dann zusammen mit den Eltern eine Lehrstoffanalyse gemacht wird, Förderungsmöglichkeiten besprochen werden und auch ein individuelles Förderprogramm erstellt wird. Meine Damen und Herren! Mir geht es darum, das negative Erlebnis des Schulversagens von den Schülern fernzuhalten.
Das zweite Anliegen ist, daß nicht aufgrund eines momentanen persönlichen Schlechtbefindens, zum Beispiel wenn das Kind in der Pubertät ist, persönliche Schwierigkeiten hat, wenn es vielleicht im Umfeld des Kindes Schwierigkeiten gibt, wenn es zu einem punktuellen Leistungsversagen kommt, daß also nicht aufgrund dieses punktuellen Leistungsversagens eine ganze Klasse wiederholt werden muß. Es geht also nicht darum, automatisch mit einem Fünfer aufzusteigen. Die Eltern sollen vielmehr einen entsprechenden Antrag stellen – das ist vorgeschlagen in der Novelle; es ist zur Diskussion gestellt, ob das jedes Jahr oder jedes zweite Jahr möglich sein soll, einmal in der Unterstufe, einmal in der Oberstufe –, und im Prinzip wäre diese Regelung dann strenger, als wir das derzeit haben, denn derzeit kann ein Schüler mit Beschluß der Klassenlehrerkonferenz ja jedes Jahr aufsteigen.
Ich möchte auch die Gelegenheit wahrnehmen, zum Schulschluß einen Appell an die Eltern zu richten: Liebe Eltern! Nehmen Sie die Noten, die Ihr Kind bringt, zwar ernst, aber überbewerten Sie die Noten nicht! Die Noten sagen nicht alles über die Lebenschancen eines jungen Menschen aus. Ich bitte die Eltern, mit dem Kind ein offenes Gespräch zu führen, dem Kind auch seine Stärken zu zeigen und vor allem auch eine vernünftige Planung zu machen. Lassen Sie dem Kind Zeit zum Erholen und machen Sie dann einen Lernplan. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Ich möchte auch noch hervorheben, was mir ein besonderes Anliegen im Bereich der Internationalisierung ist: Wir wollen ermöglichen, daß ein Schüler, der ein Jahr im Ausland war, in Österreich in die nächste Klasse aufsteigen kann. Das braucht Flexibilität von seiten der Schülerinnen und Schüler, Flexibilität von seiten der Eltern und Lehrer, aber ich meine, daß sich ein Jugendlicher im Ausland viele Kompetenzen aneignet, zum Beispiel Fremdsprachenkompetenz und Durchsetzungskompetenz. Das entschädigt dafür, daß er dann vielleicht in manchen Wissensbereichen seine Lücken aufholen muß.
Weitere Maßnahmen sind auch die Reform des Polytechnischen Lehrganges, die Lockerung des Werbeverbotes, die Neugestaltung des Aufnahmeverfahrens für die BHS sowie beim Eintritt in die AHS.
Darüber hinaus, über dieses Schulgesetzeswerk hinaus, werden im kommenden Schuljahr noch folgende Schwerpunkte berücksichtigt: Wir wollen die Lehre aufwerten. Wir wollen einen ganz deutlichen Schwerpunkt für unsere duale Ausbildung setzen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)
Ich meine, die gute österreichische duale Ausbildung darf nicht durch eine Schule ersetzt werden. Wir werden die Aufwertung der Lehrberufe durch die Schaffung der Berufsreifeprüfung ermöglichen. Die Berufsreifeprüfung ist die Durchstiegsmöglichkeit von der Lehre, von der Fachschule zu weiterführender Bildung. Die Konzeption liegt vor, die Gespräche werden geführt, ein erster Gesetzentwurf liegt auch vor. Wir werden im Herbst diese Berufsreifeprüfung umsetzen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)
Ein weiteres zentrales Anliegen ist mir die echte Verwaltungsvereinfachung, die Entbürokratisierung. Es werden alle Abläufe zwischen Ministerium, Landesschulrat und Schulen aufs genaueste überprüft. Wir werden unnötigen Formularkram aus der Welt schaffen! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Aufgabe der Schule ist es, die gesamte Persönlichkeit des jungen Menschen zu bilden und weiterzuentwickeln. Dies verlangt von jedem Lehrer und von jeder Lehrerin enormen Einsatz: enormen Einsatz an Kompetenz, an Wissen, aber auch an Liebe zur Jugend. Ich möchte daher den bevorstehenden Schulschluß zum Anlaß nehmen, allen Lehrerinnen und Lehrern in ganz Österreich für ihre wertvolle Arbeit in allen Schulen ein herzliches und aufrichtiges Danke zu sagen! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)
10.23