Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 27. Sitzung / Seite 166

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Haben Sie gewußt, daß die Zahl der Aufdehnung ... (Abg. Dr. Graf: Herr Kollege Rasinger! Das haben Sie hier im Parlament schon einmal erzählt!) Nein, das sind ganz neue Zahlen – von gestern! Sie brauchen keine Angst zu haben, von mir hören Sie nur die neuesten Zahlen, und wenn Sie mir eine einzige "langweilige" Zahl vorwerfen können, dann werde ich mich bemühen, nächstes Mal noch besser zu sein.

Ich möchte Ihnen einen gewissen Standard vorlegen, damit Sie sehen, daß sich Ärzte auch mit wirtschaftlichen Dingen beschäftigen. Das ist oft ganz interessant. Ich werde nämlich zu einer interessanten Conclusio kommen.

Beim Aufdehnen von Gefäßen ist die Zahl der Patienten von 348 auf 4 900 gestiegen – also um das Vierzehnfache! –, bei Herzoperationen, bei Herzkranzgefäßen von 2 000 auf 5 700, also um das Dreifache.

Vor zehn Jahren wurden kaum ältere Menschen am offenen Herz operiert, heute sind es schon fast 30 Prozent. Wissen Sie, was diese Operationen kosten? Diesbezügliche Zahlen habe ich mir auch besorgt: Ein Herzkatheter kostet 40 000 S, eine Aufdehnung eines Herzkranzgefäßes 80 000 S. (Abg. Dr. Graf: Das sind Zahlen von der letzten Rede!) Bei 30 Prozent der Gefäße muß man einen Edelmetall-Stand zum Offenhalten dazugeben, das kostet noch einmal 30 000 S. Eine Herzoperation kostet 160 000 S und ein Rehabilitationsaufenthalt im Durchschnitt 70 000 S.

Was ergibt das in Summe an Mehrkosten allein in zehn Jahren, allein in einer einzigen Behandlungsart? Raten Sie einmal, weil Sie immer so gerne zwischenrufen und sagen, das sei alles schon bekannt. (Abg. Dr. Haider: Du bist eben nie da, daher kannst du keine Zwischenrufe machen!) – 1,5 Milliarden Schilling!

Und jetzt raten Sie einmal, wieviel die Krankenkassen in Österreich insgesamt für Heilbehelfe ausgeben; das ist ja heute auch kritisiert worden, Sie haben Schaumstoffmatratzen und Klodeckel aufgezählt. – 1,9 Milliarden! Für eine einzige Krankheitsart, nämlich Herzkrankheiten: nachgewiesen 1,5 Milliarden zwangsläufig resultierende Kosten. Das heißt, man soll nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. (Abg. Ing. Reichhold: Das heißt, die Mißstände bleiben aufrecht?)

Eines möchte ich dem Herrn Minister aber schon sagen: Das sind alles Zwangskosten in einem Reparatursystem. Sie sollten sich aber einmal bemühen, den hohen Blutdruck zu behandeln, die Leute anzuregen, weniger zu rauchen, vielleicht ein bißchen mehr Wein zu trinken – ein Viertel Wein ist sicher gesund für die Herzkranzgefäße (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP) –, ein bißchen zu laufen. Herr Haider, Sie sind ein Marathonläufer, Sie werden sehr lange leben. Für das Sozialsystem ist das sicher teuer, aber für Ihre persönliche Gesundheit gut, denn Sie haben ein um 60 Prozent geringeres Herzinfarktrisiko.

Sie können auch mit Cholesterinsenkung, Sie können allein mit Maßnahmen, die keinen Groschen Geld kosten (Abg. Dr. Haider: Keinen Arzt, das ist der Vorteil! Ich bin ein echter Nettozahler, wie in der EU! Ich belaste das System nicht!), nach Ansicht der amerikanischen Kardiologengesellschaft so manchen Herzinfarkt verhindern. Und jetzt raten Sie wieder – ein Quiz für Nichtmediziner –: Wieviel von acht Herzinfarkten können Sie theoretisch vermeiden? Raten Sie einmal! – Von acht Herzinfarkten können Sie nach Meinung von Kardiologen in Amerika sieben vermeiden!

Das ist die Aufgabe. Wir haben in unserem Land leider ein Reparatursystem und kein Vorsorgesystem. Das zu ändern ist der wesentliche Punkt, der in der heutigen Diskussion vorrangig sein sollte, und nicht, ob auch auf allen Matratzen jemand liegt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wir reden immer von Fortschritt – Fortschritt kostet eben etwas. Wenn Sie zum Beispiel das Pech haben, in Ihrer Verwandtschaft einen AIDS-Kranken zu haben: Allein die Behandlung einer schweren Pilzerkrankung, Aspergilluspneumonie, kostet, so wurde mir von Experten gesagt, bis zu 200 000 S. Es ist eine ethische Frage, ob Sie das dem Patienten verweigern oder nicht. Ich habe bis jetzt in meinem Leben noch keinen einzigen Patienten und auch keinen einzigen Ange


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