Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 486

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Bisher – und das wundert mich ja so, Frau Ministerin – hat Österreich eine fortschrittliche Rolle gegenüber der Europäischen Union eingenommen. Wenn man sich die Stellungnahmen Ihres Ressorts zu den Freisetzungsversuchen genmanipulierter Pflanzen in anderen europäischen Ländern durchliest, erkennt man, daß Sie sich weitgehend dagegen aussprechen. Mich verwundert es deshalb, daß Sie in Österreich nicht den Mut dazu haben. Ich meine, daß Sie als Politikerin Ihre Position – weil es ja in Ihrer Verantwortung, bei Ihrem Ressort liegt – auch uns, dem Hohen Haus, mitteilen müssen, da es – ich nehme an, mit Ihrem Einverständnis – bisher, was andere europäische Länder betrifft, negative Stellungnahmen zu solchen Freisetzungsversuchen gegeben hat. Es ist mir daher unerklärlich, weshalb Sie da nicht auch unser Land betreffend eine ganz klare Sprache finden und sich, so wie die Minister Molterer und Bartenstein, eindeutig gegen diesen Versuch aussprechen und in Ihrem Ressort die entsprechenden Maßnahmen einleiten.

Ich möchte ein Beispiel, was die Risken und Gefahren der Gentechnik im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion betrifft, herausgreifen, weil es mich persönlich sehr betrifft und ich sozusagen selbst ein Opfer wäre. Ich habe eine schwere Apfel-Nuß-Allergie. Also jeder, der mir etwas Böses tun will, braucht mir nur einmal, ohne daß ich es sehe, ein solches Nahrungsmittel zu verabreichen. Ich bekomme dann schwerste Probleme; das geht von Erstickungsanfällen bis hin zur totalen Atemnot.

Nun habe aber nicht nur ich eine solche Allergie, sondern mittlerweile an die 10 Prozent der Bevölkerung, und die Zahl ist weiter steigend. Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit Allergien, eben weil es mich relativ stark selbst betrifft. Und da kann man sehen, daß die Frage der Allergien natürlich auch mit vielen Umwelteinflüssen zusammenhängt (Abg. Dr. Khol: Völlig richtig!), aber daß sich jetzt für uns Allergiker eine völlig neue Dimension auftut, weil nämlich viele Lebensmittel gentechnisch manipuliert werden sollen. Konkret soll beispielsweise eine Sojabohne mit einer Nußart aus dem brasilianischen Urwald gekreuzt werden beziehungsweise wurde bereits gentechnisch manipuliert, was für Leute wie mich, die dann eine solche Sojabohne essen, tatsächlich lebensbedrohend sein kann.

Das ist kein fiktives Beispiel, sondern das hat vor wenigen Monaten in Amerika stattgefunden. Der Pioneer-Konzern in Amerika hat eine Sojabohne mit einer brasilianischen Paranuß gentechnisch manipulieren lassen, und es ist dann bei den Testpersonen festgestellt worden – da waren tatsächlich auch Menschen mit einer solchen Nußallergie darunter –, daß diese plötzlich unglaubliche Beschwerden hatten und es zu einem echten Allergieschock kam, zu den auch mir bekannten Symptomen wie Atemnot bis hin zur Bewußtlosigkeit.

Es kommt aber etwas noch hinzu: Nicht nur, daß diese Versuche laufen und diese Lebensmittel produziert werden, ist es auch nicht gelungen, diese wenigstens zu kennzeichnen. (Bundesministerin Dr. Krammer: Genau das ist es!) Ich weiß schon, daß Österreich gegenüber der Europäischen Union eine fortschrittlichere Position eingenommen hat, aber was nützt das jetzt jemandem wie mir und meinen Leidensgenossen, wenn wir mit Lebensmitteln konfrontiert werden, auf denen nicht einmal gekennzeichnet ist, welche Gene aus anderen Pflanzen, gegen die man allergisch sein kann, enthalten sind? Dabei kann es gerade im Bereich der Nahrungsmittel für Menschen, die gegen bestimmte Nahrungsmittel allergisch sind, zu noch relativ unbekannten und ungeahnten Gefahren kommen.

Ich meine, daß das eines der vielen Beispiele ist, um aufzuzeigen, wie absurd und wie schlecht es ist, das Instrument der Gentechnologie im Bereich der Produktion der Nahrungsmittel heranzuziehen, und deshalb nicht nur von uns Grünen, sondern ich denke, österreichweit von vielen Menschen die Hoffnung, die Forderung gerade an Sie, Frau Ministerin, sich ganz klar gegen diesen Freisetzungsversuch auszusprechen, da das tatsächlich der Beginn einer fürchterlichen Entwicklung ist. (Beifall bei den Grünen.) – Soviel zur Gentechnologie.

Ich möchte ein Kapitel, das auch Sie betrifft, ganz kurz ansprechen, und zwar eine aktuelle Trinkwassernitratverordnung von Ihnen. Ich bin fast vom Sessel gefallen, als ich diesen Entwurf gesehen habe.


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