Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 38. Sitzung / Seite 81

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Weltkindertag, dieses Problem zumindest mitdiskutieren sollten. Ich möchte aber trotzdem noch, weil heute zuerst die Außenpolitik dran war, ein paar Zahlen zur Kinderarbeit heute, am Weltkindertag, bringen. Wir sollten hier auch über die Grenzen schauen, und wir diskutieren im Moment ja über Kinder- und Jugendarbeit.

Ich möchte gar nicht eingehen auf die Diskussionen über Gewalt an und Mißbrauch von Kindern. Wir haben ja gestern über Mißbrauch von Kindern, Kinderpornographie, Kinderprostitution gesprochen, und wir müssen auch wissen, daß das nach dem Waffen- und Drogenhandel die drittgrößte Einnahmequelle der kriminellen Organisationen ist.

Wir dürfen nicht vergessen, daß in Dritte-Welt-Ländern 100 Millionen Kinder unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten, unter Bedingungen, zu denen kein erwachsener Österreicher arbeiten würde. Ich möchte aber auch – gerade im Zusammenhang mit der gestrigen Diskussion – noch hinzufügen, daß über 200 Millionen Kinder als Prostituierte arbeiten müssen.

Wir sollen die Augen davor nicht verschließen, und ich verstehe es deswegen nicht ganz, daß die Kollegin Wurm in einer Diskussion, in der es darum geht, im Sommer eventuell eine Stunde länger zu arbeiten (Abg. Haller: Nicht länger! Zeitverschoben!) , am Abend zeitverschoben länger zu arbeiten, das Thema im Grunde so abhandelt, wie man es vielleicht abhandeln sollte, wenn man über die 100 Millionen Kinder spricht, die Kinderarbeit leisten müssen.

Wir haben uns in den letzten Tagen, zumindest aber gestern in der Aktuellen Stunde, schon sehr eingehend mit der Lehrlingsproblematik beschäftigt, und wir wissen heute, daß das Problem Lehrlingsausbildung ein ganz großes politisches Problem ist. Ich glaube, jedem Politiker hier herinnen wird angst und bange, wenn er daran denkt, die Jugendarbeitslosigkeit könnte weiter zunehmen. Ich glaube, Jugendarbeitslosigkeit ist das größte Schreckgespenst, das es in einem Land gibt.

Ich möchte jetzt gar nicht die Statistiken über die Zunahme der Gewalt an Kindern, der Gewalt von Kindern bringen, aber wir wissen, daß es allein vom Jahr 1994 auf das Jahr 1995 einen Rückgang bei der Zahl der Lehrlinge gegeben hat. 1994 waren noch 46,6 Prozent aller Jugendlichen in einer Lehre tätig, 1995 waren es nur mehr 42,2 Prozent (Abg. Haller: Man darf nicht nur jammern, sondern man muß gegensteuern!) , und ich glaube, daß es hoch an der Zeit ist, eine gemeinsame Offensive für die Lehrlingsausbildung zu starten, für die Lehrlinge etwas zu machen. Gerade in Zeiten, in denen es einen wirtschaftlichen Strukturwandel gibt und die Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt nicht leichter werden, ist es noch wichtiger, daß wir den Jugendlichen ein gutes Angebot machen, daß wir die duale Ausbildung weiter erhalten.

Wir sprechen im Zusammenhang mit der Sicherung von Arbeitsplätzen immer wieder auch von flexiblen Arbeitszeitformen. Ich glaube aber, es ist nicht seriös, wenn wir von flexiblen Arbeitszeitformen, von flexibler Arbeitszeit sprechen und dabei die Jugendlichen ganz ausklammern, denn gerade die Jugendlichen sind im Grunde viel anspruchsvoller im Umgang mit ihrer Freizeit und wollen diese auch mitgestalten können.

Als Kärntnerin möchte ich schon auch das Problem Tourismus aufgreifen. Wir haben im Tourismus große Einbrüche. Das tut mir leid, denn obwohl wir einen Landesrat für Tourismus haben, der von Ihrer Fraktion kommt und der zum Beispiel etwas zeigen könnte, haben wir in den letzten fünf Jahren ein Viertel unserer Gäste verloren. Auch heuer ist eine ganz schlechte Saison. (Abg. Rossmann: Nicht erst seit einem Jahr! – Wie heißt der Landeshauptmann?)

Auch die Anzahl der Lehrlinge im Tourismusbereich – ich habe hier eine Zahl, die Sie vielleicht bestätigen werden – ist in den letzten zehn Jahren um 35 Prozent zurückgegangen, und 88 Prozent der Tourismusbetriebe sagen, sie bilden aus Gründen der Bürokratie, des zu strengen Jugendschutzes keine Lehrlinge mehr aus, sondern sie beschränken sich und nehmen Aushilfsanlernkräfte.

Das ist, glaube ich, weder im Sinn der Jugendlichen noch im Sinn der Betriebe. Wir sollten daher in der generellen Diskussion über offensive Lehrlingsausbildung durchaus auch diesen


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