Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 37. Sitzung / Seite 60

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12.33

Abgeordneter Dkfm. Dr. Günter Stummvoll (ÖVP): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Wir diskutieren heute die wichtige Frage der Lehrlingsausbildung im Rahmen einer Aktuellen Stunde, gestatten Sie mir eine Vorbemerkung, meine Damen und Herren: Ich sage ganz bewußt als Vertreter der Wirtschaft, daß das wichtigste Kapital, das wir in der Wirtschaft haben, nicht das Eigenkapital ist – so wichtig dieses auch sein mag –, auch nicht das Fremdkapital, das wichtigste Kapital in der Wirtschaft sind die menschlichen Ressourcen unserer Mitarbeiter, ist das Humankapital! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.) Es zeigt den Stellenwert, den die Jugend in einer Gesellschaft hat, inwieweit wir bereit sind, vor allem in die jungen Menschen und in deren Bildung zu investieren – das ist eine klassische Zukunftsinvestition. Wir von der Volkspartei sind bereit, anzuerkennen: Wir müssen in die Bildung unserer Jugend investieren, das als Zukunftsinvestition sehen. Und diese Politik werden wir auch in Zukunft konsequent verfolgen. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Ich gehöre nicht zu jenen, die die Probleme nicht aufzeigen – ich werde dies gleich machen –, aber in einem muß ich mich meinem Vorredner anschließen: Unser System der dualen Berufsausbildung mag da oder dort im Detail Mängel haben, aber es hat dazu geführt, daß wir seit Jahren die geringste Jugendarbeitslosigkeit in Europa haben! (Beifall des Abg. Kröll. )

Ich möchte an dieser Stelle allen Betrieben und allen Lehrherren dafür danken, daß sie durch ihre Arbeitskraft, durch ihren Einsatz dazu beigetragen haben, daß wir die geringste Jugendarbeitslosigkeit in Europa haben. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Wir dürfen dabei aber nicht übersehen, daß wir natürlich auch Probleme haben. Wir haben vor allem das Problem, daß die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe zurückgeht. Wenn Sie mit den Unternehmen reden, wenn Sie sich Meinungsumfragen anschauen, stellen Sie folgendes fest: Es kommen drei Gründe sehr klar heraus: erster Grund: Viele Unternehmer sagen: Die Lehrlinge sind zu teuer geworden!, zweiter Grund: Die Lehrlinge sind zu wenig im Betrieb anwesend! und dritter Grund: Die arbeitsrechtlichen Bestimmungen sind zu praxisfremd und zu wenig flexibel!

Meine Damen und Herren! Wir müssen diese Gründe ernst nehmen, wir können es uns nicht so leicht machen, nur zu sagen: Ein zentraler Fonds oder Lehrwerkstätten lösen das Problem. – So einfach ist das Problem nicht zu lösen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und der Abg. Schaffenrath. )

Herr Kollege Haigermoser, ich habe hier von diesem Rednerpult aus (Zwischenruf des Abg. Haigermoser ) am 12. Juli die Haltung meiner Fraktion zum Fonds sehr klar erklärt: Wir sind gegen den Fonds, wir sind für einen sinnvollen Lastenausgleich in Form von Anreizen, etwa durch Lehrlingsausbildungsfreibeträge, etwa durch Entlastung bei den Krankenversicherungsbeiträgen. (Abg. Haigermoser: Zugestimmt!) Ich bin sehr froh, daß es uns im Zuge der Werkvertragsregelung gelungen ist, einen ersten wichtigen Schritt zur Entlastung der Betriebe beim Krankenversicherungsbeitrag zu setzen, und ich bekenne mich auch dazu, daß viele Gemeinden bereit sind, den Lehrbetrieben die Kommunalabgabe für Lehrlinge zu ersetzen. Diesen Weg, hier die Betriebe finanziell zu entlasten, müssen wir konsequent weitergehen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Koppler. )

Herr Kollege Koppler! Es gilt das, was unser Klubobmann gesagt hat: Die einzigen, die Lehrplätze schaffen können, sind Betriebe und Unternehmer – und sonst niemand! (Neuerlicher Beifall bei der ÖVP. – Weiterer Zwischenruf des Abg. Koppler. )

Nächster Punkt: Meine Damen und Herren! Wir müssen so ehrlich sein, zuzugeben, daß unsere arbeitsrechtlichen Bestimmungen zum Teil zu unflexibel, zu antiquiert und zu wenig praxisorientiert sind.

Zwei Beispiele: Wenn ein Kellnerlehrling nach 22 Uhr Gäste nicht mehr bedienen darf, wenn ein Dachdeckerlehrling während seiner ganzen Lehrzeit nicht auf das Dach steigen darf, weil er


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