Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 44. Sitzung / Seite 129

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diesem Ruf lebt nicht nur das Österreich-Image auf der ganzen Welt, sondern von diesem Ruf profitiert auch zunehmend der boomende Städtetourismus. Und einen nicht unwesentlichen Beitrag zu diesem Ruf leisten eben auch die Bundestheater.

Der hohe Mittelbedarf dieser Institution ist seit den siebziger Jahren ein kulturpolitischer Streitpunkt, der gerade jetzt wieder an Aktualität gewinnt. Der Schwerpunkt der Kulturausgaben des Bundes liegt bei den Bundestheatern. Immerhin sind zirka 40 Prozent der Kulturausgaben durch die Bundestheater gebunden. Der Betriebsabgang betrug 1994 1,7 Milliarden Schilling. Angesichts dieser Tatsachen ist es zwar leicht, in ein Lamentieren auszubrechen, aber es ist schlichtweg falsch.

Sehr geehrte Damen und Herren! Vielmehr müssen wir die Kosten differenzieren und bereits beschrittene Wege zu Einsparungen konsequent weitergehen. Der Weg, durch eine Betriebsprüfungsfirma die Organisation des Bundestheaterverbandes zu untersuchen und daraus Vorschläge für Einsparungen zu erarbeiten, erscheint sinnvoll und gangbar. Betreffend der Einsparungen ist – wie man dem Bericht entnehmen kann – auch schon einiges geschehen: Im Bereich der Buchhaltung wurden durch EDV-Einsatz Kosten gespart, bei den Dekorations- und Kostümwerkstätten erfolgten ebenfalls Einsparungen in Millionenhöhe. Das gesamte Sparvolumen beträgt bereits etwa 38 Millionen Schilling. In Zukunft wird eine detaillierte Betriebsabrechnung vorliegen, die die Beurteilung der gesamten, sparsamen Budgetierung erlaubt.

Sehr geehrte Damen und Herren! Es erscheint auch sinnvoll, neue Einnahmen zu erschließen. Ich meine dabei aber nicht so sehr die Einführung von Garderobegebühren, wodurch zusätzliche Einnahmen von 4 Millionen Schilling zu erwarten sind, sondern die Öffnung der Burg unter dem Motto "Die andere Burg". So wird an den Abenden außerhalb der Repertoirevorstellungen das Haus für Lesungen, Soloprogramme und ähnliche Veranstaltungen geöffnet. Erst am 29. dieses Monats fand die vielbeachtete Lesung von Salman Rushdie und Erika Pluhar aus "Des Mauren letzter Seufzer" statt.

Auch das muß ein vorrangiges Ziel einer seriösen Sparpolitik sein: Die Reduktion von Kosten darf zu keinem Qualitätsverlust führen und die künstlerische Leistung nicht beeinträchtigen. Gerade das Burgtheater hat sich im letzten Jahrzehnt einen ausgezeichneten internationalen Ruf erarbeitet. (Abg. Dkfm. Dr. Stummvoll: Hat es schon vorher gehabt!) Ein reiches Repertoire verbindet sich mit glänzenden Schauspielernamen. Es ist ein Haus, in dem mehr denn je, entgegen aller bösen Zungen, österreichische Dramatiker aufgeführt werden. Sinnvolles Sparen, gerade im Bereich der Kunst, darf nicht zum Verlust des Kreativen führen – im Gegenteil! – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

17.33

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Riedler. – Bitte, Sie haben das Wort. Redezeit: 20 Minuten.

17.34

Abgeordneter Dr. Wolfgang Riedler (SPÖ): Meine Damen und Herren! Herr Präsident! Herr Minister! Wenn wir schon vom Sparen reden, dann scheint es mir heute ein besonders gutes Zeichen zu sein, daß wir uns eine Kulturkampfdebatte erspart haben, die wohl der Nation nicht genützt hätte und nicht nützen würde. Ich bin sehr dankbar und froh darüber, daß von allen Seiten sehr seriöse Debattenbeiträge gekommen sind, und glaube, daß das auch die Zukunft der österreichischen Kulturdebatte prägen sollte.

Dennoch erlaube ich mir, auf ein oder zwei Punkte einzugehen, die von meinen Vorrednern angeschnitten worden sind.

Erstens auf einen Hinweis des Kollegen Morak, der mir sehr interessant erschienen ist. Er hat darauf hingewiesen, daß dem Bundesminister und der Koalition Lob zusteht. Im Gegensatz zur Kollegin Partik-Pablé bin ich durchaus der Auffassung, daß dort, wo Lob angebracht ist, Lob auch gegeben werden soll. Das Kulturbudget – er hat ja nicht vom Bundestheaterbudget gesprochen, sondern vom Kulturbudget – ist in Zeiten der Budgeteinsparungsmaßnahmen


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