Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 38. Sitzung / Seite 82

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Vorschlag – neben vielen anderen Vorschlägen – berücksichtigen und einarbeiten. Mein Kollege Trinkl wird das noch weiter ausführen.

Wir müssen mit unseren Bestimmungen die Jugend schützen, aber nicht, indem wir einen Wall um sie errichten, den sie nicht überwinden kann, sondern indem wir gesicherte Wege in ihre berufliche Zukunft planen. (Beifall bei der ÖVP.)

14.15

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Peter. – Bitte, Sie haben das Wort.

14.15

Abgeordneter Mag. Helmut Peter (Liberales Forum): Herr Präsident! Meine Damen und Herren des Hohen Hauses! Die Rückgänge im Tourismus in Österreich sind alles andere als lustig, und wir werden sie nicht durch eine Änderung der Arbeitszeit der Lehrlinge beeinflussen. (Demonstrativer Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) Ich weiß nicht, ob Sie nicht zu früh klatschen.

Ich glaube, daß wir hier eine ganz prinzipielle Diskussion führen und daß hier eine Menge von Menschen sitzen, die das Glück haben, in einer Arbeitswelt zu leben, die ihnen entspricht, die irgend etwas mit Montag bis Freitag zu tun hat, und deren Verständnis für diejenigen Menschen, die eine Arbeitswelt haben, die außerhalb dieses kollektiven Glückes liegt, nicht gegeben ist, die mit dieser Arbeitswelt nicht zurechtkommen – schlicht und einfach nicht zurechtkommen. Denn offensichtlich muß es ja so sein, daß es in unserer Gesellschaft für die Zeiten außerhalb des kollektiven Glücks, sprich für die Freizeit der Mehrheit der Menschen in unserem Land, andere Menschen geben muß, die bereit sind, Dienste zu leisten, denn eine Freizeit ohne Dienstleistung wäre wohl reichlich öd und fad.

Jetzt ist die Frage, ob das unbedingt junge Leute sein müssen, jetzt ist die Frage, wo man die Grenze setzt. Niemand hier im Hohen Haus – weder der Herr Dolinschek, der das beantragt hat, und schon gar nicht die Frau Wurm oder die Frau Gatterer – setzt die Bedeutung eines Kinder- und Jugendlichenbeschäftigungsgesetzes herab. Es bedarf also offensichtlich auch dieser für Sie oder für viele von Ihnen exotischen Berufe. Für die, die in diesen Berufen arbeiten, sind sie gar nicht so exotisch. Die finden sie ganz normal und haben sie teilweise auch deswegen gewählt, weil sie eben nicht im kollektiven Trott der Gesellschaft leben wollen, weil sie einfach Schifahren am Montag, wenn die Pisten nicht überfüllt sind, schöner finden als am Sonntag, weil sie eben keine Herdentiere sind, die im Krapfenwaldl am Sonntag gemeinsam Wasser stampfen, sondern die ganz gerne am Dienstag baden gehen, die nicht wie die Wahnsinnigen am Montag noch geschwind etwas einkaufen rennen, weil die Ladenöffnungszeiten uns das Einkaufen verbieten. (Abg. Tichy-Schreder: Das ist der nächste Tagesordnungspunkt!) Nein! Die sagen: Ich habe einen anderen Lebensrhythmus. Ich gehe am Dienstag vormittag einkaufen, wenn die Verkäuferinnen Zeit haben und auch noch Freundlichkeit herrscht.

Das ist das Problem, mit dem sich das Hohe Haus auseinandersetzt und das vor allem in der sozialdemokratischen Fraktion Heiterkeitsausbrüche gebracht hat.

Wir müssen offensichtlich zu Zeiten arbeiten, die außerhalb des kollektiven Glücks liegen, um Dienstleistung zu erbringen. Brauchen wir dazu junge Menschen? – Das ist eine ganz klare Frage. Ich kann sagen, es ist jede Arbeit in diesen Zeiten außerhalb des kollektiven Glücks für Jugendliche bis zu einem Alter von 16, 18, 19 Jahren – was immer Sie wollen – verboten. Soll mir auch recht sein. Das ist eine politische Willensentscheidung, die das Hohe Haus hier trifft, und dann ist es Gesetz dieser Republik. Nur: Was heißt das? – Wie beantwortet man die Frage: Was kommt danach?

Wir haben gestern über Lehrlingsausbildung diskutiert. Sie können natürlich der Meinung sein, Frau Wurm, daß im Tourismus keine Lehrlinge ausgebildet werden sollen, denn das wesentliche Merkmal in der Tourismuswirtschaft ist, daß – und das habe ich jedem der jungen Menschen, die als Lehrlinge zu mir gekommen sind, vorher gesagt – zu ungewöhnlichen Zeiten gearbeitet wird. Was wirst du am 25. Dezember tun?, habe ich sie gefragt. Ah, arbeiten wirst du? – Was wirst du am 26. Dezember tun? – Auch arbeiten? Ja bist du verrückt? Und was machst du denn


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