Ich nenne Ihnen einige Beispiele: Sie haben gemeint, die sogenannten Existenzlektoren wären von diesem Paket besonders betroffen. – Diese bilden eine der wenigen Gruppen, die überhaupt nicht betroffen sind, denn sie wurden vor zwei Jahren angestellt und haben keine Lehraufträge mehr.
Sie haben weiters gemeint – und das steht auch in einem Papier der Grünen –, 30 Prozent der Studienbeihilfenbezieher würden durch den Wegfall der Familienbeihilfe betroffen sein. Kein einziger Studienbeihilfenbezieher kann vom Wegfall der Familienbeihilfe betroffen sein, da bei einem Studienbeihilfenbezieher das Gesetz ausdrücklich vorsieht, daß die Familienbeihilfe zu kompensieren ist – und dies bereits seit langem so vorsieht. Das ist gar keine Neuigkeit. Das heißt, das, was Sie so apodiktisch für 30 Prozent der Studienbeihilfenbezieher behaupten, kann überhaupt nicht eintreten.
Sie sagten weiters, statistisch gesehen käme hinter uns, was die Akademikerquote anlangt, nur die Türkei. Wenn man in der Statistik der Grünen hinter Österreich nur mehr die Türkei anführt, dann kommt hinter uns tatsächlich nur mehr die Türkei. Aber Sie wissen ganz genau – und wenn Sie es nicht wissen, dann sage ich es Ihnen –, daß bei dem Land, das diesbezüglich den höchsten Wert hat, sämtliche höhere Schulen eingerechnet sind. Wenn Sie mir jetzt das "Bildungsparadies" USA hier vorhalten wollen, dann sage ich Ihnen: Beides probiert, kein Vergleich.
Wenn wir 27,4 Prozent Akademikerquote erreichen wollen, so wie die USA, – und das ist der Spitzenplatz Ihrer Liste –, heißt das, daß wir die höheren Schulen einrechnen und damit die Akademikerquote – wenn ich es "künstlich" nenne, ist es den höheren Schulen gegenüber unfair, also mutwillig – in die Höhe treiben. Das wäre kein Problem. Sie würden nur dann zu Recht sagen – und ich wäre dabei auf Ihrer Seite –, daß das statistische Spielerei ist.
Alle Länder, die hier angeführt sind – bis auf Japan, da weiß ich es nicht –, auf jeden Fall aber Großbritannien und die Niederlande, haben eine lange Tradition von Fachhochschulen oder fachhochschulähnlicher Lehrgänge, die in die Akademikerquote eingerechnet sind. Dazu kommt noch, daß Sie rein statistisch davon ausgehen können, daß die gemäß Ihren Ausführungen ins Astronomische wachsende Zahl der Studierenden dazu führen muß, daß die Akademikerquote ansteigt. Zu diesem Punkt komme ich aber später noch.
Wir haben in Österreich – das sage ich hier zur Information, es ist das dem Hochschulbericht im Detail zu entnehmen – eine im internationalen Vergleich immer noch relativ geringe Akademikerquote, gemessen am Durchschnitt der Bevölkerung.
Wir haben aber, was die Neustudierenden im Verhältnis zu ihrem Jahrgang betrifft, eine Akademikerquote, die durchaus gut im internationalen Maßstab, ja sogar leicht über dem Durchschnitt liegt. Das heißt, man kann davon ausgehen, daß im Laufe der Jahre diese deutlich steigende Quote der Neustudierenden automatisch dazu führen wird, daß die durchschnittliche Akademikerquote in der Bevölkerung entsprechend zunehmen wird.
Ich komme zurück auf den "seriösen" Umgang mit der Wahrheit. Frau Kollegin Petrovic! Sie haben ziemlich wortwörtlich gesagt, wir hätten bei den Lehraufträgen Kürzungen vorgenommen, nämlich in den Entgeltsätzen. Sie meinten weiters, es sei notwendig, daß wir konkurrenzfähig sind. Nennen Sie mir, Frau Abgeordnete, ein Land in Europa, das derart – ich will nicht "großzügig" sagen, denn das würde so klingen, als ob sie es nicht verdienten – hohe Beträge pro Stunde Lehrauftrag ausgibt, wie das in Österreich der Fall ist. Zeigen Sie mir ein einziges Land auf Ihrer Liste! – Die USA mit Sicherheit nicht, Japan – das sage ich leichtfertig – mit Sicherheit auch nicht, Großbritannien mit Sicherheit nicht, Niederlande definitiv nicht, Deutschland definitiv nicht. Was die Türkei betrifft, muß ich sagen, weiß ich es nicht.
Sie fordern, daß wir konkurrenzfähig bleiben sollen, indem wir Sätze nicht senken dürfen, die es in anderen universitären Gesellschaften überhaupt nicht gibt. Wir sollen konkurrenzfähig sein, indem wir ein Einkommen neben dem Grundeinkommen nicht senken dürfen, weil wir sonst in die Hinterhand zu anderen universitären Entlohnungssystemen kommen würden, während das, was wir senken, zu 100 Prozent in den anderen Ländern überhaupt nicht existiert.