Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 43. Sitzung / Seite 57

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Wir sollten uns wirklich bemühen, uns wenigstens über die Randbedingungen, wenigstens über die Umwelteffekte einig zu sein. Dann kann noch immer der eine sagen: Ich nehme diese Umwelteffekte in Kauf! oder der andere: Ich nehme sie nicht in Kauf. – Das ist dann ein sinnvoller Streit. Aber Umwelteffekte einfach abzustreiten, obwohl man in Wahrheit nur bereit ist, sie in Kauf zu nehmen, das ist unehrliche Politik, das macht auch die Menschen verdrossen. Ich bitte daher: Umdenken! – Danke schön. (Beifall beim Liberalen Forum und bei den Grünen.)

13.57

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gelangt nunmehr Herr Abgeordneter Stampler. – Bitte, Herr Abgeordneter. Freiwillige Redezeit: 5 Minuten.

13.57

Abgeordneter Franz Stampler (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Am letzten Sonntag ging mit der Unterzeichnung des Nationalparkvertrages nicht nur eine unendliche Geschichte zu Ende, nein, es begann auch eine neue Ära der Ökologie, eine Ära, in der ein Nationalpark wichtiger ist als die Errichtung eines neuen Wasserkraftwerkes. Es ist wichtig für uns und unsere Kinder, so glaube ich, jene Stücke unberührter Natur, die es in Österreich noch gibt, zu erhalten und damit wieder einmal eine Vorbildfunktion in Europa einzunehmen.

Österreich entwickelt sich langsam zu einem Ökoparadies, was Nationalparks anlangt. So konnte man erst vor kurzem bereits den 25. Geburtstag des Nationalparks Hohe Tauern feiern. Dieser ist mit seinen fast 1 800 Quadratkilometern der größte Nationalpark Mitteleuropas. Er umfaßt eine Region mit 26 Gemeinden, in der rund 60 000 Menschen vorwiegend vom Tourismus leben, und liegt in einer der schönsten Kulturlandschaften der Alpen. Mit seinen etwa 10 000 verschiedenen Tierarten ist er wohl einzigartig. Ein solches Paradies kann und wird auch der Nationalpark Donau-Auen werden.

Zur Geschichte: Geredet wurde schon vorher oft davon, aber erst mit der Besetzung der Hainburger Au rückte ein bis dahin eigentlich nur von der örtlichen Bevölkerung geschätztes Stück Natur in den Mittelpunkt des Interesses aller Österreicher. Nun wurde die Au zu einem Politikum. Mit der Aktion des WWF "Natur freikaufen", mit dem Einsatz von Politikern, dem Auftrag an die Betriebsgesellschaft Marchfeldkanal, den Nationalpark zu planen, und schließlich mit der Unterzeichnung des 15a-Vertrages am letzten Sonntag nahmen die Dinge ihren Lauf und erreichten schließlich ihren vorläufigen Höhepunkt.

Es war ein harter, steiniger Weg, und es wird noch viel Überzeugungsarbeit in den Gemeinden, in denen die Gegner des Nationalparks noch dominieren, zu leisten sein. Man muß den Menschen ihre zum Teil verständlichen Ängste nehmen und ihnen darlegen, daß es unumgänglich ist, eine so wertvolle Naturlandschaft zu erhalten.

Nicht Tiere und Pflanzen sind es, die unseren Lebensraum zerstören wollen, sondern eher umgekehrt. Die Jagd wird in beschränktem Ausmaß weiterhin möglich sein. Sie ist sogar notwendig, da der Wildbestand weiterhin reguliert werden muß. Auch die Fischerei ist nicht gänzlich verboten, und Teile der Au stehen weiterhin für die Holzverarbeitung und für die landwirtschaftliche Nutzung zur Verfügung.

Eines muß jedoch klar sein: Bei einem weiteren Ausbau des Nationalparks darf niemand zur Herausgabe seines Landes gezwungen werden. Wir von der Österreichischen Volkspartei stehen für den Schutz der Natur, aber auch für den Schutz des Eigentums. Wir müssen vielmehr versuchen, bei den Grundeigentümern eine Bewußtseinsänderung herbeizuführen. Herr Minister Bartenstein sagte es bei der Eröffnung am Sonntag wortwörtlich: Insbesondere gehe es darum, denjenigen, die noch nicht ja zum Nationalpark sagen, die Hand zu reichen.

Die Stadt Wien ist weltweit die einzige Stadt, innerhalb deren Grenzen sich nun ein Teil eines Nationalparks befindet, noch dazu die einzige nahezu unberührte Aulandschaft Europas. Das ist schützenswert!


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