Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Wir sind nun seit 20 Monaten Mitglied der Europäischen Union, und die Zeit bis September 1996 – die weiteren Monate werden ähnliches ergeben – war sicher eine sehr große Herausforderung für die österreichischen Bauern.
Die starken Preisabsenkungen, die unmittelbar nach dem EU-Beitritt stattgefunden haben – es ist ja immer in Frage gestellt worden, ob die Abgeltungen und Ausgleichszahlungen für die bäuerlichen Leistungen wohl kommen werden –, haben natürlich die Stimmung der Bauern bezüglich EU gedämpft. Übelwollende haben vor dem Beitritt Österreichs zur EU ja sowieso das Sterben der Bergbauern vorausgesagt. Ich habe es noch im Ohr, als sozusagen der kleine Bergbauer dem großen holländischen Agrarindustriellen gegenüberstellt worden ist, und es wurde behauptet, daß keine Chance besteht, daß wir die Bergbauern halten können. Andere haben uns eine Invasion der Schildläuse vorausgesagt, haben vorausgesagt, daß unsere Gewässer nach Spanien umgeleitet werden. – Die Donau fließt noch immer ins Schwarze Meer und nicht nach Spanien oder nach Gibraltar. Das heißt, vieles von der Opposition Gesagte, das Unsicherheit in bezug auf die Zukunft erzeugt hat, ist nicht eingetroffen.
Es sind derzeit die Ergebnisse von 2 482 Buchführungsbetrieben aus dem Jahre 1995 in Diskussion. Für den Grünen Bericht werden Aufzeichnungen am Hof gemacht, und die Ergebnisse werden dann von Wirtschaftstreuhändern, von der Buchführungsgesellschaft ausgewertet. Und es wird immer mit Prozenten argumentiert. Ich meine aber, die österreichische Bevölkerung sollte die tatsächlichen Zahlen erfahren. 22 Prozent Plus sagt sehr wenig aus, wenn man den Ausgangspunkt nicht auch miterläutert.
Im Jahre 1995 betrugen die Jahreseinkünfte aus Land- und Forstwirtschaft pro Familienarbeitskraft im Durchschnitt aller österreichischen Betriebe 175 800 S. Allerdings kommt dieses Jahreseinkommen nicht bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden oder 38 Stunden zustande, sondern von 60, 70, in den Erntezeiten teilweise sogar von 80 Stunden in der Woche. Und wenn wir dieses Jahreseinkommen durch – wie es bei unselbständig Erwerbstätigen üblich ist – 14 dividieren, so kommt man auf ein Monatseinkommen von 12 500 S. Ich sage aber dazu, daß es trotzdem eine Besserstellung gegenüber dem Jahr 1994 war. Und es zeigt sich, daß die Regierung Wort gehalten hat – allerdings unter starkem Druck der Volkspartei und des Bauernbundes –, daß die Europaübereinkommen, die Vereinbarungen auch in Zeiten des Sparpakets gehalten haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Die Bergbauern haben ein Jahreseinkommen von 147 890 S und durch 14 dividiert ein Monatseinkommen von 10 500 S. Das heißt, wir haben alles zu unternehmen, damit wir in den nächsten Jahren – im heurigen Jahr wird es besonders trist aussehen – weitere Verbesserungen erreichen.
Für uns ist erfreulich, daß die Verschuldung der Bauern im vergangenen Jahr von im Durchschnitt 420 000 S auf 350 000 S zurückgegangen ist. Im Vergleich dazu: Die Schweizer Bauern haben im vergangenen Jahr ein Einkommensminus von 12 Prozent hinnehmen müssen – auch Buchführungsergebnisse –, haben aber eine Verschuldung von absolut 1 420 000 Schilling. (Abg. Wabl: Absolut?) Jeder Schweizer Bauer ist mit 1 420 000 S verschuldet!
Wir hatten vor etwas mehr als einem Monat in Gars am Kamp, im südlichen Waldviertel, eine Art mitteleuropäisches Agrarpolitikertreffen, woran der Schweizer Bauernverband mit Präsident und Direktor, ebenso der Südtiroler Bauernbundobmann mit Direktor sowie die österreichischen und bayerischen Agrarpolitiker teilnahmen.
Dort haben die Schweizer besonders geklagt, daß sie auf dem europäischen Markt keine Absatzmöglichkeiten mehr vorfinden, daß sie Marktanteile verlieren. Während die Schweizer Grenzen bei den Konsumenten durchlässiger werden, sind die Schweizer nicht mehr imstande, ihre Rinder außerhalb ihres Landes anzubringen. Die Schweizer nähern sich auch in der Getreideversorgung einer Selbstversorgung und haben größte Schwierigkeiten, da sie bisher durch sehr hohe Abschöpfungen von Getreideimporten teilweise ihre Agrarpolitik finanziert haben.
Wir haben auch vor dem EU-Beitritt den oberitalienischen Raum immer als einen Hoffnungsmarkt für die österreichischen Bauern gesehen, und dieser Hoffnungsmarkt hat sich auch be