Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 40. Sitzung / Seite 136

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des überholten Polytechnischen Lehrganges vor der berufsspezifischen betrieblichen Lehre, eine verbesserte verpflichtende Aus- und Weiterbildung für unsere Berufsschullehrer, eine allgemeine Förderung der Lehrlingsweiterbildung im Ausland, eine Gleichstellung der Meisterprüfung mit der B-Matura im öffentlichen Dienst und natürlich den freien Zugang zu den Fachhochschulen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn Sie bei der Lehrlingsausbildung etwas weiterbringen wollen, dann nehmen Sie unsere Vorschläge auf und stimmen Sie diesen auch zu. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

19.48

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Tichy-Schreder. Freiwillige Redezeit: 10 Minuten.

19.48

Abgeordnete Ingrid Tichy-Schreder (ÖVP): Herr Präsident! Meine Herren Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Kollege Dolinschek! Ich freue mich, daß Sie einige Punkte, die Sie hier angeführt haben, dem Programm der Wirtschaftskammer Österreich entnommen haben. Dieses ist selbstverständlich für alle offen. Ich freue mich ja sehr, daß Sie einige Punkte davon übernommen haben.

Sie haben gesagt, daß die Lehrlingsausbildung nur in Deutschland und Österreich stattfindet. Da gehe ich keineswegs mit Ihnen d’accord. Da haben Sie sich noch zu wenig informiert. Die Lehrlingsausbildung gibt es in den Ländern Dänemark, Schweiz, Luxemburg, in Teilen von Italien, nämlich in Südtirol. Überall dort, wo es diese Lehrlingsausbildung gibt, sind die Arbeitslosenraten bei Jugendlichen viel geringer als in jenen Ländern, die keine duale Ausbildung haben.

Wir haben allerdings festgestellt, daß die Lehrlingszahlen zurückgehen. Das ist allerdings auch darauf zurückzuführen, daß der Andrang zu den berufsbildenden weiterführenden Schulen größer ist, was wiederum höhere Kosten für den Staat verursacht, da dort die Ausbildung nur durch die Schule und nicht durch Betriebe erfolgt.

Es gibt aber auch eine Untersuchung, warum die Lehrlingszahlen zurückgegangen sind. Die Tatsache, daß die Industrie insgesamt ein Drittel weniger Lehrlinge aufnimmt, hat sicher da oder dort mit der Globalisierung unserer Wirtschaft zu tun, auch mit einer Neustrukturierung der Arbeitsprozesse.

Zweitens gibt es Probleme. Dies ist immer wieder angeschnitten worden, Herr Kollege Dolinschek, auch Sie haben es angeschnitten. Ein Hauptgrund dafür, warum Betriebe immer weniger bereit sind, Lehrlinge auszubilden, ist das Arbeits- und Jugendbeschäftigungsrecht. Im Industrieausschuß wurde vor dem Sommer ein gemeinsamer Entschließungsantrag gestellt, worin die Bundesregierung aufgefordert wird, einzelne Maßnahmen zu überprüfen. Unter anderem wurde der Herr Sozialminister gebeten, zu überlegen, ob man nicht alle Jugendlichen gleichstellen könnte, egal, ob sie Lehrling, Schüler oder ungelernt sind. Von Bedeutung sollte nur das Alter, nämlich bis 18 Jahre, sein.

Ein 18jähriger kann einen Führerschein erwerben, er kann allerdings dann nicht auf eine Leiter hinaufsteigen, oder er kann nicht länger in einem Gastronomiebetrieb arbeiten, wenn er 19 und Lehrling ist. Da gehört einiges in dieser Richtung geändert. (Abg. Haigermoser: 10 Jahre hören wir das! Wie eine tibetanische Gebetsmühle!)

Da ich schon einige Zeit hier im Hause verbringe, weiß ich, Herr Abgeordneter Haigermoser, daß nur langsam ein Umdenken in den Köpfen einzelner, die nicht tagtäglich mit der Lehrlingsausbildung betraut sind, möglich ist, aber es muß ein Umdenken stattfinden. Langsam, so glaube ich, Herr Sozialminister, wird auch in dieser Richtung ein Umdenken in Ihren Reihen möglich, und dafür bin ich dankbar.


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