Wir brauchen für eine erfolgreiche Ausbildung im dualen System – nach dem Motto "Karriere mit Lehre" – auch ein Umdenken der Eltern, daß man nämlich mit einer Lehrlingsausbildung auch Karriere machen kann. Solange die Eltern nicht davon überzeugt sind, mit einer Berufsausbildung im dualen System Erfolg zu haben, wird es schwer sein, die jungen Menschen dafür zu motivieren.
Fünf Gründe sind für ein Lehrlingssystem besonders wichtig:
Erstens: Gerade die Ausbildung im dualen System erbringt uns aus diesem System neue Unternehmer. 52 Prozent aller, die eine Lehre gemacht haben, machen sich dann selbständig. Wir brauchen junge Unternehmer, wir brauchen neue Unternehmer. Das ist der eine Punkt.
Der zweite Punkt zeigt, daß wir eine sehr gute Ausbildung haben. Das zeigen immer wieder alle internationalen Konkurrenzen, wo Österreich europaweit führend ist an Medaillen und an dem Können, das die Lehrlinge unter Beweis stellen.
Drittens hat eben, wie vorhin schon kurz erwähnt, das Ausbildungssystem dazu geführt, daß die Jugendarbeitslosigkeit in Grenzen gehalten werden konnte.
Viertens ist es ganz wichtig, daß die Ausbildungsautonomie für die Betriebe erhalten bleibt, denn die wissen wirklich, welche Fachkräfte sie brauchen und in welcher Richtung ausgebildet wird.
Fünftens ist es auch wichtig, daß sich die Kosten des dualen Ausbildungssystems, denn sie werden ja großteils von den Betrieben übernommen, im Rahmen halten.
Was wir aber weiters tun müssen, um diesen Bereich attraktiver zu machen, ist in dem Entschließungsantrag des Industrieausschusses bereits angeführt worden. Wir brauchen eine stärkere Flexibilisierung, damit wir die Möglichkeit schaffen, einem Jugendlichen durch Schaffung von Gruppenlehrberufen mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eröffnen. Weiters sollten wir vielleicht auch daran denken, daß die öffentliche Hand, und zwar die einzelnen Ministerien und öffentlichen Körperschaften, sehr gerne – vielleicht auch das Parlament – ausgebildete Handwerker in den öffentlichen Dienst aufnimmt, die natürlich in der Privatwirtschaft ausgebildet worden sind.
Das kostet natürlich auch der Privatwirtschaft etwas, wenn sie Fachkräfte ausbildet und diese dann nicht mehr in ihren Betrieben zur Verfügung stehen. Ich glaube, auch darauf sollte man beim Lastenausgleich, den wir noch zu diskutieren haben, zu sprechen kommen.
In dem Ausbildungsbericht, der noch unter der Ägide von Wirtschaftsminister Ditz entstanden ist, sind auch Zukunftsaspekte enthalten, und ich glaube, auf diese Zukunftsaspekte sollten wir weiterhin aufbauen. Denn wir sprechen ja nicht nur in der Europäischen Union, sondern auch bei uns vom lebensbegleitenden Lernen, wo wir verschiedene neue Methoden finden müssen, damit das Lernen nicht nach der Schulzeit, der Ausbildungszeit beendet wird, sondern auch weitere Möglichkeiten geschaffen werden, um in andere Bereiche umsteigen zu können, Möglichkeiten, durch die eben das lebensbegleitende Lernen gewährleistet wird. Wobei aber auch darauf hingewiesen werden muß, daß lebensbegleitendes Lernen von den Menschen selbst angestrebt werden muß, die Ausbildungsangebote auch angenommen werden müssen. Denn nur wenn sie sich selbst qualifizieren, haben sie auch mehr Chancen am Arbeitsplatz, und gerade durch die Globalisierung der Wirtschaft ist das eine Herausforderung, die jeder Mensch braucht und der auch jeder Mensch nachgehen soll.
Meine Damen und Herren! Meine Kollegen, die nach mir noch zu diesem Thema sprechen werden, werden Ihnen noch sagen, daß die Lehrlingssituation in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich ist, daß wir sehr wohl Bundesländer haben, wo die jungen Menschen Lehrplätze gefunden haben, und Bundesländer haben, wo das nicht in dem gewünschten Ausmaß funktioniert. Ich hoffe, daß wir die Verbesserungsvorschläge, die in dem Entschließungsantrag des Industrieausschusses enthalten sind, zeitgerecht diskutieren können, damit wir die Lehre für die jungen Menschen und auch deren Eltern noch attraktiver gestalten können. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)
19.56