Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 485

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Ein ganz besonders wichtiger Bereich, der von Ihnen zitiert wurde, ist natürlich der Bereich der Vorsorge – wir haben das ja auch bei jeder gesundheitspolitischen Debatte hier angeführt –, der Bereich Prävention. Ich würde mir wünschen, daß das, was Sie hier gesagt haben, nicht nur einer der vielen Beiträge zum Kapitel Budget insgesamt wäre, sondern daß gerade der Bereich der Vorsorge, der Prävention einer der zentralen Bestandteile der Gesundheitspolitik wird.

Damit kann ich nahtlos zum Bereich der Gentechnologie überleiten. Sie, Frau Bundesministerin, haben mich in den letzten Wochen hinsichtlich Ihrer Aktivitäten beziehungsweise Nichtaktivitäten extrem enttäuscht. Ich kann von mir sagen, daß ich alles andere als ein Technologiefeind bin. Ganz im Gegenteil: Ich halte die Entwicklung von vernünftigen und risikoarmen Technologien für eine absolute Notwendigkeit. (Beifall des Abg. Dr. Mock .) Gerade im Bereich der Umwelttechnologie ist das wichtig, aber auch überall anders.

Ich meine, daß man bezüglich Gentechnik tatsächlich zwischen dem Bereich der Medizin und dem Bereich der Landwirtschaft unterscheiden muß. Und ich glaube auch, wie Kollege Rasinger vorhin gemeint hat, daß es im Bereich Medizin absolut Anwendungsbereiche für die Gentechnologie gibt. Ich habe selber im Bereich der angewandten Mikrobiologie in Genprojekten, beispielsweise beim Insulin, gearbeitet. Das ist heute überhaupt keine Frage mehr. Natürlich stelle ich auch die Krebstherapie hier nicht in Frage. Da besteht tatsächlich die Notwendigkeit, gentechnisch zu forschen.

Völlig anders stellt sich das für mich im Bereich der Landwirtschaft dar, vor allem das, was sich derzeit hier in Österreich abspielt. Da ist der Vergleich zur Atomtechnologie, gerade was die Diskussion angeht, tatsächlich zutreffend. Auch damals wurde gesagt: Es gibt kein Risiko, wir haben alles im Griff. Und so wie damals wird auch heute von den Befürwortern eine für mich absurde altruistische Haltung eingenommen. Heute hören wir von vielen Befürwortern der Gentechnik für die Produktion von Lebensmitteln, daß das ja ein großes Instrument gegen den Welthunger wäre.

Das ist so absurd! Jeder, der sich die Studien über die konkreten Mengen an Nahrungsmitteln, die produziert werden, ansieht, erkennt, daß das Problem nicht darin liegt, daß nicht genügend Anbauflächen vorhanden wären, sondern es ist ausschließlich eine Frage der Verteilung. Es geht nicht darum, eine neue Technik zu entwickeln, um den Welthunger zu stillen, sondern es geht darum, endlich wirklich an der Verteilung von den reichen Ländern hin zu den armen Ländern zu arbeiten. (Beifall bei den Grünen.)

Dieses vorgeschobene Argument, die Gentechniker wollen zum Wohle der Menschen etwas im Bereich des Anbaus von gentechnisch manipulierten Lebensmitteln tun, ist tatsächlich perfid. Schon bei den Diskussionen in den achtziger Jahren, als es um die Green revolution in den Entwicklungsländern ging, wurde uns weisgemacht, das sei nun das Instrument gerade für die Länder der Dritten Welt, einen Quantensprung im Bereich der Ernährungspolitik zu machen. Von vielem, was wir damals gehört haben, wissen wir heute, daß es in die völlig falsche Richtung gegangen ist: Die Böden dort sind kaputt, und aufgrund unglaublicher Pestizidmengen ist es natürlich zu einem unglaublichen Schadstoffeintrag gekommen.

Und jetzt kommen dieselben Produzenten, die damals diesen Blödsinn aufgrund zu geringen Widerspruchs leider nicht nur sagen, sondern auch durchführen konnten, und erzählen uns, daß es notwendig ist, pestizidresistente Pflanzen zu entwickeln, und daß wir deshalb auch in Österreich Freisetzungsversuche brauchen – wobei ich es besonders interessant finde, daß dieser Versuch in Österreich zehn Jahre lang dauern soll.

Es ist doch eine Absurdität, Frau Ministerin – und ich verstehe nicht, warum Sie nicht wenigstens zu diesem Bereich Stellung beziehen –, daß eine Firma, wenn es sich tatsächlich ausschließlich um einen begrenzten Versuch zum Sammeln von Daten handeln soll, diesen gleich für zehn Jahre bewilligt haben will. Ich möchte nochmals darauf hinweisen, daß diese Firmen natürlich auch die Pestizide, gegen die sie die Pflanzen jetzt resistent machen wollen, selber nach wie vor vermarkten. Es ist ein riesiges Geschäft, um das es hier geht. Es werden in Europa gerade die Weichen gestellt, und man wird sehen, wer den längeren Atem hat.


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