Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 37. Sitzung / Seite 167

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wahrheitet. Bereits im vergangenen Jahr konnten wir gegenüber einem Jahr zuvor die Agrarausfuhren nach Italien um 83 Prozent steigern, und zwar auf ein Volumen von über 5 Milliarden Schilling, und in der ersten Hälfte dieses Jahres – dazu liegt die Statistik vor – setzte sich dieser Trend weiter fort. Wir konnten im vergangenen Jahr rund 500 000 Tonnen Getreide und erstmals 200 000 Tonnen Rohmilch oder Trinkmilch nach Italien liefern. Davor wurde uns aufgrund der Außengrenze der EU eine Milchlieferung nach Italien – wir hatten lediglich einen Vertrag zum Export von Käse – überhaupt unmöglich gemacht.

Das heißt, wir konnten mit dem EU-Beitritt, der zugegebenermaßen auch für die Bauern Schwierigkeiten brachte – ich habe es bereits aufgezeigt –, den Markt erhalten. Es ist natürlich deprimierend, wenn der Getreidepreis innerhalb von Wochen auf die Hälfte fällt, der Rinderpreis um 25 Prozent und der Milchpreis um 33 Prozent sinkt. Das ist natürlich für den einzelnen Bauern psychologisch gesehen deprimierend. (Zwischenruf des Abg. Wabl. ) Herr Abgeordneter Wabl! Sie wissen genau, daß durch die GATT-Bestimmungen bereits im Jahre 1995 die ersten Schwierigkeiten auftraten. Ohne EU-Beitritt wären wir bereits im Jahre 1995 gezwungen gewesen, erstens die gestützten Agrarausfuhren zurückzunehmen und zweitens die Förderungen – im heurigen Jahr wiederum um weitere 6 Prozent – zu reduzieren. Das hätte uns denselben Preisverfall gebracht. Auch die Schweizer klagen, daß die Rinderpreise in ihrem Land innerhalb eines Jahres auf die Hälfte gefallen sind. Ich habe in dieser Woche erst Nachricht erhalten: Die Schweizer überlegen, 200 000 Rinder zu verbrennen, um sozusagen einerseits den Rückstau auf dem Markt aufzufangen und andererseits, weil sie auch eine Reihe von BSE-Fällen haben, damit zu signalisieren, daß alles Verdächtige verbrannt wird, um von den Konsumenten wieder mehr Vertrauen zu bekommen.

Darum geht es auch bei uns für die Zukunft. Bei den künftigen Maßnahmen ist in erster Linie auf den heimischen Markt und auf das Vertrauen der Konsumenten in unser heimisches Rindfleisch Bedacht zu nehmen. Aus diesen Gründen werden wir europaweit – und auch Agrarkommissar Fischler hat es angekündigt – Herkunftsbezeichnungen für Rindfleisch sozusagen bis hin zum Supermarkt nachvollziehbar verlangen. Es wird dadurch sicher ein großer bürokratischer Aufwand entstehen, der aber nicht zu vermeiden ist. Aber dieser ist uns das wert, wenn wir das Vertrauen der Konsumenten wieder zurückgewinnen. (Beifall bei der ÖVP.)

Herr Abgeordneter Haider hat heute in seiner Wortmeldung gesagt, im vergangenen Jahr hätten 12 400 Bauern mit der Bewirtschaftung ihres Betriebes aufgehört. Das stimmt doch nicht. Ich habe anhand der Zahlen der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern und des Grünen Berichts genau ermittelt: Es haben im vergangenen Jahr rund 3 000 landwirtschaftliche Betriebe zugesperrt. Das ist etwa 1 Prozent. Das liegt im langjährigen Trend und im Durchschnitt. Außerdem sind es sehr kleine Betriebe, die mit der Landwirtschaft aufgehört haben.

Es sind aber bei den Hofübergaben viele Vollerwerbsbetriebe, wo die Vollerwerbsbauern in Pension gegangen sind und wo der Hofübernehmer bereits einen Beruf außerhalb der Landwirtschaft hatte und bei der Hofübernahme den Beruf nicht aufgegeben hat, zu Nebenerwerbsbetrieben geworden. Doch das ist für mich kein "gestorbener" Bauer. Aber das spiegelt die Einstellung der FPÖ zu den Nebenerwerbsbauern wider: Ein Nebenerwerbsbauer ist für sie ein "gestorbener" Bauer.

Wir haben aufgrund unserer Größenstruktur – es sind 135 000 österreichische Betriebe kleiner als 10 Hektar –, also strukturell bedingt, viele Nebenerwerbsbetriebe. Aus diesen Gründen haben wir eine Agrarpolitik zu machen, die auf Voll-, Zu- und Nebenerwerbsbetriebe Bedacht nimmt. (Beifall bei der ÖVP.)

Ein weiterer Wunsch bei der europäischen Integration – die EU-Erweiterung Richtung Osten wird aufgrund der hohen Einkommensunterschiede noch viele Jahre auf sich warten lassen – ist die Ökologisierung der Landwirtschaft. Bei der Festigung der europäischen Integration der jetzigen 15 Mitglieder werden wir Bedacht darauf nehmen – da Österreich eine besonders ökologische Einstellung hat und wir in Österreich auch das größte Umweltpaket aller 15 EU-Staaten umgesetzt haben: 180 000 Bauern aus Österreich haben sich am Umweltprogramm beteiligt, und zwar mit einem Kostenvolumen von 7,4 Milliarden, das im heurigen Jahr noch um


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