Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 104

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die Obduktion durchzuführen, weil die Krankheit so infektiös ist, daß sie sich selbst vor einer Ansteckung fürchten. In diesen Fällen werden behandelnden Ärzten Obduktionsbefunde vorenthalten.

Meine Damen und Herren! Gibt Ihnen diese Geheimnistuerei, diese Vertuschungsstrategie, damit ja keine Unruhe aufkommt, nicht zu denken? Nur um den britischen Rinderbauern ihren Absatz nicht zu vermiesen, sagt man: Weiterhin Tiermehl verfüttern, schauen wir, daß die Preise halbwegs bleiben. Die österreichischen Bauern, die nichts dafür können, die hochqualitative Produkte erzeugen, zahlen jetzt doppelt drauf, da sie auch noch Milliardenbeträge für die Verbrennung der britischen Rinder zusätzlich zahlen müssen. Das ist wirklich eine Ungeheuerlichkeit!

Bereits am 13. Mai 1990 hat der englische Mikrobiologe Professor Lacey gewarnt und die Bevölkerung aufgefordert: Verzichtet auf den Konsum britischen Rindfleisches! Schlachtet alle Rinderbestände, bei denen ein Befall festgestellt wurde, und verfügt ein totales Exportverbot! – Das hat der namhafteste britische Mikrobiologe bereits 1990 gefordert.

Was hat die britische Regierung gemacht? – Sie hat verharmlost, sie hat behauptet, es bestehe überhaupt kein Übertragungsrisiko auf den Menschen.

Am 16. Oktober 1992 – um Ihnen die Chronologie vor Augen zu führen – hat der britische Neuropathologe, der sich übrigens auch erst jüngst wieder zu Wort gemeldet hat, Professor Roberts aus London, der namhafteste Neuropathologe Englands, die These, daß BSE nicht auf Menschen übertragbar ist, über Bord geworfen und gesagt, diese These sei stark abgeschwächt und es sei höchstwahrscheinlich, daß die Übertragbarkeit vom Rind auf den Menschen möglich ist.

Warum, frage ich mich, Frau Kollegin Brinek, die Sie so heftig gestikulieren, schlachten denn die Holländer jetzt 70 000 Rinder. Wir wissen, daß BSE nicht von Rind zu Rind übertragbar ist. Die Regierung sagt, der Grund der Schlachtung von 70 000 britischen Rindern in Holland sei der, daß man die Bevölkerung schützen will. Der Grund, warum viele amerikanische Bundesstaaten jetzt die britischen Rinder schlachten, ist der, daß man die amerikanische Bevölkerung schützen will. Da muß doch etwas dran sein. Da können Sie vertuschen und verheimlichen, was Sie wollen, wir müssen unseren österreichischen Markt schützen. Ich habe schon 1993 ein totales Importverbot gefordert. Wenn dieses verhängt worden wäre, wären unsere Bauern geschützt gewesen. Unser österreichisches Rindfleisch könnte jetzt als Produkt des Feinkostladens Europas verkauft werden. Wir könnten unser Rindfleisch zu Höchstpreisen in die ganze EU exportieren. Die würden es uns aus der Hand reißen, unsere Bauern wären die Profiteure davon gewesen.

Was hat man damals gemacht? – Die Bauern wurden mißbraucht, die Bauernkammerfunktionäre haben die Bauern gegen mich aufgewiegelt, weil ich diesen Mißstand aufgezeigt habe, weil ich der Frühwarner war. Sie haben Unterschriftenaktionen gegen mich gestartet. Bauernkammerpräsident Kletzmayr aus Oberösterreich hat gar Einfluß zu nehmen versucht beim Freiheitlichen Landtagsklub in Oberösterreich und gemeint: Pfeift den Pumberger zurück, denn der haut uns den ganzen Rindfleischmarkt zusammen.

Meine sehr verehrten bäuerlichen Vertreter! Wenn damals meine Forderung, die übrigens jetzt auch Landwirtschaftsminister Molterer vertritt, nämlich nach einem totalen Importstopp, durchgezogen worden wäre, dann hätten wir jetzt mit Garantie und auch glaubhaft vor dem übrigen europäischen Ausland ein sauberes Produkt in Österreich, und wir könnten den Europäern glaubhaft versichern: Unser Produkt ist sauber. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Da könnt ihr etwas Gutes kaufen. Das ist der Feinkostladen, den Fischler fordert. Man würde uns unsere Produkte zu Höchstpreisen abkaufen.

Damals sind die Bauern mißbraucht worden. Sie wurden zu Handlangern der Kämmerer, der Fleischexporteure, der Fleischlobby und der Fleischmafia gemacht. Sie haben damals mit den Verharmlosern gemeinsam genauso gejubelt, wie Sie heute dem Verharmloser Vizekanzler Schüssel zugejubelt haben.


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