Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 409

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Ich vermute, daß es ein autoritäres Menschenbild ist. Ich glaube, daß es ein Menschenbild ist, wo Sie eine Gesellschaftsstruktur anstreben, wo einer bestimmt und die anderen das machen, was der eine sagt. Das ist – um es auf den Punkt zu bringen – im wesentlichen wahrscheinlich das Menschenbild, das Sie haben. (Abg. Dr. Graf: Das ist Vranitzky! In der SPÖ ist das so!)

Wir stehen für den emanzipierten, für den sozialen, für den demokratischen Menschen, für ein Menschenbild, wo eine solidarische Gesellschaftsordnung möglich ist. (Abg. Ing. Reichhold, lachend: Das glaubst selber nicht!) Darüber sollten wir einmal diskutieren. (Abg. Ing. Reichhold: Einem fragen ...!) Es ist doch klar, daß sie für Solidarität nur ein Lachen übrighaben. Das sollte man wirklich in den Stenographischen Protokollen vermerken: Die lachen bei dem Wort Solidarität. Das sollte man wirklich vermerken. (Abg. Ing. Reichhold: Einem fragen, was er mit Weisung in seinem Ministerium ...!) Danke, daß Sie das jetzt auch unterstrichen haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Das ist doch wohl bezeichnend, und von daher rühren auch bei Ihnen diese Begriffe wie Staatskünstler und monokratische Vergabe von Subventionen. Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß Sie es in Wirklichkeit nicht lieber hätten, wenn Sie der Vergeber dieser Subventionen wären? Es kommen Ihnen die autoritären Stielaugen heraus, wenn Sie daran denken, Sie könnten monokratisch Subventionen vergeben. Natürlich wollen Sie das! Dann schaue ich mir an, welchen Spielraum dann die Künstler haben und wie dann Ihre Freiheitsdefinition, wie die Freiheit, die Sie meinen, dann in Wirklichkeit aussieht.

Seien Sie vorsichtig! Die Gängelbandideologen sitzen bei Ihnen. Das haben wir anhand der denunziatorischen Plakate, wo Sie einzelne Künstler an den Pranger der Plakatwände gestellt haben, mehr als deutlich erkennen können. Das ist Ihr Selbstverständnis! Stellen Sie sich einmal da her und bekennen Sie sich endlich einmal dazu! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Ing. Reichhold: Vielleicht sagst du zum Budget auch etwas – oder fällt dir da nichts ein?)

Überschlagen Sie sich nicht bei den Zwischenrufen, es wird dann noch unverständlicher – nämlich auch in der Form, im Inhalt ist es sowieso unverständlich. (Abg. Ing. Reichhold: Herr Präsident! Zur Sache muß ja da niemand mehr reden! Man kann eine Partei beschimpfen, aber zum Budget braucht man nichts mehr zu sagen! – Abg. Grabner: Bitte, Herr Lehrer!)

Zum zweiten Bereich: Was wäre dann Ihre Alternative? Was wäre dann Ihre Alternative, wenn Sie immer den Markt hochleben lassen? Wer übt dann die Selektion aus? Wer ist es dann? – Der Sponsor ist es! (Abg. Ing. Reichhold: Zum Budget braucht man nichts mehr zu sagen!) Ich bin zutiefst in der Kulturpolitik, im wahrsten Sinn des Wortes, und wenn ich mich mit Ihnen noch näher beschäftige, bin ich noch tiefer drinnen in der Selektion, die der Sponsor auszuüben hat, wenn man Förderungen im Kulturbereich durchzuführen hat.

Und daher bin ich zutiefst davon überzeugt, daß der Staat natürlich Förderungsaufgaben zu erfüllen hat und die entsprechenden Freiräume zur Verfügung zu stellen hat, damit Kunst und Kultur sich frei entwickeln können. Und dem Kollegen Morak muß ich schon sagen, daß er uns nicht unterstellen soll, daß wir immer daran erinnern, woher die "Kohle" kommt. Das ist absurd! Im Gegenteil! Es geht darum, daß sie sich frei entwickeln können, daß sie den Zwängen des Marktes entzogen sind.

Es soll eben nicht so sein, daß der Generaldirektor X oder der Leiter der Werbeabteilung Y das entscheidet. Irgendwer wird es immer entscheiden. Oder sind Sie ein Verfechter dessen, daß der Künstler, wenn er irgendwo die Mariahilferstraße hinaufgeht und ihm zufällig ein "Patzerl" hingeworfen wird, dort das Geld aufheben soll? Irgendwer wird es vergeben müssen, und irgendwer wird entscheiden müssen, daß es vergeben wird. Und irgendwer wird entscheiden müssen, wieviel das ist. Sie drücken sich ja um diese Tatsache herum! Sie wollen ja auf diesen Aspekt gar nicht eingehen. Und Sie sagen nicht ehrlich, nach welchen Kriterien Sie das dann vergeben würden, und Sie sagen auch nicht, daß Sie in Wirklichkeit am liebsten noch monokratischere Strukturen hätten, damit Sie dann vergeben könnten, wie Sie sich das vorstellen. (Abg. Dr. Graf: Sie wollen nicht zuhören! Das haben wir schon oft genug gesagt, aber Sie hören nicht zu!)


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite