Umgang verdient. Wenn wir gemeinsam daran arbeiten, haben wir auch in Zukunft klimafitte Wälder, schöne Wälder und vor allem haben wir noch einen Wald, denn in Oberösterreich schaut es manchmal schon ziemlich ernüchternd aus. – Vielen Dank. (Beifall bei FPÖ und SPÖ sowie bei BundesrätInnen der ÖVP.)

19.37

Präsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross. – Bitte, Herr Bundesrat.