ohne große theoretische Abhandlungen vorstellen, daß diese bäuerlichen Strukturen sehr zerbrechlich sind. Gleichzeitig muß man sich aber auch vor Augen führen, daß es gerade im alpinen Bereich, wo der Mensch in jahrhundertelangem Kampf der Natur Alpen, Weiden und Anbauflächen abgerungen hat, fatal ist, wenn der Mensch nun plötzlich aufhört, gestaltend in diesen Lebensraum einzugreifen.
Die Folgen, die ein Verlassen dieser Gebiete durch die Bauern mit sich bringen, sind vielfältig und bis dato noch nicht einmal alle erhoben, es sind aber keineswegs nur unbedeutende. Ob das der Landschaft guttut, bezweifle ich. Was ich aber sicher weiß, ist, daß es dem Budget und der dortigen Wohnbevölkerung nicht guttut, wenn dies passiert.
Einen weiteren Problempunkt möchte ich in diesem Zusammenhang noch erwähnen: Es sind auch Schäden für den Fremdenverkehr, von dem weite Gebiete Österreichs, insbesondere auch in Vorarlberg, wesentliche Teile ihrer Einkünfte beziehen, wenn man an alten, verfallenen Höfen vorbeigehen muß, wenn Touristen die Ruinen in der Landwirtschaft sehen und Zeugen der leider immer sehr emotional geführten bäuerlichen Verteilungsdiskussion werden. Genau deshalb ist es so wichtig, die Bauern nicht mehr über einen Kamm zu scheren, sondern sehr genau zu trennen, ob nicht etwa der landschaftspflegerische Bereich heute und in Zukunft mehr im Vordergrund stehen sollte. (Beifall bei der SPÖ.)
Auf der anderen Seite gibt es nämlich gerade im Flachland große landwirtschaftliche Unternehmen, die mit recht geringem Arbeitseinsatz – ich vergleiche hier mit den Bergbauern – ihre Erträge einfahren können und die durch Überdüngungen und intensivsten Anbau von Getreide auf ihren durchschnittlich sehr großen Anbauflächen eher das Gegenteil von dem tun, was ich von ihren Kollegen im Berggebiet erzählt habe. Als Stichworte möchte ich nur die Nitratbelastung im Grundwasser, Erosion und totale Ermüdung des Bodens nennen.
Diese Bauern bekommen aber, weil sie ja mehr Flächen haben, auch mehr Förderungen. Sie haben es zwar leichter in ihrer tagtäglichen Arbeit, haben größere Flächen und bessere Marktchancen, aber es ist dennoch nicht möglich, diese weniger zu fördern als jene, die vom freien Markt, wenn er völlig zuschlägt, ausradiert werden würden.
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Es ist doch widersinnig: Diejenigen, die es mehr benötigen, bekommen das fehlende Geld kaum, diejenigen, die es weniger benötigen, können sich durch die Agrarförderung ein recht ansehnliches Zubrot verdienen. Offensichtlich gelten in diesem Bereich noch nicht die elementaren Grundregeln des Lastenausgleichs zwischen Arm und Reich, zwischen denjenigen, die dringend mehr Geld benötigen, und denjenigen, die sich auch so über Wasser halten können.
Um Ihnen das zu illustrieren, möchte ich Ihnen ein paar Fakten bringen. Während österreichweit die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe zwischen 1990 und 1993 um 3,8 Prozent gesunken ist, ist die Zahl der großen Betriebe, die zwischen 30 und 20 Hektar bewirtschaften, um 4 Prozent gestiegen. (Abg. Schwarzenberger: Aber, Herr Kollege! Ein Betrieb zwischen 20 und 30 Hektar gilt nicht als Großbetrieb!) 200 Hektar, Entschuldigung! (Abg. Donabauer: Falsch aufgepaßt!) Er paßt sehr gut auf, das ist gut. (Abg. Donabauer: Nicht richtig aufgeschrieben!) Nein, ich habe es richtig aufgeschrieben, wir haben es ganz gewissenhaft ermittelt. Herr Abgeordneter! Es war mir eine Verpflichtung, das genau zu ermitteln.
Für Vorarlberg sehen diese Zahlen noch schlechter aus, denn dort sind aufgrund der bereits erwähnten Struktur in diesem Zeitraum 377 Bauernhöfe aufgelassen worden, das sind 5,4 Prozent aller Bauern in Vorarlberg. (Abg. Aumayr: Die großen auch zusperren!)
Dies zeigt mehr als deutlich, daß das derzeitige Förderungssystem die Kleinen benachteiligt und die Großen fördert. – Ich muß jetzt leider, da ich etwas mehr vorbereitet habe, etwas kürzen.
Gott sei Dank haben das jetzt auch frühere Gegner einer neuen, gerechteren Flächenförderung erkannt – ich denke hier beispielsweise an den Tiroler Bauernbundobmann Steixner oder an den Landwirtschaftskammerpräsidenten Steger, die am 11. September groß verkündeten, daß man einen Sockelbetrag an Förderungen einführen sollte. Dies wird von mir auch geteilt, und ich