Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 423

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Und es gehört auch, meine sehr geehrten Damen und Herren, zu den Stärken des österreichischen Schul- und Bildungssystems, daß sich unsere Republik trotz mancher Vorurteile auf eine engagierte Lehrerschaft verlassen kann.

Meine Damen und Herren! Diskussionen in diesen Tagen gerade mit den Kolleginnen und Kollegen des Lehrerbereiches aktualisieren einige Schwerpunkte. Aufgrund der Tatsache, daß wir in Österreich traditionsgemäß ein sehr zentralistisches Schul- und Bildungssystem aufweisen, sind in den letzten Jahren signifikante Ansätze zur Dezentralisierung gemacht worden. Viele Beiträge haben sich heute mit Autonomie beschäftigt: Schulautonomie bietet die Möglichkeit, pädagogische Angebote zu erweitern. Schulautonomie ist ein wichtiger Beitrag, Verwaltungskosten im Schulsystem zu senken. Autonomie fördert das Engagement und die Einsatzbereitschaft der Lehrerinnen und Lehrer, auch des Nicht-Lehrerpersonals an den Schulen. Autonomie aktiviert auch Eltern und SchülerInnen, gemeinsame Ziele für die Schulen mit zu erarbeiten und mit umzusetzen. Sie nützt die deutlich steigende Führungskompetenz, und die Qualität unserer Schulleitungen verstärkt den Wettbewerb zwischen den Schulen und führt letztendlich zu verbesserten Berufschancen und entlastet administrative Vorgänge.

Autonomie ausschließlich, Frau Kollegin Schaffenrath, auf die Nutzbarkeit und Vermietbarkeit von Schulliegenschaften und Turnsälen zu reduzieren, halte ich für eine unzulässige Verkürzung dieser Thematik. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Schaffenrath. )

Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Schwerpunkte der aktuellen Diskussion unserer Pädagoginnen und Pädagogen zielen ab auf eine Neustrukturierung der Lehrplanarchitektur, auf eine Gliederung in Kern- und Erweiterungsstoffe unserer Lehrpläne, auf eine Komplettierung von Kulturtechniken im Hinblick auf Kommunikations- und Unterhaltungselektronik. Eine Diskussion läuft natürlich auch in Fragen der Leistungsbeurteilung. Selbstverständlich wird in unseren Lehrerkollegien auch die Frage einer gerechten Bewertung der Schülerleistungen auf der Basis einer laufenden Beobachtung der Entwicklung des Schülers diskutiert, ebenso die Fragen der Schaffung von Rahmenbedingungen zur Erweiterung der Integration auf der Sekundarstufe I. Es geht darum, Integration zu ermöglichen, aber auch die emotionale Bereitschaft zu wecken, sich auch tatsächlich dieser Herausforderung zu stellen.

Weiters stehen Fragen der Nahtstellenproblematik, der Schuleingangsphase, des neunten Schuljahres, des Polytechnischen Lehrganges 2000 in Diskussion.

Kollege Öllinger hat offensichtlich aus einem Mißverständnis des gewerkschaftlichen Selbstverständnisses heraus gemeint, daß das Lehrerleitbild nicht gelingen kann und die Frau Bundesministerin hätte diese Aufgabe der Gewerkschaft delegiert. Wahr ist das Gegenteil. Eben weil wir auch als Lehrergewerkschafter nicht ausschließlich die soziale Stellung beurteilen, sondern insgesamt am Arbeitsumfeld interessiert sind, haben wir dieses Lehrerleitbild initiiert, das gerade jetzt erst anläuft, und wir haben das Bundeskanzleramt und das Unterrichtsministerium eingeladen, sich daran zu beteiligen. Die entsprechenden Zusagen liegen auch vor.

Vor dem Hintergrund, daß der Lehrerschaft in der letzten Zeit mehr erzieherische Aufgaben übertragen wurden, die natürlich das berufliche Belastungsbild verändern, wollen wir ganz einfach konkrete Vorschläge zur Bewältigung des Problems des Umgangs mit verhaltensauffälligen Kindern ernst nehmen. Wir wollen darüber hinaus, weil es nicht genügt, daß Schulpartnerschaft institutionalisiert ist, Eltern für eine gelebte Schulpartnerschaft gewinnen. Dazu kann natürlich auch ein solches Lehrerleitbild beitragen. (Präsident Dr. Brauneder übernimmt den Vorsitz.)

Wenn die Lehrerschaft in zunehmendem Maße Unterricht als themenzentrierte Interaktion versteht, dann muß das seine Reflexion auch in der Lehrerbildung haben, und die hinzukommenden Aufgaben müssen Fragen der Lehrerausbildung und -fortbildung in einem neuen Licht sehen lassen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe Verständnis, wenn zur Herausstreichung mancher Themen im Schul- und Bildungsbereich schwarzweißgemalt wird, zu einer Schwarzmalerei besteht allerdings kein Grund. Ich denke, daß die Anliegen der Bildung bei Frau Bundesministerin Gehrer in besten Händen sind. (Beifall bei der ÖVP.)


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