Ich meine, daß es natürlich Beispiele sonder Zahl gibt und auch Enqueten gegeben hat, nicht nur diesen Berufsbildungsbericht, den es heute zu diskutieren gilt, Enqueten, Zusammenkünfte in den Ländern, im Parlament, bei den Sozialpartnern. Da gab es eine parlamentarische Enquete über die Zukunft der Lehrlingsausbildung am 24. Februar 1993 in diesem Haus hier. Viele Dinge wurden aufgelistet, die zu erledigen gewesen wären, die konsensfähig waren. Wenn man genau nachschaut, was tatsächlich verbessert wurde, stellt man fest, es war eigentlich Null Komma Josef! Null Komma Josef, insbesondere was die Kostensituation, die Erleichterung für die Betriebe anlangt.
Ich schlage das Protokoll auf und zitiere aus dieser Enquete. Da sagt ein Experte, der Herr Referent Max Mathys aus der Schweiz vom Schweizerischen Institut für Berufspädagogik – ein weiteres Beispiel aus dem Ausland –, auf die Situation der Schweiz angesprochen: Es wird immer bemerkt, daß die Betriebe an den Lehrlingen verdienen. – Das hat man heute auch ein bisserl herausgehört: Öllinger, Hostasch und so weiter. – Durch eine Untersuchung an der Hochschule von St. Gallen wird dieses Argument klar widerlegt. Die zusätzlichen Kosten belaufen sich – je nach Intensität der Ausbildung – also unterschiedliche Berufsbilder – auf zwischen 20 000 und 70 000 Schweizer Franken jährlich. Das sind umgerechnet etwa 160 000 bis 560 000 S, was an zusätzlichen Kosten anfällt. Das heißt, daß wir uns an dieser Kostenfront treffen müssen, um zu entlasten, und nicht einen Fonds einführen sollen, der neue Belastungen für Betriebe bedeuten würde, meine Damen und Herren!
Das heißt also, wenn man in diesen Enquete-Protokollen, bei all den Berichten, die ins Haus kommen, fündig werden will, dann wären wir sehr schnell bei einer Verbesserung der derzeitigen Situation.
Meine Damen und Herren! Alles, was an Bürokratie beschlossen wird, hindert Betriebe, Lehrlinge auszubilden, sei es die Werkvertragssituation et cetera.
Was die begleitenden Maßnahmen – eine Anmerkung noch – durch die Betriebe anlangt, was die zusätzlichen Lerninitiativen anlangt, so ist es ganz interessant, in diesen Bericht hineinzuschauen. Auf Seite 64 wird festgestellt, daß für die außerschulische zusätzliche Bildung von den Betrieben 63 Prozent der Kosten freiwillig getragen werden. 63 Prozent der Kosten werden von den Betrieben trotz der hohen Kostenbelastungen freiwillig geleistet! Das muß man auch einmal anerkennen. Das soll nichts verniedlichen, das soll in keiner Weise die Frage verniedlichen, daß wir uns natürlich, was die Flächenberufe anlangt, weiterentwickeln müssen.
Wenn man sich die Lehrlingsstatistik 1995 zum Beispiel aus dem Bundesland Salzburg anschaut, dann stellt man fest, es gibt einen Lehrling für Wagenhersteller und einen für Werkzeugmaschineur. Die Frage ist also – das ist nur ein kleines Beispiel aus einer Vielzahl –, wie man Flächenberufe schafft, daß damit auch die Ausbildung verbessert werden könnte oder soll und darüber hinaus auch die Berufschancen des Lehrlings in Hinkunft verbessert oder geebnet werden können. – Ich kann mir vorstellen, daß ein Wagenherstellungslehrling im Vergleich zu anderen natürlich schlechte Berufsaussichten hat. Daher muß man über Flächenberufe reden, Herr Kollege Öllinger! Da bin ich, da sind wir bei Ihnen.
Da gibt es zweifelsohne Ansätze zur Verbesserung der Situation. Das darf aber nicht auf die lange Bank geschoben werden. Da wären jetzt die Sozialpartner am Zug, denn das steht auch unter "Zukunft der Lehrlingsausbildung" 1993, und man hat nichts umgesetzt, sondern hat die Hände in den Schoß gelegt und macht jetzt das berühmte Pingpongspiel bei den Sozialpartnern und sagt: Eigentlich ist eh alles paletti! et cetera.
Eine letzte Anmerkung, meine Damen und Herren: Ich werde nicht müde werden, die Kommunalsteuer, im Volksmund Lehrlingssteuer genannt, anzuprangern, denn diese ist sicherlich keine Offensive, was die Lehrlingsausbildung, die Verbesserung der Lehrlingsausbildung in den Betrieben anlangt. (Beifall bei den Freiheitlichen.)
20.42
Präsident Dr. Heinz Fischer:
Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Riepl. Er hat das Wort.