diesen Studienrichtungen geht oft gerade von den externen Lektoren ein großes innovatives Potential aus. Es hat mich überrascht, zu erfahren, daß etwa im Institut für Zeitgeschichte an der Universität Wien rund 70 Prozent der Lehrveranstaltungen von externen Lektoren abgehalten wurden; also nicht von Professoren und Assistenten, sondern von externen Lektoren! (Abg. Dr. Lukesch: Mit welcher Qualifikation? Sind das Magister, Doktoren?) – Unterschiedlich, vom Dozenten bis "herunter" – unter Anführungszeichen – zu Leuten mit Doktorat. (Zwischenruf des Abg. Dr. Stippel. ) Herr Kollege, ich komme gleich darauf zurück.
Noch einmal, nur zur Erinnerung: Bitte nehmen Sie nicht nur eventuell die Proteste der 40 000 – das mögen Sie so oder so sehen – ernst, sondern nehmen Sie die Resolutionen der akademischen Senate und ähnlicher Institutionen ernst. Das sind ja keine berufsmäßigen Revoluzzer! Ich weiß schon, daß unter unseren Kollegen, lieber Lukesch, das eine oder andere Häferl ist (Abg. Mag. Guggenberger: Der Dr. Lukesch ist ein solches Häferl, gelt?), das bei jeder Gelegenheit explodiert. Ich habe nicht ihn persönlich gemeint. Aber im großen und ganzen sind diese Proteste von der Sorge um die Zukunft der Lehre an den Universitäten in den nächsten Jahren getragen.
Jetzt komme ich auf die Heterogenität der Struktur und wieso manche existentiell bedroht sein können. Nehmen wir zum Beispiel die externen Lektoren her, Herr Kollege Posch. Als ich Dekan war, hatten wir zum Beispiel einen Konfliktfall an der Universität. Ein Sektionschef des Innenministeriums, dessen Namen ich hier nicht nenne, hatte bei uns einen remunerierten Lehrauftrag. Wir hatten zuwenig Geld für Lehraufträge. Da haben wir gesagt: Na gut, der Herr Sektionschef wird vielleicht bereit sein, das nicht remuneriert auf Kollegiengeldbasis zu lesen. Das hat mir die größten Schwierigkeiten und sehr viel Ärger eingetragen, obwohl ich davon ausgehen würde, ein Sektionschef kann nicht existentiell gefährdet sein, wenn er einen nichtremunerierten statt einen remunerierten Lehrauftrag bekommt.
Aber es gibt andere, weniger an den Sowi-Fakultäten, eher an den geistes- sowie grund- und integrativwissenschaftlichen Fakultäten, die keine Anstellung haben; zum Beispiel Leute mit Doktorat im Habilitationsstadium, die aufgrund der blockierten Stellen an den Instituten keine Anstellung als Assistent gefunden haben, gleichwohl aber im Forschungsbereich tätig sind. Das heißt konkret sich durchwurschteln von Forschungsauftrag zu Forschungsauftrag über den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung zum Beispiel, fallweise auch über die Oesterreichische Nationalbank und dergleichen, aber die ist ja eher im ökonomischen Bereich, und dann noch zwei Stunden, mag sein, vier Stunden Lehrauftrag im Semester. Diese leben am Existenzminimum, weil sie einfach wissenschaftlich arbeiten wollen, aber keinen normalen Job als Angestellter beziehungsweise Beamter auf Zeit haben.
Für diese Leute sind jetzt 10 oder 20 Prozent, geschweige denn 30 Prozent Kürzungen bei den Lehraufträgen etwas sehr Einschneidendes – für mich nicht, aber für diese Leute kann das sehr einschneidend sein. Ich bitte Sie nur, diese Heterogenität der universitären Strukturen und auch des universitären "Personals" – unter Anführungszeichen; diese Leute gehören ja dienstrechtlich nicht zum Personal – zu bedenken. Ein und dieselbe Maßnahme kann sich völlig unterschiedlich auswirken, je nachdem, um welche Fakultät und um welche Studienrichtungen – innerhalb der Fakultät sogar – es sich handelt.
Gerade bei den Geistes- und Sozialwissenschaften im allgemeinsten Sinn – ausgenommen vielleicht die Ökonomie – kann das sehr, sehr heikel werden. Nur en passant erwähne ich: Wieder einmal ist es auch ein Problem, das Frauen und Männer unterschiedlich trifft. Unter den Professoren haben die Männer einen Anteil von ungefähr 97 Prozent. Beim Lehrpersonal insgesamt haben die Männer einen Anteil von rund 75 Prozent – die Frauen immer spiegelbildlich. Bei den externen Lektoren aber haben die Frauen einen Anteil von 50 Prozent. Also gerade in den Bereichen, die ökonomisch am schlechtesten gestellt und am ehesten gefährdet sind, haben wir wieder mit Abstand den höchsten Frauenanteil.
Jetzt möchte ich Ihnen doch einige Zahlen nicht ersparen, weil ich überrascht bin, wie positiv die Kollegen Stippel und Lukesch die budgetäre Situation geschildert haben. Die Mittel des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, Herr Kollege, sinken von 1996 auf 1997 –