Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 43

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Meine Damen und Herren! Wenn Sie sich mit der letzten Studie der WHO auseinandergesetzt haben, dann haben Sie darin sicherlich gelesen, daß von allen kranken Menschen ein Drittel durch die herkömmliche Schulmedizin geheilt werden kann, bei einem weiteren Drittel der Patienten kommt es zu einer Linderung der Krankheit, und dem dritten Drittel der erkrankten Menschen kann mit der Schulmedizin überhaupt nicht geholfen werden. Ich glaube, daß es diesem letzten Drittel jener Patienten, denen die Schulmedizin nicht helfen kann, eigentlich zustehen würde, trotzdem nach Möglichkeiten zu suchen, die ihnen vielleicht ein Stück Chance, ein Stück Hoffnung auf Heilung geben können. – Dafür wäre eben die Naturheilkunde zuständig. (Beifall bei den Grünen.)

Sie haben auch nicht mit bedacht, daß es bereits sehr viele Schulmediziner gibt, die mit erfahrenen Menschen aus der Naturheilkunde zusammenarbeiten, und zwar positiv zusammenarbeiten und keinen Widerspruch zwischen Schulmedizin und Naturheilkunde sehen. Ich möchte jenen traditionellen Medizinern, die Angst davor haben – warum auch immer, ob es berechtigt ist oder nicht –, daß sie, wenn man die Naturheilkunde zuläßt, in ihrem Berufsstand vielleicht gefährdet, gemindert werden könnten, sagen: So wird es nicht sein, diese Angst brauchen Sie nicht zu haben. Die Einbindung der Naturheilkunde hätte vielmehr den Sinn, einer breiteren Anzahl von kranken Menschen die Chance zu geben, alle Möglichkeiten im Rahmen einer Heilungschance auszuschöpfen – und diese Möglichkeiten geben Sie den Menschen derzeit nicht.

Es kommt auch immer wieder zur Diskussion über die Ausbildung von Heilpraktikern. Frau Pittermann hat von sogenannten Schnellsiederkursen für Heilpraktiker gesprochen. – Frau Pittermann ist jetzt nicht da. Sie werden wahrscheinlich (die Rednerin hebt ein gelbes Heft in die Höhe) dieses Ausbildungsprogramm der Naturheilkunde ebenfalls kennen. Wenn Sie sich das genauer ansehen, dann finden Sie darin ganz klare Grundlagen, ganz klare Aufzeichnungen darüber, wie die Ausbildung von Naturheilkundlern ausschaut, welche Kommissionen die Prüfungen abnehmen sollen et cetera. Dieses Programm der Naturheilkunde und ihrer Ausbildung ist ein seriöses Papier. Auch wenn einige von Ihnen es ablehnen, sollten wir doch anerkennen, daß es ein seriöses und umsetzbares Programm ist.

Ich glaube, wenn wir nicht bereit sind, die Naturheilkunde mit einzubeziehen, dann schaffen wir in Österreich einen Nährboden für noch mehr Möglichkeiten für Personen, die sich nur Naturheilkundler nennen, aber irgend etwas anderes machen!

Wir müssen das auseinanderhalten. Es muß möglich sein, seriöse Naturheilkundler anzuerkennen, damit dann auch auf der anderen Seite Scharlatane klar herausgefiltert werden können.

Wir werden aufgrund der Tatsache, daß die Naturheilkundler im neuen Gesetzentwurf nicht drinnen sind, und aufgrund anderer Beanstandungen nicht zustimmen. (Präsident Dr. Neisser übernimmt den Vorsitz.)

Ich möchte aber noch einen Abänderungsantrag einbringen, in dem ich die ersatzlose Streichung des Artikels II fordere, in welchem es darum geht, daß Naturheilkunde verboten wird. Die Begründung habe ich jetzt, glaube ich, ausreichend dargestellt, und ich hoffe, daß Sie kranken Menschen in Österreich die Chance geben, die Vielfalt an Heilungsformen in Anspruch zu nehmen, und daß Sie nicht jene Menschen diskriminieren, die Naturheilkunde für sich auswählen wollen und dort auch gute Erfolge erzielen können. Sie sollten diese nicht zwingen, nach Deutschland zu fahren oder irgendwohin in andere Länder, um ihre Behandlung zu bekommen. Ich kenne Leute, die fahren inzwischen sogar in die Ukraine, um dort Heilung für ihr behindertes Kind, für ihre kranken Angehörigen zu erfahren.

Ich glaube, man sollte den Zugang zu diesen Möglichkeiten nicht noch weiter verschärfen, sondern man sollte den Weg einschlagen, daß man Naturheilkunde zuläßt und es den Menschen leicht macht, von Naturheilkunde Gebrauch zu machen, wenn sie es ernsthaft wollen und wenn sie für sich darin Heilungschancen sehen. Man sollte Menschen, die Vertrauen zur Naturheilkunde gefaßt haben, nicht diskriminieren, nicht kriminalisieren, denn ich glaube, es geht darum,


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite