in Europa tut, uns nur darauf zu konzentrieren, was sich in der Union der 15 tut, und darüber vielleicht allzusehr vernachlässigen, daß es außer diesem einen Kontinent noch vier andere gibt.
Der Herr Außenminister und auch der eine oder andere Redner in dieser Debatte haben das Faktum angesprochen – ich will das gar nicht als Problematik bezeichnen, sondern als Faktum –, daß wir in Asien mit einem rasanten Umbau der dortigen Wirtschaftssysteme, mit einem explosiven Wirtschaftswachstum konfrontiert sind, und daraus ergibt sich natürlich automatisch auch ein entsprechender Umbau der Gesellschaften und, wie anzunehmen ist, auch der Kriterien, nach denen in diesen Ländern Außenpolitik gemacht wird.
Ich weiß mich eines Sinnes mit dem Herrn Vizekanzler, daß natürlich auch bei uns im Außenamt und bei den außenpolitisch Tätigen erkannt ist, daß ein massiver Schwerpunkt unserer Außenpolitik Asien zu sein hat. Wir dürfen dort nicht Boden verlieren und – leicht kritisch angemerkt – nicht noch mehr Boden verlieren, als wir in der Vergangenheit dort schon verloren haben, weil wir in den vergangenen Jahren natürlich alle unsere Ressourcen an Personen, an Aufmerksamkeit, an intellektueller man-power auf unseren geplanten und angestrebten Vollbeitritt zur Europäischen Union konzentriert haben.
Wir werden uns nicht nur im Konzert der 15 der Europäischen Union mit dieser asiatischen Herausforderung zu befassen haben. Ich teile hundertprozentig die Meinung all derer, die klar zum Ausdruck gebracht haben, daß gerade das ein wesentlicher Grund ist, Vollmitglied in der Europäischen Union zu sein, daß es ganz wesentlich ist, die Wirtschaftsunion und damit natürlich auch die Währungsunion so schnell wie möglich zu verwirklichen, um fit zu sein, dieser wirtschaftlichen Herausforderung der sogenannten Tiger-Staaten als alter Kontinent Europa begegnen zu können. Aber es geht halt in der internationalen Politik nicht nur um wirtschaftliche Fragen, es geht auch um viele andere Probleme in der Beziehung der Völker zueinander.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich spreche Afrika an. – Ich habe auch nicht sehr viel Redezeit und kann daher die Themen nur punktuell anreißen. – Auch dieser Kontinent ist ja in einem massiven Umbau begriffen. Das fällt vielleicht bei uns hier in Mitteleuropa nicht so auf, aber wenn man so wie ich in der vergangenen Woche, als ich hier bei der Plenardebatte entschuldigt war, mit Kolleginnen und Kollegen der anderen Fraktionen bei der Konferenz der IPU in Istanbul war und dort die Debattenbeiträge der Repräsentanten der afrikanischen, der arabischen Welt gehört hat, dann wird einem schlagartig wieder ins Bewußtsein gerufen, daß dort ein noch schlafender Kontinent, ein Kontinent, der sich erst von den Zwängen seiner wirtschaftlichen Problematik, die natürlich von uns Europäern in der Vergangenheit durchaus mit verschuldet und hervorgerufen worden ist, befreien muß, beginnt, sich zu erheben, und auch mit dabeisein will im internationalen Konzert und nicht nur wirtschaftlich. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das heißt, wir dürfen hier natürlich nicht an Boden verlieren, nicht vergessen, daß sich dort auch etwas tut und daß wir als Republik Österreich eigenständig mit den Ländern dieses Kontinentes unsere Kontakte bestmöglich zu pflegen haben.
Für Lateinamerika – ich weiß nicht, ob in der heutigen Debatte überhaupt dieses Wort schon einmal gefallen ist – gilt genau dasselbe, was ich gerade gesagt habe. (Vizekanzler Dr. Schüssel: Die Frau Staatssekretärin kommt gerade aus Rio!) – Frau Staatssekretärin, ich höre, Sie kommen gerade aus Rio. Daher werden Sie diesen meinen Überlegungen hoffentlich beipflichten. – Die Länder dieses Kontinents sind von unserer Außenpolitik, von unserer eigenständigen Außenpolitik außerhalb jener, die im europäischen Konzert gemacht wird, pfleglichst zu behandeln.
Deshalb, meine sehr geehrten Damen und Herren, meine ich, daß es vernünftig ist, sich das aus Anlaß einer solchen Debatte wieder in Erinnerung zu rufen und als Parlamentarier auch bereit zu sein, in den Gremien, in denen man als Parlamentarierin, als Parlamentarier mitarbeiten kann, sich durchaus auch mit den Fragen zu befassen, die außerhalb dieser europäischen, ein bißchen zentrisch ausgerichteten Gedankenwelt stehen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe es schon angesprochen: Interparlamentarische Union, OSZE, Vereinte Nationen; da gibt es natürlich ein großes Betätigungsfeld für die österreichische Außenpolitik. Zurückkommend auf Europa möchte ich aber jetzt noch ganz