Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 40. Sitzung / Seite 25

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Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Brauneder. Er hat das Wort.

12.07

Abgeordneter MMag. Dr. Willi Brauneder (Freiheitliche): Herr Präsident! Hohes Haus! Herr Bundesminister! Zuerst möchte ich einmal feststellen, daß es absolut unrichtig ist, von einer "Krise der Universität" zu sprechen – es haben das etliche Vorredner völlig zu Recht betont. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch all jenen Kollegen und Kolleginnen an der Universität danken, die insbesondere im letzten Sommersemester, in einer Zeit, als der sogenannte Streik völlig absurd geworden ist, den Lehrbetrieb aufrechterhalten haben, und auch jenen Studenten und Studentinnen, die in die Vorlesungen gegangen sind und sich nicht von dieser Endphase des "Streiks", der – ich wiederhole es nochmals – völlig absurd war, abhalten ließen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

So sehr mein Respekt den Universitäten in dieser Beziehung gilt, will ich aber doch nicht verhehlen, daß ich glaube, daß die Unis etwas mehr aus ihren Kapazitäten machen könnten. Ich bin nicht restlos überzeugt davon, daß zum Beispiel – um Details zu erwähnen – der Raum an den Universitäten entsprechend ausgenützt wird, daß die Lehrveranstaltungen, insbesondere die Lehraufträge entsprechend verteilt sind und anderes mehr. Ich glaube, daß die Universitäten aufgefordert sind, noch mehr von ihrer Autonomie, die sie ja jetzt schon haben, Gebrauch zu machen. Ich sage das aber nicht, um den Staat und die zuständigen Ministerien zu entlasten.

Vorher möchte ich aber noch etwas festhalten. Es gibt, so meine ich, eine Reihe völlig falscher Perspektiven. Auch hier nur einige Beispiele: Ich halte es für absolut unrichtig, jedenfalls für partiell unrichtig, ständig von der sozialen Situation der Studierenden zu sprechen. Es ist zumindest auch von der sozialen Situation der Eltern der Studierenden zu sprechen. Man kann doch nicht negieren, daß die Studierenden tatsächlich und aufgrund einer bestehenden Unterhaltsverpflichtung von den Eltern erhalten werden. Das heißt, soziale Einbußen haben nicht nur die Studierenden, sondern meistens und in überwiegender Zahl auch die Eltern der Studierenden zu erleiden.

In diesem Zusammenhang gestatten Sie mir noch eine Bemerkung: Ich finde es völlig falsch, vom Studenten oder der Studentin zu sprechen, als handle es sich hiebei um einen Berufsstand, wie etwa den der Arbeiter, der kaufmännischen Angestellten. Student, Studentin sein ist eine Durchgangsphase, ist ein Lernprozeß, der irgendwann einmal abzuschließen ist. Daher ist jedes Argument, das davon ausgeht, wir hätten hier sozusagen einen Bevölkerungsteil, der mit 6 000 S monatlich leben muß, punktuell wahrscheinlich richtig, aber in der Gesamtbetrachtung falsch. Denn es handelt sich beim Studenten um keinen Berufsstand, der mit anderen Berufsständen zu vergleichen ist. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ich möchte noch etwas betonen: Ich finde auch die Perspektive falsch, von der "katastrophal niedrigen Quote" an Akademikern zu reden. – Nicht nur, weil der Herr Bundesminister richtiggestellt hat, daß in anderen Staaten etwa das eingerechnet wird, was bei uns die Matura ist, sondern weil sich diese Feststellung mit der anderen Tatsache – die bejammert wird –, es gäbe eine Akademiker-Arbeitslosigkeit, logisch nicht verträgt. Also wenn sich da eine logische Schere auftut, dann müßte man auch einmal überlegen, ob die Logik auf dem einen oder auf dem anderen Teil der Schere liegt.

Richtig ist natürlich, daß es eine steigende Studentenzahl gibt – entschuldigen Sie, diese Banalität zu erwähnen – und daß es natürlich – was damit zusammenhängt – ein verstärktes Interesse an einer Universitätsausbildung gibt. Da stellt sich aber die Frage: Warum ist das so? – Hier möchte ich auf einen Punkt hinweisen, von dem ich glaube, daß er bisher in den Anmerkungen – ich will nicht von Diskussion sprechen – zu kurz gekommen ist. Warum ist es so? – Offenbar ist das Bildungsangebot außerhalb der Universitäten auf dieser Ebene zu gering, und zweitens produziert die Matura Absolventen offenkundig am Markt vorbei, denn wenn es so wäre, daß die Matura noch eine Berufsausbildung per se ist, würden vermutlich weniger Leute an die Universität gehen. Aber die AHS produziert auch an den Universitäten vorbei, nämlich


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