Weiters ist die Rede von der Vermittlung von Schlüsselqualifikationen – ein beliebtes Wort –, Projektunterricht und moderne Unterrichtsmethoden sind gefragt. Kennern der Szene muß aber wohl auch klar sein, daß all diese Unterrichtsmethoden sehr zeitintensiv und zeitaufwendig sind und daher angesichts dieser Kürzungen wohl kaum mehr durchgeführt werden können. Ob der Rückschritt zum Frontalunterricht – dem zwangsweise auferlegten Frontalunterricht – tatsächlich der Bildung und der Vermittlung von Bildung zuträglich ist, sei dahingestellt.
Aber noch eines zur Kürzung des Deutschunterrichts. Das ist es wert, daß man sich dieser Dinge noch einmal annimmt. Angesichts der zunehmenden Sprachlosigkeit unserer Gesellschaft, die ja anscheinend auch niemandem mehr verborgen geblieben ist, hat die Schule heute in immer stärkerem Ausmaß sämtliche Fehlentwicklungen und Mangelerscheinungen unserer Gesellschaft auszugleichen und zu reparieren. Den Schulen und den Lehrkräften werden immer mehr soziale Aufgaben übertragen, alles wird an die Schule delegiert. Das kann es wohl nicht sein! Drogenaufklärung, Sexkoffer, Verhaltensstörungen der Kinder und so weiter – all das soll in der Schule kompensiert werden.
Zum Deutschunterricht, Frau Bundesministerin, gehört aber nicht nur die Vermittlung von Literaturgeschichte und das Pauken von Grammatik, sondern auch die Vermittlung kommunikativer Fähigkeiten. Und diesbezüglich frage ich mich: Was ist hier schiefgelaufen? In der Sendung "Report" der vergangenen Woche wurde davon gesprochen, daß es in Österreich rund 200 000 Analphabeten gebe. Das ist ein Zustand, der unglaublich erscheint – und das trotz Schulbesuch, trotz gesetzlich verankerter Schulpflicht. Es wurde hier ein erschütterndes Bild gezeigt, und ich frage Sie, Frau Bundesministerin, wie so etwas überhaupt möglich sein kann. Wie kann so etwas möglich sein, da unser Schulsystem angeblich allen Begabungsstufen und Neigungen Rechnung trägt? Ich frage Sie konkret: Was werden Sie unternehmen angesichts dieses erschütternden Bildes, das letztlich eine Bankrotterklärung unseres Schulsystems ist? (Beifall bei den Freiheitlichen.)
Aber noch kurz ein paar Worte zur Situation der Lehrer, die natürlich mit diesen Maßnahmen in ganz engem Zusammenhang steht. Auch hier haben Sie Aussagen getätigt, Ihre Handlungen waren diesen aber dann zuwiderlaufend. Sie haben immer wieder gesagt, daß auch bei den Lehrern nicht weiter gespart werden soll. Im Zuge dieses neuen Belastungspaketes hat es geheißen, es werde keine Entlassungen geben. Frau Bundesministerin! Es ist relativ schwierig, pragmatisierte Lehrer zu entlassen.
Die Realität für die Junglehrer, die sich fern jeder Pragmatisierung befinden, für die kein Bedarf mehr vorhanden ist, die man offensichtlich jetzt nicht mehr benötigt, sieht allerdings eher traurig aus. Sie sind befristete Vertragslehrer ohne Aussicht auf Weiterverwendung.
Interessant ist aber dabei auch die Rolle der SPÖ. Nach anfänglicher Zustimmung des Herrn Kollegen Niederwieser wurde er offensichtlich von der sozialistischen Lehrergewerkschaft wieder zurückgepfiffen beziehungsweise zurückgerufen, nachdem die Lehrergewerkschaft der SPÖ am 25. Jänner dieses Jahres verkündet hat, daß die Frau Bundesministerin aufgefordert wird, die finanziellen Kürzungen nicht unter einem pädagogischen Deckmantel zu verkaufen. Aber wie das halt dann alles in weiterer Folge so läuft: Man einigt sich, und schließlich ist sowieso alles wieder in Ordnung.
Den Witz des Tages lieferte dazu noch der SPÖ-Stadtschulratspräsident in Wien, Dr. Kurt Scholz, der sich öffentlichkeitswirksam beklagt und die Situation kritisiert, daß es in ganz Österreich in den nächsten zehn Jahren 7 000 arbeitslose Junglehrer geben wird. Allein in Wien sind 1 000 AHS-Junglehrer betroffen.
Schuld daran ist natürlich dieses schreckliche, böse Sparpaket der bösen Regierung. Er verschweigt aber dabei wohlweislich zwei Dinge, nämlich daß seine SPÖ samt Staatssekretär Schlögl zusammen mit der ÖVP für diesen Zustand die Verantwortung trägt. Aber das Spiel der Oppositionsrolle, das wir ja mehrfach bei den Wiener Sozialdemokraten erleben, kennen wir ja schon. Es ist Pharisäertum, wenn er einerseits die Situation beklagt und kritisiert, andererseits aber über Richtlinien den Schulen eindeutig vorschreibt, daß Junglehrer nicht mehr weiter