hörigen erlebt, der gesagt hat: Nein, das machen wir nicht, das ist zu teuer! Das habe ich noch nie gehört. Ich habe immer nur gehört: Wo ist der beste Arzt, wo ist die beste Betreuung? (Abg. Dr. Haider: No na!)
Ein anderes Beispiel, weil wir schon bei No-na!-Beispielen sind – und alles mit Zahlen belegt; ich möchte gerne mit Zahlen argumentieren:
15 000 Hüftoperationen gibt es im Jahr in Österreich, es handelt sich um Menschen, die hingefallen sind. Früher galten sie als invalid, kamen ins Pflegeheim, was hohe Kosten zur Folge hatte. Eine einzige künstliche Hüfte – das Material allein! – kostet 15 000 S. Das ist die neueste Zahl – vom Stadtrat Stacher vorgelegt – von Hüftpatienten, die durchschnittlich 80 Jahre alt waren. (Abg. Dr. Haider: Es kostet der Badeschlapfen schon 12 000 S bei der Sozialversicherung! – Heiterkeit.) Herr Haider, ich glaube, es ist nicht so lustig in Wirklichkeit. Das ist bitter ernst, es geht nämlich um die Zukunft von Patienten. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Deswegen schneiden wir ja das Thema an!)
Von durchschnittlich 1 000 Hüftpatienten, die rehabilitiert wurden, konnten von den durchschnittlich 80jährigen Frauen, die eine Hüfte bekommen haben – sie wären früher fast alle im Pflegeheim gelandet –, 86 Prozent entlassen werden, nur 1,6 Prozent mußten ins Pflegeheim.
Sie sehen, was ich sagen wollte mit diesen drei Beispielen. Der Fortschritt in der Medizin droht uns weltweit zu überrollen. Das ist die Mega-Frage, die uns beschäftigen wird, und nicht, ob jetzt eine Matratze 100 S oder 200 S mehr kostet. – Wobei mir von der Krankenkasse gesagt wird, daß manche Beispiele so nicht stimmen. Ich bin auch für Sparsamkeit, aber die Beispiele müssen wirklich hieb- und stichfest sein.
Zweitens: Die Alterslawine wird uns große Probleme bereiten. Alle fünf Jahre erhöht sich das Schlaganfallrisiko für Menschen über 60, beim Morbus Altzheimer ebenso wie bei der Parkinsonschen Krankheit. Bedenken Sie, daß wir alle zehn Jahre allerdings drei Jahre älter werden. Das heißt, wir laufen automatisch in eine Fortschrittsfalle. (Zwischenruf des Abg. Dr. Haider. )
Herr Haider, bitte aufpassen! Sie können viel lernen von mir. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Dr. Graf: Wir brauchen nicht aufzupassen, weil das haben wir vor drei Monaten alles schon aus Ihrem Mund gehört! Ich habe mir das alles gemerkt!) Nein, Sie haben leider geschlafen und nichts kapiert. (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) Es ist eine Nachhilfestunde, die ich heute leider erteilen muß, eine gesundheitspolitische Nachhilfestunde. Denn wenn man nicht die basics, die Basis versteht, kann man das Gesamtproblem nicht lösen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Ing. Reichhold: Sie könnten Oberlehrer werden!)
Wenn Sie Patient sind, wollen Sie maximale Genauigkeit, und diese Genauigkeit erfordert heutzutage den Einsatz von genaueren Geräten. Allein das kostet schon Geld: Computertomographie, Kernspin-Tomographie; oft muß ein zweiter Arzt hinzugezogen werden, um die Diagnose zu verifizieren. Neuestes Beispiel: In Deutschland gibt es einen Riesenskandal. Frauen wurde aufgrund der Diagnose Brustkrebs irrtümlicherweise die Brust entfernt, weil die Diagnose des Pathologen nicht gestimmt hat. Es wird dort nun gefordert, daß jeder Knoten, der größer als 2 Zentimeter ist, von einem zweiten Pathologen angeschaut werden muß. – Wenn ich eine Frau wäre, dann wäre ich natürlich sehr froh darüber, wenn das mit größter Genauigkeit gemacht wird; das bedeutet aber Zusatzkosten.
Vierter Punkt – damit komme ich zur aktuellen gesundheitspolitischen Diskussion in Österreich –: Wir haben eine Krankenhausreform zumindest versucht, das ist nämlich wirklich ein Megading. Wenn man die Leute den Spitälern fernhalten will, indem Spitäler geschlossen beziehungsweise Leistungen dort zurückgenommen werden, müssen draußen Leistungen angeboten werden – ansonsten müßte sich der Patient ja in Luft auflösen. Und wenn Sie deutsche oder Schweizer Berechnungen hernehmen, dann sehen Sie: Auch ohne Spitalsreform kommt es in Deutschland und in der Schweiz zu einem Zuwachs an Patientenkontakten in den Ordinationen von 25 Prozent. Das heißt, die Patienten gehen nicht zum Arzt, um sich zu wärmen oder irgendwo die Zeit zu versitzen, wie es oft behauptet wird, sondern die Leute haben Beschwerden und wollen ernstgenommen werden.