Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 40. Sitzung / Seite 24

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Meine Damen und Herren! Bevor die Pferde der "apokalyptischen Reiter" endgültig verrecken und die Protagonisten, also diese Reiter, ihre Sättel selbst am Rücken tragen müßten, würde ich Ihnen empfehlen, ein bisserl in die Universitäten hineinzuhören und sich mit den Erfahrungen bekanntzumachen, die jene gemacht haben, die mit der Wissenschaftspolitik direkt zu tun haben. Rektor Konrad hat, wie angesprochen, auf einen Buchtitel, der in Deutschland im Moment aktuell ist, nämlich das Buch von Peter Glotz "Sind die Unis im Kern verrottet?", gesagt: In Österreich sind die Unis im Kern gesund. – Ich glaube, das sollte man zur Kenntnis nehmen! (Beifall bei der SPÖ.)

12.03

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Brader. Er hat das Wort.

12.03

Abgeordneter Mag. Dr. Alfred Brader (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Von meinen Vorrednern wurde viel Kritik gebracht, die in manchen Bereichen überzogen war. Ich möchte aber sagen, daß meine Vorredner im Prinzip in manchen Bereichen recht hatten. Für mich besteht wirklich kein Zweifel daran, daß wir an der Universität einiges zu verändern haben.

Mein Vorredner hat einiges angesprochen, dem kann ich mich nur anschließen. Ich möchte aber eindeutig festhalten, daß mir eine verstärkte Zufuhr an Geldmitteln allein zu wenig ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Im Gegenteil: Ich bin der festen Überzeugung, daß, wenn man bloß die Mittel aufstockt und keine stukturellen Maßnahmen setzt, nichts mehr weitergeht. Tatsache ist, daß – trotz anderer Prognosen – mehr Maturantinnen und Maturanten an die Uni strömen.

Was mich so traurig macht – ich sage das als Lektor – ist, daß so viele unter ihnen sind, die eigentlich nicht wissen, was sie wirklich wollen, beziehungsweise welche Anforderungen an sie gestellt werden. Diese unerfreuliche Tatsache führt daher auch dazu, daß viele sehr rasch wechseln oder abbrechen. Ich glaube, für diesen Zustand kann man aber nicht nur die Universität verantwortlich machen, sondern hier muß man an die Eigenverantwortung appellieren. Es ist primär Aufgabe der Studierenden, sich vorher – lange vorher – Informationen zu beschaffen und zu schauen, ob man diese Anforderungen auch erfüllen kann. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich glaube, wir müssen in allen Bereichen – das gilt für das Studium und auch für die Zeit vor dem Studium – die Eigenleistung, die Eigenmotivation verstärkt fördern. Ich denke, daß es nicht angeht, daß man die jungen Studierenden wie Mittelschüler behandelt. Das soll keine Ausrede sein! Wer aber nicht imstande ist, sich eigenständig Informationen über sein Studium zu beschaffen, hat auch nicht die Fähigkeit für eigenständigen Wissenserwerb und damit auch keine Hochschulreife.

Ein weiterer Grund dafür ist die Tatsache, daß viele Studenten den Anforderungen der Universität nicht gewachsen sind; sie steigen aus. Und ich denke, diese Erfahrung sollten sie so früh wie möglich machen, weil sie sich dadurch leere Kilometer und verlorene Semester ersparen.

Neben all diesen universitätsinternen Problemen möchte ich noch den Fachhochschulbereich ansprechen. Ich glaube, daß das eine sehr gute Institution ist. Der rege Zustrom in diese Schulen beweist, daß sie nahe am Leben sind, daß sie das bieten, was die jungen Menschen brauchen. Und ich meine, daß man diese Bereiche verstärkt fördern muß. (Beifall bei der ÖVP.)

Dazu gehört, daß der Fachhochschulrat raschest wieder eingesetzt wird. Dazu gehört, daß man auch den Fachhochschulplan erweitert, und dazu gehört, daß wir uns auch über neue Studienfinanzierungsmodelle – nicht nur im Bereich der Fachhochschule – unterhalten müßten. (Beifall bei der ÖVP.)

12.07


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