Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 37. Sitzung / Seite 52

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daß die allgemeine Förderung der Lehrlingsweiterbildung auch im Ausland bevorzugt und ein vom Bund finanziertes Leistungsstipendium für Lehrlinge für überdurchschnittliche Leistungen bis zu jener Höhe der Kosten ausgeschüttet wird, wie sie im Vergleich für AHS-Schüler aufgewendet werden, und daß eine gesetzliche Festlegung der jährlichen Mindeststeigerung der Lehrlingsentschädigung im Ausmaß der sonstigen Kollektivvertragslohnerhöhung im jeweiligen Wirtschaftszweig erfolgt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das bedeutet eine Mindestlehrlingsentschädigung, die wir massiv fordern, denn die Arbeitgebervertreter – allen voran die Bundeswirtschaftskammer, Herr Maderthaner – forderten ja vor einigen Monaten sogar das Einfrieren der Lehrlingsentschädigung, wogegen wir uns massiv aussprechen, was aber gar nicht so unrealistisch ist, wenn man Äußerungen des Österreichischen Gewerkschaftsbundes betrachtet, in denen sogar Überlegungen über eine Nullohnrunde angestellt wurden. Daher ist das gar nicht so unrealistisch, daß das bald kommt.

Der Jugend, Frau Bundesminister, sehr geehrte Damen und Herren, werden Sie damit keinen guten Dienst erweisen, wenn Sie diese Maßnahmen setzen. Überlegen Sie unsere Vorschläge im Dienste der Jugend, der Lehrlinge und im Interesse Österreichs! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

12.00

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Koppler. Er hat das Wort.

12.00

Abgeordneter Erhard Koppler (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Vizekanzler! Meine sehr verehrten Damen und Herren! (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) Dieses Thema ist zu ernst, man sollte daher nicht blödeln. Wir könnten am Abend zum Heurigen gehen. Aber mit dir, Kollege, gehe ich nicht zum Heurigen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es hätte mich gewundert, wenn die Freiheitlichen ihren populistischen Stil nach der Sommerpause nicht fortgesetzt hätten. Das Thema dieser Aktuellen Stunde nehmen Sie zum Anlaß, Parteipolitik und Populismus auf dem Rücken der Lehrlinge zu betreiben. Das ist entschieden abzulehnen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Es wird Ihnen nicht gelingen, uns davon zu überzeugen, daß gerade Sie es mit den Lehrlingen ernst meinen!

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lehrlinge finden seit Jahrzehnten – mit einigen Ausnahmen – in der SPÖ vehement Unterstützung, und das wissen auch die Lehrlinge. Allerdings wurde die Realisierung von Vorschlägen in vielen Fällen verhindert. Als Gewerkschafter und sozialdemokratischer Abgeordneter ist mir eine solide, fachlich fundierte Ausbildung für junge Menschen ein besonderes Anliegen, meine sehr verehrten Damen und Herren. Angesichts der rasanten technologischen Entwicklung neuer Produktionsverfahren steigt die Bedeutung der beruflichen Weiterbildung enorm.

Grundlage für eine höherqualifizierte Weiterbildung sind eine solide Allgemeinbildung und berufliche Erstausbildung. Oft wurden wir dann, wenn wir uns für eine Verbesserung der Ausbildungssituation für junge Menschen in Berufsschulen einsetzten, boykottiert, und das geht immer weiter.

Vor allem von Wirtschaftstreibenden hörten wir immer wieder Argumente, warum man Lehrlingen nicht die gleichen Chancen wie Schülern an weiterführenden Schulen und Studenten an Universitäten einräumen kann. Man spricht auch immer wieder von Verschulung der Ausbildung. Ich habe derartige Signale in der heutigen Diskussion vom Abgeordneten Peter gehört. Besondere Schutzbestimmungen für Lehrlinge, steigende Kosten für Ausbildungsbetriebe, unnötige Fehlzeiten in den Betrieben und viele andere meist unsachliche Argumente waren in diesem Zusammenhang immer wieder zu hören.


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