Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 562

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sidenten Schwarzböck, eingehen. Herr Präsident Schwarzböck! Das, was Sie hier betrieben haben, war meiner Meinung nach Schönfärberei. Sie wissen sehr genau, daß das Zukunftsbild für die österreichischen Bauern erschreckend ist. Das ist dem "Landwirtschaftlichen Förderungsdienst" von Herrn Minister Molterer zu entnehmen, also einem Bericht des Bundesministeriums. Sie brauchen sich nur anzuschauen, wie rapid die Deckungsbeiträge absinken. Im Jahr 1999 werden wir wahrscheinlich keinen Bauern mehr haben, der auf seinem Hof wird leben können. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Rufe bei der ÖVP: Zu den Deckungsbeiträgen kommen noch die AMA-Zahlungen!) Inklusive der Direktzahlungen, lieber Freund! Das sind Deckungsbeiträge, aber das verstehen Sie nicht. – Das Besenkammerl wäre für Sie recht und nicht für mich, denke ich.

Herr Kollege Schwarzböck! Sie haben noch etwas versäumt: Sie haben uns nicht erzählt, welche konkreten Einsparungen Sie in Ihrem Kammerapparat haben. Es ist von Ihnen keine Antwort auf diese Frage gekommen.

Sie reden von einer politischen Weltanschauung – bitte, von Ihrer politischen Weltanschauung haben die Bauern nichts! Die Bauern erleiden durch den Rinderwahn Einkommensverluste von 30 bis 40 Prozent, und diese werden den Bauern nicht abgegolten! Diese Bauern brauchen keine politische Weltanschauung, sondern Geld, eine Entschädigung für den Verlust, den sie erlitten haben! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Meine Herrschaften! Ich habe es schon angeschnitten: Das Einkommen in der Landwirtschaft ist rapid rückgängig. Die Deckungsbeiträge betragen laut dem "Landwirtschaftlichen Förderungsdienst" des Bundesministeriums für Landwirtschaft – das ist also nicht von mir – ... (Bundesminister Mag. Molterer: Wir verheimlichen nichts!) Sie sagen: Wir verheimlichen nichts. Es ist aber trotzdem erschreckend, lieber Minister Molterer, daß Sie hier von einer Euphorie reden, die die Bauern für die Zukunft haben sollen. Ich habe hier die Zahlen schwarz auf weiß. Ich darf nur daran erinnern: Der Deckungsbeitrag beim Qualitätsweizen fiel – bitte aufpassen! – von 11 000 S im Jahre 1994 auf 3 800 S. Wissen Sie, was das bedeutet, Herr Minister?

Und dann reden Sie davon, daß ein Bauer in Zukunft sein Einkommen über den Markt beziehungsweise über den Preis für seine Produkte erzielen soll?! Das ist doch unmöglich! Schauen Sie her, das gilt ja nicht nur für heute, das ist für die nächsten drei, vier Jahre, in diesem Fall bis Ende 1999 gültig. Wie soll er bitte über den Markt sein Einkommen erzielen? – Das können die Bauern nicht, das ist unmöglich, der Bauer schafft das nicht.

Der Deckungsbeitrag bei Sojabohnen ist von 9 800 S auf 3 600 S gefallen, der Deckungsbeitrag für die Sonnenblumen von 9 200 S auf 2 600 S pro Hektar. Bitte, wie soll da ein Bauer am Markt etwas erreichen, ein Einkommen erzielen? – Das ist unmöglich, das geht nicht. Es gehört eine grundlegende Reform der Agrarpolitik durchgeführt. Wir Freiheitlichen werden Ihnen ein Modell vorlegen, wie man das verändern kann. Die Landwirtschaftspolitik braucht eine Reform! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ich habe auch praktische Beispiele hier (Abg. Freund: Vorschläge!) – ja, die kommen schon, lassen Sie sich Zeit! –, zum Beispiel die Rübenabrechnung vom heurigen Jahr. Ich muß Ihnen eines sagen: Bei gleichen Zuckerwerten ist der Rübenpreis um in etwa 10 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr gesunken. Das ist der Markt, Herr Minister! Und auf einem solchen Markt soll ein Bauer dann sein Einkommen erzielen, wenn der Rübenpreis um 10 Prozent sinkt? – Ich darf daran erinnern: Für den Anbau von Zuckerrüben gibt es keine Stützung, dafür gibt es keine Förderung, das ist der reine Marktpreis, und der ist innerhalb eines Jahres um 10 Prozent gefallen, und das ist erschreckend.

Ich habe noch weitere Beispiele beim Getreide. Sie haben hier einen Deckungsbeitrag angeführt. Ich kann Ihnen die nackten Zahlen sagen: Vor dem EU-Beitritt hat man bei einem durchschnittlichen Hektarertrag von 5 000 Kilogramm Qualitätsweizen in etwa 21 000 S Rohertrag erzielen können. Wissen Sie, wie die Situation jetzt ist? – Der mögliche Rohertrag ist von


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