Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 474

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und ich denke, daß hier in mehrfacher Hinsicht anzusetzen ist. Ich meine, daß die Universitätskliniken in den Universitätsstädten zu einem großen Teil eben große Krankenhäuser sind, und ich meine, daß das dort eingesetzte Personal nicht generell wissenschaftliches Personal mit einer sozusagen wissenschaftlichen Laufbahn sein soll. Und deshalb bin ich der Ansicht, daß man hier einen strukturellen Trennungsstrich machen muß.

Es ist letztlich folgendes geschehen: Man hat in einem Teilbereich zwischen Gesundheitsressort und Wissenschaftsressort eine Lösung gefunden, die im Prinzip anzuerkennen ist, aber wir müssen meines Erachtens auch im Personalbereich einen ähnlichen Schritt machen. Es hat keinen Sinn, jeden Arzt an der Universitätsklinik in eine wissenschaftliche Laufbahn hineinzudrängen. Denn zum Großteil behaupte ich, können und wollen diese Ärzte nur ganz "normale", hochqualifizierte Spitalsärzte sein. Und das ist meiner Meinung nach ein wichtiger Punkt, der bei einer strukturellen Reform berücksichtigt werden sollte.

Damit möchte ich zu jenen Problembereichen kommen, die es darüber hinaus gibt. Natürlich steht auf der Negativliste unserer Bestandsaufnahme die hohe Drop-out-Rate im Mittelpunkt: Jeder zweite Student bricht das Studium ab. Selbstverständlich ist die überlange durchschnittliche Studiendauer, die sich – laut Unterlagen – zwischen sechs und fast neun Jahren erstreckt, ein gravierender Mangel. Das ist einfach zu lang!

Das nächste Problem ist die soziale Situation. Ich verstehe den Studentenprotest, wenn das Sparpaket jetzt auch auf dieser Ebene die existentiellen Grundlage der Studenten schmälert. Ich meine nicht, daß sie damit gravierend beschnitten wird, aber es ist eben ein Abstrich. Und das halte ich deshalb für falsch, weil ein Großteil der Studenten – einerseits durch die überlange Studiendauer, andererseits durch die materielle Situation, denn Studieren ist teuer – gezwungen ist, neben dem Studium einen Job anzunehmen. Damit meine ich nicht eine fachspezifische Nebentätigkeit – wenn beispielsweise ein Publizistikstudent nebenbei bei einer Zeitung arbeitet. Es geht mir darum, daß viel Zeit während dieser Jahre verlorengeht, um den Lebensunterhalt absichern zu können. Deshalb, glaube ich, muß unser Hauptziel sein, durch eine Studienreform die Studienzeiten entscheidend zu verkürzen. Das ist nicht einfach, wie ich weiß, aber ein ganz entscheidendes Ziel.

Ein drittes Problem möchte ich ansprechen, und zwar sind das die Versteinerungstendenzen beim Hochschulpersonal, bei dem heute – durch die weitgehende Pragmatisierung des Mittelbaus – einfach zuwenig Mobilität im personellen Bereich existiert. Und deshalb ist an diese Dinge heranzugehen.

Entscheidend ist meiner Meinung nach – Kollege Stippel hat sich zur Hochschulautonomie bekannt; ich tue es hier auch –, wirklich konsequent heranzugehen. Hochschulautonomie heißt Budgethoheit innerhalb eines Globalbudgets, und heißt auch Autonomie in Personalangelegenheiten. Das sind entscheidende Punkte, wenn man die Autonomie ernst nimmt. Und ich weiß durchaus, daß es an den Universitäten viele gibt, denen die Autonomie gar nicht so unbedingt "schmeckt", weil sie sehr viel Belastung und auch Verantwortung mit sich bringt, aber ich meine, daß an dieser Entwicklung kein Weg vorbeigeht.

Und damit zur Personalstrukturfrage. – Herr Bundesminister! Es ist eine Absurdität, wenn wir Universitätslehrer haben, die Lehrtätigkeit in der Theorie aber nur eine Freizeitbeschäftigung ist. Das ist ein Unsinn, und daher halte ich es für absolut richtig, wenn in einem künftigen Hochschullehrer-Dienstrecht die Lehrtätigkeit bis zu einem gewissen Ausmaß – man wird Belastungsspitzen natürlich abdecken müssen – normaler Bestandteil der Dienstverpflichtungen wird. Ich halte es für wirklich bedenklich, wenn man seitens des "Systems" so tut, als ob die Lehrtätigkeit Freizeitbeschäftigung wäre. – Das ist ein wesentlicher Punkt.

Ich meine auch, es ist entscheidend, daß innerhalb des Hochschulpersonals durchaus Schwerpunkte in Richtung Lehr- und Forschungstätigkeit von der Funktion her zu setzen sind. Man kann es durchaus so machen, daß man es ermöglicht, daß sich ein Hochschullehrer zeitlich konzentriert der Lehre widmet, während in anderen Phasen die Forschung im Vordergrund steht. Das sollte unbedingt ermöglicht werden.


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