Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 38. Sitzung / Seite 80

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Um aber Gäste – das muß ja auch in Ihrem Sinne sein, Frau Haller – zwischen 22 und 23 Uhr zu bedienen, wird die SPÖ keine Lehrlinge heranziehen, denn auch der Lehrling im Gastgewerbe soll in erster Linie lernen. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Trenk. ) Er soll in erster Linie lernen, und dafür ist wohl vor 22 Uhr Sommerzeit genauso wie vor 22 Uhr Winterzeit Zeit genug (neuerlicher Beifall bei der SPÖ), und das ist zum Lernen auch die bessere Zeit.

Darum überlassen wir Rotationspole der Erde, Zenit, Nadir und Meridian und all das, was zur Definition der astronomischen Zeit nötig wäre, den Astronomen und halten fest, daß für alle Bürger und Bürgerinnen in dieser Republik dieselbe Zeit gelten muß, weil sonst wirklich das Zeitchaos ausbrechen würde. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Graf: Es gibt eh schon keine Lehrlinge mehr im Gastgewerbe!)

Wenn es den Bauern mit ihren viel sensibleren Kühen, die ja nicht so vernunftbegabt sind wie der Mensch, gelungen ist, auf Sommerzeit umzustellen, dann dürfte es dem Gastgewerbe wohl auch möglich sein. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

Doch nun Klartext. Worum geht es den freiheitlichen Abgeordneten, den Antragstellern in diesem Antrag wirklich? (Abg. Mentil: Haben Sie schon einmal im Gastgewerbe gearbeitet?) Ja, zum Beispiel im Gastgewerbe. In diesem Antrag findet man kein Wort darüber, wie man die Arbeitssituation der jungen Menschen im Gastgewerbe verbessern kann (Abg. Dr. Graf: Am besten ist die Selbstbedienung!), kein Wort darüber, wie die Ausbildungssituation der Lehrlinge verbessert werden kann, kein Wort darüber, wie man wirklich gegen Arbeitszeitverstöße, die es gibt, oder gegen das Mißverhältnis zwischen den offenen Lehrstellen und der Nachfrage vorgehen könnte. Es findet sich auch kein Wort darüber, wie die jungen Menschen, die sich diesen Beruf ausgewählt haben, lange und länger daran Freude haben könnten, und es ist sehr wichtig für Dienstleistungsbetriebe, für Dienstleistungsberufe, daß der Gast freundliches und engagiertes Personal vorfindet. Das ist ein sehr wichtiger Indikator – da wird mir Herr Abgeordneter Peter zustimmen – für Umsatzsteigerungen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Böhacker: Glauben Sie das wirklich, was Sie da sagen?)

Daher ist dieser Antrag ein weiterer Beweis dafür, daß die Freiheitlichen Lehrlinge und jugendliche Arbeitnehmer immer nur dann als schützenswerte Gruppe ansehen, wenn es der Polemik dient. (Ironische Heiterkeit bei den Freiheitlichen.) Konkret aber wollen Sie ... (Abg. Mentil: So viele Lehrlinge haben Sie noch gar nicht gesehen, als ich ausgebildet habe!) Ich war einer, zum Unterschied von Ihnen! In Wirklichkeit wollen Sie Verschlechterungen für Lehrlinge – in diesem Fall auf dem Umweg über astronomische Wortspielereien – einführen. (Abg. Scheibner: Das ist schon wieder die Sternwarte!) Das kommt von Ihnen, die astronomische Wortspielerei. Der sozialdemokratischen Fraktion geht es jedoch um die ... (Abg. Trenk: Glauben Sie selber, was Sie da reden?) Selbstverständlich! Das ist der Unterschied!

Der sozialdemokratischen Fraktion geht es jedoch um die Qualität der Ausbildung, die verbessert werden soll. (Abg. Mag. Stadler: Wo haben Sie sich so lange versteckt, sagen Sie einmal?) Es gibt gerade nächste Woche wieder Gespräche zwischen den Sozialpartnern und der Regierung, wo zum Beispiel, um nur einen Gesprächspunkt herauszugreifen, die Förderung von Mehrfachausbildungen zur Verbesserung der späteren Einsatzmöglichkeiten auf der Tagesordnung steht.

Aus all diesen Gründen können wir, ohne daß ich den Ausschußdebatten und etwaigen Änderungsvorschlägen vorgreifen will, dem Antrag in dieser Form und mit diesem Inhalt niemals zustimmen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Stadler: Die ist gut! Die hat Talent!)

14.09

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Gatterer. – Bitte.

14.09

Abgeordnete Edeltraud Gatterer (ÖVP): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es haben einige diesen Ausführungen nicht nur nicht mit tiefem Ernst folgen können, sondern sie haben sich ein Lachen manchmal nicht verkneifen können. Tatsache ist, daß wir gerade heute, am


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