Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 410

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So harmlos können Sie sich gar nicht geben, daß es nicht durchschaut wird. Denken Sie an das Schicksal des "Marzipan-Haider" in Italien, des Gianfranco Fini – eine weit harmlosere Ausgabe des Jörg Haider –, der bei den Wahlen jetzt einen Schmarrn gewonnen hat. Die Bevölkerung hat durchschaut, was für ein Konzept dahinter steht. Auch er ist ein Anhänger des autoritären Gesellschaftsmodells mit all den Folgewirkungen, die letztlich für die Bevölkerung damit verbunden sind.

Und da, denke ich, sollten Sie sich einmal Gedanken machen, ob Ihre Strategie wirklich sinnvoll ist, ob die wirklich das erbringen wird, was der Kollege Krüger vorhin versucht hat, hier auch anzuschneiden. (Abg. Dr. Graf: Was dürfen wir denn Ihrer Meinung nach? Was ist noch zulässig nach Ihrer Interpretation?) Das wäre interessant, das Thema, das könnten wir lang diskutieren.

Aber ich komme zu einem weiteren wichtigen Aspekt, nämlich zum Aspekt des Spannungsfeldes "Markt – Staat – Förderung – Verteilung". Über die innere Verteilung eines Kunstbudgets könnte der Herr Minister wahrscheinlich stundenlang sprechen, und zwar darüber, wie da die Verteilungsverhältnisse sind. Es ist irgendwo auch eine subjektive Entscheidung. (Abg. Dr. Graf: Die Frage ist, ob er uns alles erzählt, wenn er stundenlang spricht!)

Es wird versucht, das mit der Unterstützung von Beiräten irgendwie zu objektivieren. Man versucht, wirklich Konstruktionen zu finden und größtmögliche Freiräume zu schaffen und so wenig Interventionsverdächtigungen wie möglich zuzulassen, damit das möglich ist. Und trotzdem sage ich Ihnen: Sie müssen sich immer wieder dessen bewußt sein, daß es dieses Spannungsfeld der Nachfrage, des Marktes, der großen Namen gibt.

Ich möchte mir den ansehen, der da den Dompteur spielt – sei es im Theater, in der Musikwelt oder sonst irgendwo –, wenn einer, der so einen Marktwert hat, einen großen Namen hat, bei der Türe hereinkommt und sagt: Mein Marktwert ist x Millionen. Entweder ich kriege die – oder ich komme nicht. – Den Intendanten schaue ich mir an, der dann sagt: Dann komm’ halt nicht, dann nehme ich halt lieber die Tante Wetti! Den Intendanten möchte ich mir anschauen, der das dann wirklich vertreten kann!

Ich bin aber dafür, Kollege Morak, daß man das offen und ehrlich ausspricht und diskutiert, von mir aus auch kritisiert. Aber man soll nicht immer Handlungsspielräume vom Ressortverantwortlichen einfordern, die er nicht erfüllen kann, ohne durch das Stahlbad von einem Dutzend berühmter Namen zu gehen. Dann heißt es nämlich: Da ist einer, der will ja gar nicht die Aufwertung des Kunstbetriebes, der will ja gar nicht, daß die und die Aufführung "top" besetzt ist, mit Top-Namen – was übrigens ein Großteil derer, die zu den Aufführungen gehen, auch tatsächlich erwartet. Der Großteil will eine Top-Besetzung.

Daher bin ich der Meinung, da sollte man wirklich vorsichtig sein und sollte versuchen, in Bereichen, die wirklich schwer regelbar und schwer einschätzbar sind, nicht einfach Forderungen aufzustellen, die meiner Auffassung nach nicht perfekt und ideal lösbar sind; und dessen sollte man sich auch in der Diskussion bewußt sein. (Abg. Dr. Graf: Aber eine eigene Meinung dürfen wir schon noch haben?)

Sie sind ja ein Meister der Zahlenargumentation, Kollege Morak. Sie machen das ja ganz anders als der Krüger. Der Krüger macht das nämlich mit dem Holzhammer. Der haut zuerst den Ideologiehammer hin und läßt nachher ein paar Zahlen nachpäppeln. Sie machen das aber viel schlauer: Sie hauen nicht mit dem Ideologiehammer hin, sondern Sie verpacken die Ideologie in Zahlen und bauen damit natürlich Sachzwangszenarien auf. Und jeder, der nur halbwegs rechnen kann, sagt dazu: Um Gottes willen, es geht wirklich nicht anders! Mein Gott, der Morak hat recht, wir müssen das so machen, wie er es gerade vorgetragen hat. – Wobei ich jetzt wirklich nicht unterstelle, daß Sie sich da nicht kompetent vorbereitet und damit auseinandergesetzt haben.

Kritik muß sein, auch wenn man sich gemeinsam in einer Regierung befindet. Aber ich glaube, daß Zahlen nicht alles sind, sondern daß man wirklich stärker herausschälen muß, welchen Impetus, welche Perspektive man hat und was man damit will. Was wir wollen, ist eine freie, solidarische Gesellschaft, in der sich Kunst und Kultur entwickeln können und wo nicht


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