Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 215

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letzten "Truppendienst", einer Zeitschrift, die die Damen und Herren des Landesverteidigungsausschusses zugestellt bekommen, ein hochinteressanter Artikel.

Ich behaupte, Finnland hat ein sensibleres Bedrohungsbild, als das bei Österreich der Fall ist. Ich zitiere also aus dieser Zeitschrift: "Die finnische Panzertruppe ist derzeit schlagkräftiger denn je. Neue Kampffahrzeuge und Material wurden hauptsächlich aus der ehemaligen Sowjetunion und den aufgelösten Verbänden der Nationalen Volksarmee der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik beschafft. Es reicht für die Aufstellung und Erhaltung von zwei Panzerbrigaden. Das erstemal in der Geschichte Finnlands ist ausreichend Kriegsmaterial vorhanden, das den gegebenen Verhältnissen angepaßt ist." – Zitatende.

Wie sehen diese beiden "bestens ausgestatteten" Panzerbrigaden aus? – Sie bestehen aus je 65 Stück T 72, also 25 Jahre alten Kampfpanzern, insgesamt also 130 Panzern. Diese sind der "Hammer" Finnlands! – Österreich hat 170 M 60, die, was das Leben eines Panzers anlangt, unwesentlich älter sind, aber bei uns bezeichnet man diese als "schrottreif"!

Ein anderes Beispiel ist die Republik Irland: Die Iren – nicht die Irren, meine Damen und Herren! – haben seit Jahren keine Kettenfahrzeuge, keine Kampfpanzer, keinen "Hammer". Und auch die Iren sind überzeugt davon, daß sie ihre Heimat effizient verteidigen können. (Zwischenruf des Abg. Scheibner .)

Herr Minister! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Wir haben ein geändertes Bedrohungsbild, und vielleicht brauchen wir einen kleineren Hammer oder einen Schraubenzieher. Natürlich kann man eine Schraube auch mit dem Hammer lösen; die Effizienz eines Schraubenziehers ist jedoch höher.

Für effizient halte ich – in diesem Punkt bin ich mit dem Bundesminister einer Meinung – die Beschaffung von Radpanzern. Seiner Aussage, für alle Truppengattungen sollen Radpanzer angeschafft werden, kann ich voll beipflichten. Über den Verwendungszweck sind wir uns allerdings nicht mehr so einig.

Mit Erstaunen habe ich im Ausschuß gehört, daß der Herr Minister die Radpanzer als Ersatz für feste Anlagen ansieht. Dazu kann ich sagen: Das werden sie sicher nicht sein! Oder sollen wir unsere Aufgaben bei den UNO-Einsätzen mit dem Export fester Anlagen lösen? – Ich ersuche dich, Herr Minister, daß du dir das von dem Generalstabsoffizier, der dir das vielleicht aufgeschrieben hat, interpretieren läßt!

Ich glaube, daß mit dem Radpanzer ein Großteil der zukünftigen Aufgaben des Heeres erfüllt werden kann. Ich behaupte, daß eine Ausrüstung, wie sie zum Beispiel das Aufklärungsbataillon – das wir beide sehr gut kennen – nach einer Umrüstung auf den "Pandur" haben wird, zweckmäßig und zielführend ist. Ich meine, daß damit Grenzüberwachung und Katastropheneinsätze möglich sind.

Ich wollte noch meine Beobachtungen, die ich beim Grenzeinsatz im Falle Jugoslawien gemacht habe, der immer wieder genannt wird, hier darlegen: Wenn man zugeschaut hat, wie sich ein "K" auf den Loiblpaß hinaufquält, dann muß man feststellen: Das ist für eine Panzerwaffe kein geeigneter Einsatz. – Ich überspringe jedoch diesen Punkt.

Ich glaube aber auch, daß es keinen Sinn macht, neuerlich Vergleiche mit einem anderen Gerät anzustellen. Dieser Radpanzer ist ein österreichisches Produkt. Derzeit werden 68 Stück bei verschiedenen österreichischen Firmen gefertigt, und diese Firmen sind auch in der Lage, den weiteren Bedarf zu decken.

Hohes Haus! Die Koalitionsparteien bekennen sich zur Modernisierung der Ausrüstung, der Ausbildungseinrichtungen und der Unterkünfte. Kollege Gaál hat auch darauf hingewiesen, daß eine militärische Grundsatzplanung in den Bereichen Operation, Ausbildung und Beschaffung vorzulegen ist. Wir stellen uns vor, daß wir im Rahmen dieser Grundsatzplanung auch ein Konzept für unsere mechanisierten Truppen vorgelegt bekommen, das es uns auch erleichtert, ein Zehnjahres-Investitionsprogramm und die Zukunft konkreter beurteilen zu können.


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