Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 38. Sitzung / Seite 140

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Wir wollen den Meister als qualitätsorientierten Dienstleistenden besonders hervorheben, denn wir sind zutiefst überzeugt davon: Das wichtigste Kapital der Zukunft wird nicht das Geld sein, sondern die Qualität, das Fachwissen, die Verläßlichkeit, und die haben wir in Österreich. (Abg. Dr. Khol: Humankapital!) Daher sage ich immer, in diese Richtung muß es bei dieser Gewerbeordnung gehen, und wenn uns das gelingt und wenn wir aufhören, uns selber schlechtzumachen und immer nur zu sagen: Auf diesem Standort ist es eh nicht gut!, werden wir auch insgesamt erfolgreich sein.

Meine lieben Kolleginnen und Kollegen von allen Seiten – ich nehme jetzt niemanden aus –: Wir haben es in der Vergangenheit bewiesen – ihr werdet jetzt sagen: Gut, genug, okay!, aber wir haben bewiesen –, daß unsere Wirtschaft krisenfest ist, daß sie in schwierigen Zeiten bestehen kann. Wir haben bewiesen, daß unser Export funktioniert. (Abg. Haigermoser: Jetzt wird es allgemein!) Warum hat er auch in der EU funktioniert? – Weil wir gute Qualität haben, weil wir Fachwissen haben. Und wenn wir weiter in diese Richtung gehen, wird uns, davon bin ich überzeugt, ein guter Wurf gelingen. Er muß nur rasch gelingen – wir haben nicht mehr viel Zeit –, und er sollte weitestgehend akkordiert sein. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

18.37

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gelangt als nächste Frau Abgeordnete Mares Rossmann. – Bitte sehr.

18.37

Abgeordnete Mares Rossmann (Freiheitliche): Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Weil hier die hohen Vertreter der Wirtschaftskammer sitzen, frage ich sie: Warum ist noch nie das folgende Thema angeschnitten worden? Wir sind im 20. Jahrhundert und unterscheiden immer noch, speziell bei Betriebsanlagen in der Gastronomie, zwischen einer Gasthauskonzession, wo der Betrieb um 24 Uhr schließen muß, einer Kaffeehauskonzession – hier muß um 2 Uhr geschlossen werden (Ruf: 1 Uhr!) – ja, je nach Stadt – und einer Barkonzession, die es ermöglicht, bis 4 Uhr offenzulassen. Das wäre ja sofort zu beseitigen in einem Tourismusland wie Österreich, denn wenn Gäste da sind, soll man sie bedienen, egal, ob es sich um ein Gasthaus, ein Café-Restaurant oder eine Bar handelt. Ich glaube, da sind wir einer Meinung. (Beifall bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Tichy-Schreder: Das Problem sind die Anrainer!) Ja, aber die Rahmenbedingungen schafft die Gewerbeordnung!

Nun aber zurück zur Ladenschlußdebatte. Diese Frage ist meiner Meinung nach deshalb so kompliziert, weil man drei komplizierte Betrachtungsweisen unter einen Hut bringen muß: Es ist natürlich einmal der Aspekt der Kundschaft oder des Gastes, weiters der Aspekt der Unternehmer und der Aspekt der Arbeitnehmer – und im Handel speziell der Arbeitnehmerinnen. Das möchte ich betonen, denn das darf man bei dieser ganzen Diskussion nicht außer acht lassen.

Betrachten wir die Sache einmal unter dem Aspekt des Gastes oder der Kundschaft: Wir alle wissen, ein geändertes Kaufverhalten bedingt einen Erlebniseinkauf; jeder will etwas erleben, wenn er einkaufen geht. Oder man zieht sich zurück und kauft nur mehr bei Versand oder betreibt Shopping im Internet. Um das zu umgehen, wird man über gewisse Möglichkeiten diskutieren müssen, denn ein gewisses Einkaufserlebnis ist natürlich nur dann gegeben, wenn entsprechende Beratung erfolgt. Ein solcher Einkauf kann durch Versand oder Shopping im Internet nicht ersetzt werden. Ich glaube, darin sind wir uns einig.

Auf keinen Fall aber darf es zu einem solch dramatischen Kaufkraftabfluß wie im vergangenen Jahr kommen, wo dieser über 4 Milliarden Schilling betragen hat. Vielleicht hing das mit unserem EU-Beitritt zusammen, mit dem ersten Jahr unserer Mitgliedschaft, aber in Zukunft kann sich Österreich einen solchen Steuerausfall nicht mehr erlauben.

Auch gilt es, rechtzeitig die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Dann können wahrscheinlich auch die kleinen Unternehmer mit den Großbetrieben auf der "grünen Wiese" konkurrieren.


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