Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 48. Sitzung / Seite 60

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Bei der Führung von Betrieben ist es wichtig, die Mitarbeiter zu motivieren. Ich meine, das ist im Schulbereich sogar besonders wichtig. Daher möchte ich allen Lehrern sehr herzlich für ihre engagierte Arbeit danken und möchte sie bitten, mit mir auf dem Weg, den diese Schulgesetznovelle beschreitet, weiterzugehen – zum Wohle unserer Schulen und zum Wohle der Schüler! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Dr. Stippel. )

12.07

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Danke, Frau Bundesministerin. – Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Fuchs. – Bitte, Frau Abgeordnete.

12.07

Abgeordnete Brunhilde Fuchs (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Im vorliegenden Schulpaket hat meiner Ansicht nach der Bereich Integration eine besondere Bedeutung, und ich denke, daß dieses heute zu beschließende Gesamtpaket einen Reformschub darstellen muß und auch darstellen wird.

Integration in der Schule ist auch ein wichtiger Schritt zur gesellschaftlichen Integration. Wir Abgeordneten sind in den letzten Tagen mit Briefen überhäuft worden, in denen sowohl das Für als auch das Wider bei der Integration, vor allem der Integration geistig Behinderter, zur Sprache gekommen ist. Das zeigt, daß ein breiter Diskussionsprozeß in Gang gebracht wurde. Auch Presseaussendungen sind erfolgt, auf die ich noch zurückkommen werde.

Aus meiner Sicht hat Behindertenintegration in der Schule und die Diskussion darüber jedoch nichts mit Budgetumschichtungen, Quoten, verhinderter Elitenbildung – wie wir das auch heute wieder gehört haben –, Ausgrenzung, Zwangsbeglückung, Kindern zweiter Klasse, Herbergssuche oder sonstigem Kampfvokabular zu tun, wie es leider in Presseaussendungen der letzten Tage zu finden war.

Die soziale Integration geistig Behinderter ist eine rein politische Frage, und wenn man diese Frage mit ja beantwortet, dann ist es nur logische Konsequenz, daß man auch die formalen Rahmenbedingungen dafür einführt, die eine sinnvolle Integration erst möglich machen.

Zu diesen Rahmenbedingungen gehören die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl in den Integrationsklassen, Beratung, Information und Unterstützung von Lehrerinnen und Lehrern, neue Lehr- und Lernformen und dazu passende Unterrichtsmaterialen, verpflichtende Lehrerfortbildung und Supervisionsangebote, und dazu gehört auch weiterhin die Möglichkeit, den optimalen Bildungsweg für ein geistig behindertes Kind zu finden, der seinen Ansprüchen am ehesten genügt. Ziel muß in allen Fällen die soziale Integration und das Schaffen der Voraussetzungen dafür sein, daß alle Menschen ein möglichst selbstbestimmtes und eigenständiges Leben führen können.

Schulversuche in 600 Volksschulklassen, 363 Hauptschulklassen und 14 AHS-Klassen haben gezeigt, daß der Weg der Integrationsklassen ein guter ist. Daneben gibt es natürlich auch weiterhin die derzeit bestehenden Sonderschulen, die Sonderpädagogischen Zentren, die Kooperationsmodelle und Stützlehrersysteme. Das ist die Vielfalt des Angebotes.

Eine Studie über die Evaluierung von Integrations-Schulversuchen in Hauptschulen zeigt ganz klar, daß sich die Integration geistig Behinderter auf die Situation in den jeweiligen Klassen und Schulen ausgesprochen positiv auswirkt. Das sei allen Kritikern und all jenen, die diesem Integrationsmodell negativ gegenüberstehen, sehr deutlich gesagt! Ich kann Ihnen dazu auch einige Beispiele nennen.

In jenen Schulen, in denen Integration praktiziert wurde. gab es mehr pädagogische Aktivitäten und eine größere Zufriedenheit der Eltern mit der Schule. Die Eltern berichteten über größeres Förderbemühen sowohl für schwächere als auch für begabtere Schülerinnen und Schüler, und die Schulfreude der Kinder stieg. Außerdem zeigte sich ein stärkeres Bemühen in Richtung Lebensnähe, Zusammenarbeit und schülerzentriertem Unterricht. Schließlich gab es auch verstärkte Kooperation und Teamarbeit bei den Lehrern.


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