Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 31. Sitzung / Seite 75

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der Zulassung solcher Kleinunternehmen, bei Mißbrauchskontrolle und Beratungspflicht durch das Arbeitsinspektorat besteht. Sie sollen Standards halten, aber sie sollen nicht davon abgehalten werden, ihren Betrieb weiterzuführen.

Ich darf auf ein Gebiet zu sprechen kommen, meine Damen und Herren, das wahrscheinlich in aller Munde ist: Ich bin auch für den Tourismus zuständig. Wir haben im Tourismus Entwicklungen, die nicht alle freuen. Wir müssen uns fragen, was wir tun können – ich bin dafür heute schon einmal kritisiert worden –, lassen Sie mich also drei Strategien ansprechen.

Die erste Strategie: Angesichts der verheerenden Finanzierungssituation dieses Sektors muß uns etwas Innovatives einfallen. Ich predige seit Jahren, daß man in diesem Bereich das auch in der Schweiz praktizierte System der "ewigen Hypothek" oder der Festhypothek einführen sollte. Ich kann Ihnen das jederzeit vorrechnen: 50 Prozent des Schätzwertes werden so finanziert, daß für sie nur Zinsen zu zahlen sind, keine Kapitalrückzahlung. Das bedeutet etwa in einem Fall, in dem Sie – ich habe ein Beispiel gerechnet – 10 Millionen Schilling Kredit haben, eine Reduktion der Zinsenlast um etwa ein Viertel.

Das heißt, es ist allein durch das Einsetzen traditioneller Finanzierungsinstrumente eine wesentliche Verbesserung der Entwicklungssituation möglich. Sie haben sicher davon gelesen; das betrifft GiroCredit und andere. Wir haben jetzt einen Wettbewerb für diesen Sektor, aber sichergestellt muß sein, daß etwas geschieht. Die jetzige Finanzierungsstruktur ist auf Dauer unhaltbar.

Der zweite Punkt in diesem Bereich: Wir sehen, daß wir sehr viele Gäste auch dadurch verlieren, daß es durch den Verfall der internationalen Flugpreise heute billiger ist, nach Los Angeles zu fliegen als zu einer Destination im europäischen Binnenmarkt, die eineinhalb Stunden entfernt ist. Daher sollten wir unsere Präsenz in europäischen Gremien auch dafür verwenden, daß auf dem europäischen Binnenmarkt Flugpreisrelationen hergestellt werden, wie sie etwa auf dem amerikanischen Binnenmarkt herrschen. Dann haben wir wieder eine größere Chance für bestimmte Teile der Klientel.

Noch etwas – dafür mußte ich einige Prügel einstecken, meine Damen und Herren, aber so kann es ja nicht sein –: Der Hauptträger der österreichischen Fremdenverkehrskonjunktur ist noch immer der Inlandstourismus. Man kann es doch den Österreichern zumuten, bei fünf Wochen Mindesturlaub – das ist mein Appell; ich habe nicht gesagt, die Österreicher sollen den gesamten Urlaub in Österreich verbringen – wenigstens etwas mehr ihres Urlaubs in Österreich zu verbringen als bisher. Das wäre ein Zeichen von Bürgerhilfe für einen Wirtschaftszweig, um den man kämpft. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Ich möchte zu Ausführungen des Abgeordneten Haider zurückkommen und sagen: Ich wollte bei Gott keinen Inlandskonsumationszwang anordnen. Wie sollten wir denn das machen? Mir das zu unterstellen, ist wirklich nicht fair.

Meine Damen und Herren! Noch eine Bemerkung zur Frage der Auswirkungen unseres EU-Beitrittes. Ich habe in Konnexion mit dem Binnenmarkt schon über den Kaufkraftabfluß gesprochen. Da kann man nicht jammern, das sind Binnenmarktbewegungen, da hat der Konsument recht, da ist er sehr oft der Pfadfinder des Händlers. Aber da muß man die strukturellen Voraussetzungen, die Rahmenbedingungen von Öffnungszeiten bis Preisgestaltung entsprechend flexibel gestalten.

Anders verhält es sich bei den Ostmärkten. Aufgrund dessen, was wir in letzter Zeit an zunehmendem Kaufkraftabfluß mit einer Devastierung der Versorgungsstruktur in grenznahen Gebieten von Gasthäusern, Lebensmittelhändlern erleben, ist es, glaube ich, legitim, ein Taferl – keine Stopptafel, wie mir unterstellt wurde – aufzustellen mit dem Motto: Arbeiten in Österreich, einkaufen im Ausland – wie lange noch? Ich bin damit auch bei Präsidenten Schwarzenberger und sage, die Tafel könnte auch lauten: In Österreich die Blüten bewundern, aber die Früchte im Ausland kaufen, davon lebt keine Kulturlandschaft! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)


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