Ich habe mich inzwischen erkundigt, wie das ausschaut, wenn ich als Paket befördert werde, ob es da für mich – oder für meine Freunde – andere Tarife gibt, weil Packerl befördert man ja eigentlich per Kilopreis, daher müßte ja auch für uns etwas drinsein. – Aber das gibt es natürlich nicht.
Ich habe auch gefragt, wie das ausschaut, wenn ein Rad herunterfällt und mich verletzt, wer dafür dann zuständig ist beziehungsweise von wem ich dann eine entsprechende Abgeltung bekomme. – Natürlich von niemandem, da ja doch kein normaler Mensch im Gepäckwaggon reist. – So. Das ist einmal die erste Variante.
Dann bin ich also in St. Valentin und habe Gott sei Dank noch die Chance, vom selben Bahnsteig nach Wien zu fahren. Das paßt. Nun möchte ich aber am Freitag wieder nach Hause fahren, und da geht es dann schon wieder anders los.
Am Freitag bin ich früher immer um 16.40 Uhr von Wien-West weggefahren und war um 18.37 Uhr in Steyr. Voriges Jahr im Sommer haben mich Bedienstete der ÖBB darauf aufmerksam gemacht, ich solle nicht mehr mit dem Zug um 16.40 Uhr fahren, da dieser so gerammelt voll ist und sie nicht wissen, wohin sie mich mit dem Rollstuhl stellen sollen. Okay, habe ich gesagt, ist ja nicht so tragisch, fahre ich halt erst um 18.40 Uhr. Ich bin dann auch um 18.40 Uhr gefahren, das hat auch hingehaut. Um 20.37 Uhr war ich in Steyr.
Jetzt fahre ich nicht mehr um 18.40 Uhr, sondern bereits um 18.28 Uhr von Wien-West weg. Ich muß aber jetzt nicht erst 10 Minuten, sondern bereits 20 Minuten früher am Bahnhof sein, um eingeladen zu werden, da der Zug so gerammelt voll ist, sonst wissen die Bediensteten der ÖBB wieder nicht, wo sie mich unterbringen sollen. Dann fahre ich also bis St. Valentin, in St. Valentin warte ich dann eine knappe halbe Stunde auf den Anschlußzug nach Steyr, mit dem ich dann noch genau 10 Minuten fahren muß. Um 21.10 Uhr bin ich jetzt erst in Steyr.
Jetzt kommt Problem Nummer eins: Beim Heimfahren habe ich natürlich nicht mehr die Chance, daß ich in St. Valentin am selben Bahnsteig, auf dem der Zug aus Wien ankommt, in den Zug nach Steyr einsteige. Also muß ich mit dem Rolli über die Gleise fahren. Ich habe zu den Bahnbediensteten immer gemeint: Ich sage euch eines: Wenn ich mich einmal nicht auf euch verlassen kann, daß wirklich kein Zug kommt, kann ich euch nicht einmal klagen, weil dann gibt es mich ohnehin nicht mehr. Darauf haben die zu mir gesagt: Frau Haidlmayr, wir müssen Ihnen gestehen, da haben Sie recht.
Letzte Woche, als ich wieder einmal unterwegs war, habe ich den Bahnschaffner gefragt: Kann ich drüberfahren? Er hat geantwortet: Jaja, kommt eh nix. – Ich überquere den Bahnsteig, und plötzlich spüre ich hinter mir den Wind. Ich war nur mehr blaß. Als ich zu ihm sagte: Das war jetzt aber knapp, der Zug, der da entgegengekommen ist!, hat er lediglich geantwortet: Ich habe ihn übersehen. Das kann passieren, man kann einmal einen Zug übersehen, man wird ja eh nur überrollt, ist ja nicht so tragisch. – Das ist Tatsache!
Jetzt erzähle ich Ihnen noch etwas, was sich verändert hat seit 2. Juni: Früher hatte ich, wenn ich mit dem Zug gefahren bin, meistens die Chance, in der ersten Klasse zu fahren. Anfang Juni bin ich nach Innsbruck gefahren. Ich bin also mit dem Zug von Steyr nach Linz gefahren, habe dort eine Stunde und zehn Minuten Zwischenaufenthalt gehabt und bin dann nach Innsbruck weitergefahren. Ich wollte in die erste Klasse einsteigen, habe aber gleich wieder umgedreht, da die Klimaanlage kaputt war. Alle Leute sind ganz mitgenommen drinnen gesessen und haben gemeint: Da können Sie nicht mehr herein, wir kollabieren selbst schon. – Okay, ich habe also wieder umgedreht und wollte im nächsten Waggon fahren. Das ging aber leider nicht, da der Gang so schmal war – er war keine 65 Zentimeter breit; ich konnte also nicht in den nächsten Waggon. So kam ich halt im Speisewagen zum Stehen, quer zum Tisch. So fuhr ich von Linz bis Innsbruck, dreieinhalb Stunden lang – ohne eine Möglichkeit, meinen Rollstuhl abzusichern, ohne eine Möglichkeit, mich irgendwie halbwegs vernünftig zu setzen, ich getraute mich nicht einmal, mir etwas zu trinken zu kaufen, da ich die ganze Strecke nicht einmal aufs Klo gehen hätte können. – Das ist die Realität.