Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 11. Sitzung / Seite 101

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Karenzzeit, aber unbezahlte – nicht weiter zu finanzieren ist. Das muß man ehrlicherweise zugeben.

Wir wissen aber auch, daß Frauen auf dem Arbeitsmarkt nach langer Familienpause Probleme haben. Die Frauen müssen 39 Versuche starten, um wieder einen Job zu finden, einen Arbeitsplatz zu erringen – zu erringen! –, und über 40 000 bis zu 50 000 Frauen gelten als nicht vermittelbar, weil es keine Kinderbetreuungseinrichtungen gibt. Das kann auf die Dauer keine Lösung sein.

Daher wurde im Übereinkommen festgehalten: verstärkte Bemühungen zur Schaffung von qualifizierten Teilzeitarbeitsplätzen – auch kein Allheilmittel, denn wir wissen, daß derzeit diese Arbeitsplätze schlechter bezahlt, instabiler sind, geringere Qualifikationen verlangen, aber dennoch ein Schritt –, weiters Sonderprogramme für Wiedereinsteigerinnen, flexible Arbeitszeiten, arbeitnehmerfreundliche Flexibilität durch Zeitkontomodelle, Gleitpensionen, Teilzeitbeschäftigung.

Dazu gehört aber auch ein Bündel von Maßnahmen, die die Gleichstellung der Frauen im Beruf deutlich verbessern sollen, und zwar spezielle Förderungen von Frauen und Mädchen bei der Ausweitung des weiblichen Berufsspektrums, also Zugang zu nicht typischen Frauenberufen, und eine effiziente Unterstützung der betrieblichen Aus- und Weiterbildung der Frauen.

Es geht nicht darum, aus familienpolitischer Sicht die Neuregelung der Karenzzeit zu beschönigen. Ich könnte das auch gar nicht. Aber es geht auch nicht darum, zu verschweigen, daß diese Maßnahme für Alleinerzieherinnen wahrscheinlich ungeahnte Härten zur Folge haben wird. Doch Alleinerzieherinnen gibt es nun einmal, und deren Zahl wächst auch in Österreich – wie in allen anderen westlichen Industriestaaten.

Aber es gibt bei der Familienpolitik neben dem familienpolitischen Ansatz auch einen frauenpolitischen Ansatz, einen emanzipatorischen Ansatz, und diesen sollte man nicht außer acht lassen. Da haben wir uns nun für eine durchaus sinnvolle Variante entschieden, nämlich für die Übernahme von mehr Erziehungsverantwortung durch Väter, durch Männer. (Beifall bei der SPÖ.)

Diese Erziehungsverantwortung sollte allerdings nicht beim sonntäglichen Frühstück enden, so wie man es im letzten "profil"-Heft lesen konnte. (Abg. Haigermoser: Beim täglichen Frühstück!) Beim "sonntäglichen" hat der Herr Khol gesagt. (Abg. Haigermoser: Ich bin für das tägliche!) Ich bin auch für das tägliche. Aber Herr Khol hat nur vom "sonntäglichen" Frühstück gesprochen. Da macht er das. – Doch zurück zur Erziehungsverantwortung. Diese sollte wahrgenommen werden im Familienalltag. Dazu gehört auch, Haushaltsaufgaben zu übernehmen, die Erfahrung des Ausstiegs aus der Erwerbstätigkeit zu machen. Diese Verantwortung trugen bis dato nur die Frauen. Diese Regelung könnte ein Umdenken und in der Folge eine andere gesellschaftspolitische Praxis einleiten.

Zu den Rahmenbedingungen, von denen ich gesprochen habe, die die Entscheidung für eine Familie positiv beeinflussen könnten, gehört auch die Erleichterung der Erziehungsaufgaben für Mütter und Väter durch konkrete Projekte wie vorbereitende und begleitende Elternbildung dazu. Die Steigerung und Verbesserung der Lebensqualität von Frauen und Familien ist aber durch den Ausbau von Frauenservice- und Familienberatungsstellen erforderlich.

Es geht aber nach wie vor – und das ist der Kernpunkt – um die gesellschaftliche und wirtschaftliche Gleichstellung der Frauen durch eine Verbesserung der Rechtsbestimmungen im Zivilrecht, im Familienrecht. Es geht um die Stärkung und um die Realisierung endlich, meine Damen und Herren, des Partnerschaftsgedankens bei der Haus- und Familienarbeit. Wir wollen das Gleichbehandlungsgesetz novellieren und die Anwaltschaft für Gleichbehandlungsfragen regionalisieren. Diese beiden Maßnahmen sollen der Konkretisierung und Überprüfung dienen, wie Gleichstellung in der Praxis geschieht.

Zuletzt noch eine Anmerkung: Durch alle familienpolitischen Maßnahmen zieht sich der Aspekt der aufklärenden Information – das reicht von der Elternvorbereitung bis hin zur Frauen- und


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