10.22

Bundesrätin Doris Hahn, MEd MA (SPÖ, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Prä­sident! Geschätzter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zu­seherinnen und Zuseher, die via Livestream mit dabei sind! Wie wirkt sich die gegen­seitige Pflege von Ameisen auf ihre Krankheitserreger aus? Wie können flache Platten so programmiert werden, dass sie sich zu komplexen 3D-Objekten falten? Was sind die Energiespeicher der Zukunft? Und: Wie turbulent fließt eigentlich unser Blut? – Mit diesen und ähnlichen hier recht bildhaft und populärwissenschaftlich formulierten, aber den­noch, glaube ich, hochkomplexen Fragestellungen haben sich im letzten Jahr immerhin 531 WissenschafterInnen aus der ganzen Welt am IST Austria auseinandergesetzt. In aktuell etwa 60 Gruppen wird theoretische und experimentelle Forschung in den Be­reichen mathematische und physikalische Wissenschaften, Lifesciences sowie Informations- und Systemwissenschaften betrieben.

Wir haben es von meinen Vorrednern schon gehört: 2006 per Gesetz als postgraduale Wissenschaftseinrichtung gegründet und schließlich 2009 feierlich eröffnet ist das Institute of Science and Technology in Klosterneuburg, in meinem Heimatbezirk, inzwischen ein international hochbesetztes und vor allen Dingen ein multidisziplinäres Forschungsinstitut, das Grundlagenforschung mit akademischer Ausbildung verbindet. Als solches ist es wirklich recht schnell, trotz aller Unkenrufe zu Beginn, zu einem wahren Aushängeschild für den Bezirk, für die Region, für das Land Niederösterreich, aber natürlich auch für den gesamten Wissenschaftsstandort Österreich avanciert.

Bei den Eröffnungsfeierlichkeiten hielt der damalige Bundespräsident Dr. Heinz Fischer eine Brandrede auf die Wissenschaft und hat damals das IST als „Bekenntnis zu außergewöhnlichen wissenschaftlichen Leistungen“ gewürdigt.

Das wurde uns auch im Ausschuss bestätigt, wo wir gehört haben, dass knapp die Hälfte aller Anträge für Exzellenzforschung vom Europäischen Forschungsrat auch tatsächlich bewilligt wird. Im Vergleich mit ähnlichen Instituten, wie zum Beispiel dem Max-Planck-Institut, bei dem es nur etwas über 20 Prozent sind, ist das wirklich ein sensationeller Wert – daher auch meine Gratulation an dieser Stelle.

Bereits im Rahmen der Eröffnungsfeier 2009 hat es den Spatenstich für die erste Erwei­terung gegeben, nämlich für ein neues Laborgebäude. Heinz Fischer hat damals auch darauf hingewiesen: „Ernten und Säen finden in der Wissenschaft nicht im gleichen Jahr statt.“ – Man braucht also in der Forschung immer ein gewisses Maß an Geduld und Ausdauer. Insofern ist eine entsprechende Planungssicherheit über viele Jahre hinweg natürlich unerlässlich. Und diese Planungssicherheit ist mit der Zustimmung zur vorlie­genden 15a-Vereinbarung zwischen dem Bund und dem Land Niederösterreich, mit dem, wie wir schon gehört haben, vorgesehenen Budget von in Summe 3,28 Milliarden Euro ganz sicherlich gegeben – Planungssicherheit im Sinne der Leitprinzipien und der Kernziele des IST, natürlich neben der Grundlagenforschung, der Exzellenzforschung.

Es wird auch für die Ausbildung der nächsten Generationen von SpitzenforscherInnen im Rahmen der Graduate School gesorgt. Wir haben qualitativ hochwertigste PhD-Programme, seit Kurzem auch kombinierte Master- und PhD-Programme. Wir haben das Postdocprogramm mit unterschiedlichsten Internships und verschiedenes anderes. Das IST stellt außerdem auch wissenschaftliche Infrastruktur zur Verfügung: vom Elek­tronenmikroskop bis hin zu Hard- und Softwarelösungen für wissenschaftliche Datenver­arbeitung und vieles mehr.

Ich persönlich habe mir natürlich auch, da es in meinem Heimatbezirk ist, gar keine Frage, ein Bild machen können. Ich bin von WissenschafterInnen durch das Institut geführt worden, Studierende haben aus ihrem Forscheralltag berichtet, und ich muss sagen, ich war wirklich beeindruckt. Ich war beeindruckt vom Gelände, von der Infrastruktur, von den wirklich einzigartigen Laborgegebenheiten, aber auch von der Arbeit der Lehrenden und Studierenden gleichermaßen.

Man muss hervorheben, dass das IST auch als Arbeitsplatz nicht zu unterschätzen ist. Wir haben Forschung, Ausbildung, Verwaltung, vieles andere mehr. Bis 2036 sollen immerhin bis zu 2 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort tätig sein. Aktuell sind es rund 650. Hinzu kommt noch, dass sich im erweiterten Gelände, im IST Park, auch zahlreiche technologiebasierte Unternehmen mit knapp 150 Arbeitsplätzen angesiedelt haben, die natürlich von der Kooperation mit dem IST immens profitieren können. Allein dieser Aspekt stärkt natürlich die Region ganz ungemein.

Schön ist auch – und das muss ich jetzt als Lehrerin dazusagen –, dass das IST immer wieder auch Aktionen setzt, um die Bevölkerung zu sensibilisieren, um darüber zu informieren, was am Gelände so alles passiert, und vor allem auch, um etwas für die Kinder zu tun. Da gibt es zahlreiche Angebote, um die Wissenschaft und das wissen­schaftliche Arbeiten schon den Kleinsten näherzubringen, schmackhaft zu machen und vor allen Dingen auch wirklich greifbar zu machen.

Gerade in den vergangenen Monaten haben wir gesehen, und wir sehen es in Wahrheit tagtäglich, welche Bedeutung Wissenschaft und Forschung für unser Leben haben: von der Entwicklung des Coronaimpfstoffs erst vor wenigen Monaten über die Erfassung neuer Virusvarianten bis hin zur Modellierung von Infektionskurven mit den unter­schied­lichsten Maßnahmen, die getroffen werden, und vieles mehr. Insofern können und müs­sen wir natürlich die vorliegende 15a-Vereinbarung begrüßen und werden selbstver­ständlich auch unsere Zustimmung dazu erteilen. – Dem IST viel Erfolg! (Beifall bei der SPÖ.)

10.28

Präsident Dr. Peter Raggl: Zu Wort gemeldet ist Bundesrat Andreas Arthur Spanring. Ich erteile ihm dieses.