Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 44. Sitzung / Seite 151

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Ich wünsche Ihnen viel Kraft und viel Erfolg, aber auch viel Ausdauer für die nächsten Tage. Auch wenn Sie trotz dieser vielen Aufgaben wenig Zeit haben werden, bitte ich Sie, Ihre Aufmerksamkeit der Österreichischen Hochschülerschaft und speziell einer von sozialistischen, grünen und alternativen Studenten beschlossenen Resolution zuzuwenden. Darin wird vorgeschlagen, daß Mitgliedern rechtsextremer Korporationen akademische Grade abzuerkennen sind.

Studentische Forderungen und Resolutionen haben die Gunst, überziehen zu dürfen. In diesem Falle haben aber die Ihnen ideologisch nahestehenden Studentinnen und Studenten klar über das Ziel geschossen.

In einer heutigen Presseaussendung wird festgestellt, daß sie mit diesem Versuch direkt an die Vorgangsweise des Dritten Reiches angeschlossen haben, wo die Aberkennung akademischer Grade von Regimegegnern gängige tägliche Praxis war. Abgesehen davon, daß der linksextreme Sektor bei dieser bedenklichen Diffamierungsaktion ausgelassen wurde, wird den Studentenverbindungen gleichsam a priori Rechtsextremismus nachgesagt.

Da das Leobener Hochschulleben vom studentischen Verbindungswesen begleitet und häufig getragen wird und Sie diese Ihre Herzeiguniversität mit Spitzenrankingwerten wohl kaum als rechtsradikal bezeichnen werden, darf ich Sie im Namen meiner Universität bitten, gegen diese Resolution klar Front zu beziehen. – Ich danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

19.13

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Ablinger. – Bitte, Sie haben das Wort. Redezeit: 20 Minuten.

19.13

Abgeordnete Sonja Ablinger (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Ich werde, da alle schon auf die Uhr schielen, nicht mehr allzulang Ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.

Ich möchte noch einmal auf jenen Teil des Hochschulberichtes eingehen, der sich mit den Frauen beschäftigt. Er ist deswegen so resignierend, weil die Zahlen so resignierend sind und weil ich vermute, daß hier möglicherweise ... (Abg. Dr. Lukesch: 52 Prozent der Inskribierenden sind weiblich!) Schütteln Sie nicht den Kopf, Herr Lukesch, dem werden Sie doch zustimmen. Das Problem ist, daß man in zwei Jahren wahrscheinlich wieder dieselbe Geschichte diskutieren wird. (Abg. Dr. Lukesch: Es dauert eine Zeitlang!) Es dauert eine Zeitlang. Wir werden das nicht mehr erleben, wenn es immer nur heißt, daß es eine Zeitlang dauert. Das hören wir schon so lange. Auch ich werde es wahrscheinlich nicht mehr erleben. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Sie schon? Aha, gut, das würde mich freuen, es ist dann wahrscheinlich ein biologisches Wunder, wenn Sie das noch erleben werden. (Abg. Schwarzenberger: Sie müssen halt gesünder leben!)

Aber der Punkt ist der – schauen wir uns die Zahlen an –: Studienanfängerinnen 53 Prozent, Absolventinnen 44 Prozent, Frauen im wissenschaftlichen Mittelbau 20 Prozent, Professorinnen 3,5 Prozent. Also auch hier greift dieses eherne Gesetz, daß überall dort, wo die Hierarchie höher wird, immer weniger Frauen sind. Noch etwas: Es gibt keine Rektorin und keine Dekanin. Von 779 Institutsvorständen sind 27 Frauen. In den akademischen Senaten und Fakultätskollegien sind 81 Frauen und 498 Männer.

Dieser Bericht sagt in dankenswerter Weise sehr offen, daß die Universität als Arbeitsplatz noch immer eine Männerdomäne ist. Das heißt, Frauen dürfen dort studieren, sie dürfen aber nicht lehren. Kollegin Brinek hat bereits angeschnitten, daß Frauen wahnsinnig aufgeholt haben, vor allem im Bereich der Qualifikationen, im Bereich dessen, was ihr Lebenskonzept ist, wie Sie das dargestellt haben. Es hat ihnen allerdings nichts genützt. Und es ist so, wie wenn man Frauen an einen Tisch bittet, ihnen aber keine Stühle gibt. Das ist eine traurige Geschichte.

Wir müssen immer noch davon sprechen, daß es noch immer zuwenig Frauen sind, obwohl man uns versichert, daß es schon werden wird. Die Geduld hat aber wahrscheinlich auch einmal ein Ende, und es geht uns einfach zu langsam.


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