strategische Spiel einbrächte: Damit würde sie gleichzeitig die Manager nach jener Logik ansprechen, die sie verstehen."
Moral verstehen sie nicht, das ist uns allen klar. Aber diese Sprache verstehen sie wahrscheinlich, nämlich die Sprache von Marktanteilen, Umsätzen und strategischen Gesamtkosten.
"So könnte etwa der ÖGB der Konzernleitung klarmachen, daß in Österreich mehr als 1,5 Millionen Menschen Mitglieder der Gewerkschaft sind" – immer noch – "und daß diese sich bei ihrer Produktwahl auch danach motivieren können, wie ein Konzern österreichische Arbeitnehmer behandelt im Sinne der Konsumentensouveränität der freien Märkte."
Der ÖGB "könnte darauf hinweisen, daß der ÖGB seine Mitglieder angesichts der (bisher) exemplarisch unkooperativen Strategie der Continental AG mit besonders großem Engagement dahin gehend informieren werde, daß ihnen Solidaritätsaktionen beim Konsum" – gemeint ist einfach der Kauf von Reifen – "keine nennenswerten Opfer abverlangten."
Dem Konsumenten kann es letzten Endes egal sein. Er kauft Semperit, Conti oder einen anderen Reifen, und sei es Michelin, wenn nicht diese extrem starke Markenbindung vorhanden wäre.
Markenbindung existiert nicht einfach a priori, Markenbindung erzeugt man im Lauf der Geschichte, sie wächst historisch. Aber man kann sie auch sehr schnell untergraben. Das mußte etwa Shell erfahren. So etwas kann man nicht 1 : 1 übertragen, aber den Grundgedanken kann man übernehmen. (Abg. Mag. Stadler: Das traut sich die Regierung auch nicht!)
Der ÖGB "könnte zu bedenken geben, daß in Folge derartiger Maßnahmen der Konzernumsatz in Österreich erheblich sinken und somit die Werkschließung statt der Extragewinne insgesamt Extraverluste bringen könnte." – Zitat Ende.
Ein solches Drohpotential wird natürlich nicht von allein wirksam, das muß man schon aktiv in die Hand nehmen, sei es der ÖGB, sei es der Wirtschaftsminister oder wer immer sich berufen fühlt, etwas zu tun. Aber es gibt jedenfalls mehr Möglichkeiten und auch politische Möglichkeiten jenseits der reinen Marktwirtschaft, die tatsächlich zur Verfügung stehen. Man muß dieses Instrument nur mit hinreichender Härte oder Entschlossenheit – oder welches Wort auch immer Sie dafür verwenden wollen – aufgreifen.
Nur nebenbei möchte ich noch zum Herrn Kollegen Kampichler sagen: Dringlich ist das sehr wohl. Ich habe verschiedene Anfragen der Freiheitlichen erlebt, die ich weder dringlich noch interessant fand. Für diese Anfrage gilt das mit Sicherheit nicht: Diese Anfrage ist dringlich.
Unbeschadet dessen kann man natürlich auch die anderen Maßnahmen treffen. Man muß sie sogar treffen und prüfen, ob der Vertrag erfüllt worden ist, ob die Auflagen, die seinerzeit 1983 auferlegt wurden, erfüllt wurden. Es muß ja irgend etwas Vertragsähnliches geben! Es muß zumindest einen Schriftverkehr mit dem damaligen Sozialminister, mit dem Sozialministerium geben. Denn diese Mittel wurden meines Wissens aus der aktiven Arbeitsmarktverwaltung gegeben. – Kollege Haider scheint, im Gegensatz zu mir, diesen Schriftverkehr zumindest teilweise auch zu kennen.
Die Übernahme von Semperit durch Conti ist in diesem Zusammenhang völlig irrelevant. Conti wird wohl die Auflagen, die Semperit gegeben wurden, mit übernommen haben, es sei denn, die damalige österreichische Politik hat bewußt davon Abstand genommen. Darüber muß es auch einen Schriftverkehr geben. Wenn nicht, dann gilt das, was 1983 vereinbart wurde. (Zwischenrufe der Abgeordneten Mag. Stadler und Dr. Haider .) Davon habe ich gehört.
Aber entweder wurden die Auflagen erfüllt oder nicht. Bürgermeister Knotzer von Traiskirchen behauptet jedenfalls immer wieder – das entnehme ich den Medien –, daß Vertragsverletzungen von Conti vorliegen. Ich meine: Entweder liegen sie vor oder nicht. Aber wenn sie vorliegen, dann muß die Firma doch geklagt werden! Das kann man doch nicht einfach hinnehmen! (Abg. Mag. Stadler: Das traut sich die Regierung nicht!) Mit diesen Auflagen meine ich nicht nur die