Wenn der politische Wille da ist, kann man durchaus auch unterschiedlicher Auffassung sein oder unterschiedliche politische Grundkonzeptionen haben: Man wird immer wieder im Interesse des Landes zusammenfinden. Wir können uns alle gelegentlich durch dieses Projekt und die dabei praktizierte Vorgangsweise der ehrlichen Konsenssuche auch bei anderen Themen im Parlament inspirieren lassen. Es hat auch seine Mängel, aber es hat alle zusammengeführt im Interesse unseres Landes, auch weil wir stolz sind auf die Kreativität unserer Künstler.
Es war ja in einer gewissen Hinsicht kein Ergebnis der üblichen Arbeit des Außenamtes, sondern doch ein besonderes Ereignis. Wir hatten drei Charakteristika: Zum ersten Mal ist ein Kulturinstitut nicht renoviert worden, nicht saniert worden, nicht erweitert worden, sondern neu gebaut worden – zum ersten Mal seit 1945!
Zum ersten Mal ging es nicht darum, was dort ausgestellt wird, ob das Anklang beim Besucher findet, sondern die neue Dimension in Form eines Neubaus sollte den künstlerischen Wert repräsentieren, eben das Gebäude an und für sich. Und drittens: Die Anerkennung war eine außergewöhnliche, sowohl national als auch international. Ich glaube, daß wir durch die Auswahl der internationalen Jury mit dem Künstler Raimund Abraham einen Mann in den Mittelpunkt des Geschehens gestellt haben, der für Österreich außerordentlich viel zusätzliches Ansehen gebracht hat und bringen wird. Ich sage hier laut und deutlich: Österreich kann auf den Osttiroler Raimund Abraham stolz sein. (Beifall bei der ÖVP, der SPÖ, den Freiheitlichen und bei Abgeordneten des Liberalen Forums sowie den Grünen.)
Warum ist man das Risiko eingegangen? – Einiges wurde schon genannt. Die Summe der Reparaturkosten kam bald in den Bereich der Kosten für den Bau eines neuen Kulturinstituts, bei gleicher Nutzfläche von 700 Quadratmetern. Jetzt haben wir 1 700 Quadratmeter zur Verfügung. Wir mußten zweitens damit rechnen, daß Firmen wieder aussteigen. Wir mußten drittens befürchten, daß wir mit der Mitgliedschaft in der Europäischen Union ganz oder teilweise neu ausschreiben müssen. Wir haben bei innerösterreichischen Projekten, wie zum Beispiel in St. Pölten, gesehen, welche Schwierigkeiten zusätzlicher Art das schafft. Gleichzeitig läuft der Kostenfaktor.
Und letztlich ging es darum – das war der Hauptgrund für meine Entscheidung –, daß ein gewaltiges Interesse unserer Architekten und Künstler vorhanden war. Wir im Außenministerium haben geglaubt, 30 bis 50 Künstler werden sich bewerben, werden die Unterlagen anfordern, 20 bis 30 werden Modelle in den Wettbewerb einbringen. Wie vorhin gesagt wurde, haben sich 486 Künstler und Gruppen von Künstlern interessiert, genau 458 haben Bewerbungsunterlagen angefordert und 226 haben ein Projekt eingebracht. Und diese 226 beziehungsweise rund 50 davon waren von so großem Interesse, daß sie in Chicago, New York und in Innsbruck, rund im die Welt zur Ausstellung gekommen sind und Österreich neue Anerkennung gebracht haben.
Meine Damen und Herren! Ich glaube, wir können uns davon inspirieren lassen, daß unterschiedliche politische Auffassungen oder weltanschauliche Grundkonzeptionen in der Politik sehr wohl auch zu gemeinsamen Leistungen führen können, wenn der politische Wille vorhanden ist. Es muß nicht immer der Gegensatz herausgestellt werden. Ich treffe diese Feststellung, weil ich den Dialog in der Demokratie für wesentlich halte.
Wenn wir gesagt haben, wir wollen für den Künstler möglichst viel Freiheit – und die künstlerische Freiheit verlangt meiner Auffassung nach nicht nur, daß sie toleriert wird, sondern auch, daß sie garantiert wird –, dann muß man dazusagen, daß sich aber keine Freiheit ohne Verantwortung entwickeln soll. Da ist eine heikle Grenze zu ziehen. Es kommt gelegentlich auch vor, daß Leute im Kunstbetrieb tätig sind, die nur für sich kreativ sind, aber nicht für den Besucher des Theaters, nicht für die Öffentlichkeit. Damit würde ich mich nicht identifizieren. Dies ist ein Spannungsverhältnis, das immer im Gleichgewicht gehalten werden muß: möglichst viel Freiheit, aber auch Grenzen durch das Verantwortungsbewußtsein gegenüber den Mitmenschen, auch, wenn es notwendig ist, gegenüber dem Steuerzahler. (Beifall bei der ÖVP und bei den Freiheitlichen.)
Zweitens: Ich glaube, wenn ich hier für die Freiheit plädiere, dann muß ich mich natürlich auch gegen das Monopol der Kunstförderung aussprechen. Wenn man dafür eintritt, private